Kölner Kardinal: Kann mich an fragliche Liste nicht erinnern

Neue eidesstattliche Versicherung: Woelki reagiert auf Aussage zu Pilz

  • Im presserechtlichen Streit mit der "Bild"-Zeitung hat Kardinal Rainer Maria Woelki eine neue, dritte eidesstattliche Versicherung abgegeben.
  • Darin bekräftigt er, von Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren "Sternsinger"-Präsidenten Winfried Pilz bis Ende Juni 2022 keine Kenntnis gehabt zu haben.
  • Woelki reagiert auf andere Angaben der früheren Generalvikariats-Mitarbeiterin Hildegard Dahm.

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Im presserechtlichen Streit mit der "Bild"-Zeitung hat Kardinal Rainer Maria Woelki eine neue, dritte eidesstattliche Versicherung abgegeben. Darin bekräftigt er, von Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren "Sternsinger"-Präsidenten Winfried Pilz bis Ende Juni 2022 keine Kenntnis gehabt zu haben. Einen entsprechenden Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" bestätigte ein Sprecher des Erzbistums Köln. Dem Kardinal wird vorgehalten, das Bistum Dresden-Meißen nicht frühzeitig über Pilz informiert zu haben, der dort seinen Ruhestand verbracht hatte.

In der eidesstattlichen Versicherung geht Woelki auf die Interview-Aussage der früheren Personalchef-Assistentin Hildegard Dahm ein, sie habe bereits 2015 für ein Arbeitstreffen ihres Chefs mit dem Erzbischof eine Liste mit beschuldigten Priestern erstellt - darunter Pilz. Dazu schreibt Woelki: "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich diese Liste erhalten habe, dass ich diese Liste zur Kenntnis genommen, also angesehen habe." Somit könne er sich auch nicht daran erinnern, dass er auf dieser Liste den Namen Pilz gesehen habe.

Dahms Interview löste Ermittlungen aus

Nach Dahms Interview leitete die Kölner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Woelki wegen des Verdachts einer Falschaussage in einer vorhergehenden eidesstattlichen Versicherung ein. Auch darin betont der Kardinal, erst im Juni dieses Jahres vom Fall Pilz erfahren zu haben.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt in einem weiteren Fall gegen Woelki wegen einer möglichen falschen eidesstattlichen Versicherung. Hier geht es um den des Missbrauchs beschuldigten Pfarrer D., den der Erzbischof 2017 befördert hatte.

Der andere umstrittene Fall

Ein Verhandlungstermin vor dem Landgericht Köln in dem presserechtlichen Verfahren gegen "Bild" fiel in der vorigen Woche wegen Erkrankung eines Kammermitglieds aus. Der Termin wurde nach Gerichtsangaben auf den 11. Januar verschoben. Dann soll der frühere Missbrauchsbeauftragte des Erzbistums Köln, Oliver Vogt, als Zeuge vernommen werden.

Woelki wehrt sich per eidesstattlicher Versicherung gegen die Darstellung der "Bild", er habe D. befördert, obwohl er belastende Inhalte aus dessen Personalakte sowie eine Polizeiwarnung gekannt habe. Er habe nur von einem früheren sexuellen Kontakt des Mannes mit einem Prostituierten sowie von "weiteren Gerüchten" gehört. Der Priester übte früher eine Position in der unteren kirchlichen Führungsebene aus.

Priester war freigesprochen worden

Als erste Zeugin war die langjährige Sekretärin des früheren Kölner Kardinals Joachim Meisner vernommen worden. Sie gab an, Woelki schon um das Jahr 2010 in seiner Zeit als Kölner Weihbischof über Saunabesuche des Priesters D. mit Messdienern und über anzügliche Bemerkungen gegenüber Jugendlichen informiert zu haben. Die Meisner-Sekretärin erklärte aber auch, sie habe weder die Personalakte noch die Polizeiwarnung gesehen und daher mit Woelki auch nicht darüber gesprochen.

Der zwischenzeitlich beurlaubte D. darf mittlerweile wieder als Priester tätig sein - unter Auflagen. In einem kirchlichen Strafverfahren wurde er von den Vorwürfen gegen ihn freigesprochen. Laut Erzbistum darf er aber weder in der Kinder- und Jugendarbeit noch in der Pfarrseelsorge oder in leitender Position tätig werden.

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