„Der Eindruck von Vertuschung im Erzbistum Köln ist derzeit stärker“

Unabhängige Kommission zweifelt am Willen zur Aufarbeitung in Köln

  • Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch greift die Vorgänge im Erzbistum Köln scharf an.
  • Der Eindruck von Vertuschung sei „stärker als das Vertrauen auf einen echten Aufarbeitungswillen“.
  • Ein Gutachten nicht zu veröffentlichen, wecke „erhebliche Zweifel“ am Willen zu ehrlicher Aufarbeitung.

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Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch greift die Vorgänge im Erzbistum Köln scharf an. Der Prozess sei mittlerweile schwer beschädigt, erklärt die Kommission. Von außen betrachtet sei „der Eindruck von Vertuschung beim Vorgehen im Erzbistum Köln stärker als das Vertrauen auf einen echten Aufarbeitungswillen“. Eine Klärung gegenüber den Betroffenen und der Zivilgesellschaft sei dringend notwendig.

Kardinal Rainer Maria Woelki hatte ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen in seinem Erzbistum wegen „methodischer Mängel“ nicht wie zunächst vorgesehen veröffentlichen lassen. Ein neues Gutachten soll bis 18. März vorliegen. Zudem wird dem Erzbischof vorgeworfen, selbst in die Vertuschung von Missbrauch verwickelt gewesen zu sein.

 

Mitglieder des Betroffenenbeirats instrumentalisiert

 

Das Gutachten nicht zu veröffentlichen, wecke „erhebliche Zweifel an dem Willen einer ehrlichen Aufarbeitung“, so die Kommission. Besonders schwer wiege, dass sich einige Mitglieder des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln instrumentalisiert fühlten.

Zentral bei Aufarbeitung seien Unabhängigkeit, Transparenz, Vertragssicherheit, die Beteiligung und Mitsprache von Betroffenen. Ein gelungener Aufarbeitungsprozess kann nach Ansicht der Kommission dazu beitragen, dass Betroffene sexualisierter Gewalt das erfahrene Unrecht besser bewältigen, und dass die Öffentlichkeit darauf vertrauen kann, dass der Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch ernsthaft geführt wird.

 

Hintergrund zur Kommssion

 

Die Kommission nahm 2016 ihre Arbeit auf. Sie soll Ausmaß und Folgen von Kindesmissbrauch in Deutschland untersuchen und ist beim Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung angesiedelt.

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