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Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, kritisiert den Umgang des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki mit der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. „Es deutet vieles darauf hin dass Kardinal Woelki mit Blick auf Betroffenenbeteiligung, Transparenz und Unabhängigkeit von Aufarbeitung einen massiven Fehler begangen hat“, sagte Rörig der Zeitung „Tagesspiegel“.
Ende Oktober hatte das Erzbistum Köln gemeinsam mit seinem Betroffenbeirat mitgeteilt, das Gutachten der Kanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl über den Kölner Umgang mit Missbrauchsfällen werde wegen „methodischer Mängel“ nicht veröffentlicht. Diese Mängel hätten andere Juristen bei einer Überprüfung bestätigt. Stattdessen solle der Kölner Strafrechtler Björn Gercke eine neue Untersuchung vorlegen.
„Wenn man Transparenz nicht einhält, steht Vertuschungs-Verdacht im Raum“
Die beiden Sprecher des Kölner Betroffenenbeirats sagten der „Süddeutschen Zeitung“, sie hätten ihre Zustimmung zu dem Vorgehen unter Druck gegeben. Sie traten aus dem Beirat aus.
Rörig sagte: „Wenn man Transparenz verspricht und dann nicht einhält, steht der Verdacht erneuter Vertuschung im Raum“. Das Ganze sei eine große Belastung und möglicherweise ein Rückschlag für die Aufarbeitung.
Lob nach Aachen
Er befürchte nun, so Rörig, dass „bei Betroffenen das Vertrauen, das gerade gewachsen ist, wieder gebrochen wurde“. Bislang habe er den Eindruck gehabt, dass Woelki einen starken Willen zur Aufarbeitung habe. „Ich hoffe, dass er diesen Willen jetzt noch unter Beweis stellt“.
Dagegen würdigte Rörig das Vorgehen des Aachener Bischofs Helmut Dieser. Er zeige durch seine Bereitschaft, das Gutachten zu seinem Bistum veröffentlichen zu lassen, dass für ihn Transparenz und Unabhängigkeit wichtige Güter seien. Der Bischof hatte dieselbe Kanzlei beauftragt und deren Bericht veröffentlicht.