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Mit drei Rikschas fährt ein Team ehrenamtlicher Helfer jetzt zweimal in der Woche Bewohner des Caritas-Altenheims St.-Pius-Stift durch Cloppenburg. Gregor Möller-Reemts hatte die Idee zu dem Projekt und hat auch die Finanzierung der jeweils 8000 Euro teuren Elektro-Fahrzeuge organisiert. Bewusst hat er sich für Rikschas mit Frontsitzen entschieden.
Hanna Röben strahlt. „Das war so herrlich“, schwärmt die 95-Jährige und schwenkt begeistert ihre Arme. Gerade ist sie von einer Radtour zurückgekommen, ihrer ersten seit vielen Jahren. Dass sie so etwas überhaupt noch einmal würde erleben können, das hätte sie nicht gedacht. Denn, so sagt sie: „Ich kann ja nicht mehr laufen. Ich sitze im Rollstuhl.“ Seit sechs Jahren lebt sie im Cloppenburger Caritas-Altenheim St.-Pius-Stift und sagt begeistert: „Es war einfach toll.“
Gemeinsam mit zwei anderen Bewohnerinnen war sie heute an der Reihe. Nach und nach sollen möglichst viele Bewohner in den Genuss des neuen Angebots kommen und als Passagiere eine Rikscha-Tour durch und um Cloppenburg erleben. Möglich macht das Ganze ein Ehrenamtlichen-Team rund um Gründer Gregor Möller-Reemts.
Immer dienstags und donnerstags auf Rikscha-Tour
Im vergangenen Jahr hat der 63-Jährige die Voraussetzungen für das Projekt geschaffen, das vor drei Wochen, am 1. Juni, gestartet ist. Seither machen sich dienstags und donnerstags immer andere aus einem ehrenamtlichen Helferteam mit den Elektro-Rikschas auf Tour, mal durch die City, mal weiter raus in die Umgebung.
Ein Fernsehbericht hatte den Pensionär auf die Idee mit dem ehrenamtlichen Senioren-Fahrdienst gebracht. Beim Leiter des Altenheims war er damit sofort auf offene Ohren gestoßen. Auch die Reaktionen anderer Menschen ermutigten ihn. Es wäre eine echte Bereicherung für alte Leute, sagten sie. Das spornte Möller-Reemts an.
Bewusst Fahrzeuge mit Frontsitzen gewählt
Bewusst suchte Gregor Möller-Reemts dann nach Rikschas mit Frontsitzen. „Damit können sich Fahrer und Passagiere unterwegs gut unterhalten“, sagt er. Die nötigen 8000 Euro pro Gefährt brachte er zum Beispiel über Kontakte zum örtlichen Lions-Club, der Bürgerstiftung, privaten Stiftungen und einem Mehrgenerationen-Projekt der Stadt Cloppenburg zusammen.
Nach und nach wuchs auch der Kreis derjenigen, die sich als ehrenamtliche Fahrer meldeten. Rund ein Dutzend sind es derzeit. Sie tragen sich in die Liste der Helfer ein, manche vier- bis fünfmal im Monat, manche weniger, je nachdem, wie oft sie die zweieinhalb bis drei Stunden pro Einsatz erübrigen können.
Möglichst viele sollen in den Genuss kommen
An seine erste Fahrt mit der Elektro-Rikscha kann sich Gregor Möller-Reemts noch gut erinnern. Eine Bewohnerin des Cloppenburger „Wanderlicht“-Hospizes hatte sich die Tour gewünscht. Auch für sie satteln die Helfer auf Wunsch die Transporträder. „Es ging durch die Stadt und an der Soeste entlang. Das war sehr berührend.“
Mitarbeiter des St.-Pius-Stifts wählen die Rikscha-Passagiere aus. Möglichst viele sollen nach und nach von dem Angebot profitieren. Maren Kenkel, Pflegedienstleiterin des Service-Hauses, weiß, wie begehrt die Touren sind und hat Verständnis dafür: „Für unsere Bewohnerinnen und Bewohner ist es sehr schön, wenn sie mal rauskommen, etwas anderes sehen. Sie genießen das sehr.“
Die Fußgängerzone ist tabu – bislang noch
Die Touren suchen die Fahrer aus. Durch die Fußgängerzone fahren sie bisher nicht. Fahrradfahren ist dort nicht erlaubt. Aber vielleicht macht die Stadt ja für Rikschas eine Ausnahme. Gregor Möller-Reemts will mal nachfragen.
Jede Fahrt ist anders. Auf Wunsch weicht die Gruppe auch mal spontan vom geplanten Verlauf ab. „Heute zum Beispiel hat eine Frau erzählt, dass sie früher ein paar Straßen weiter mal gewohnt hat. Da sind wir da auch noch einmal kurz dort vorbeigefahren. Das haben wir schon öfter gemacht.“
Der Gründer hat noch mehr Ideen
Begeisterung wie die von Hanna Röben erleben Gregor Möller-Reemts und die anderen im Team regelmäßig. „Daran spüren wir: Unsere Idee war gut, und wir sind auf dem richtigen Weg.“ Er hofft, dass sich das Ganze jetzt noch weiter entwickelt. Ideen hat er genug und denkt zum Beispiel an monatliche Angebote für Gehbehinderte durchs Cloppenburger Museumsdorf, vielleicht mit einer Museumsführerin, die auf dem Fahrrad mitfährt.
Außerdem sucht er noch nach einem Weg, gehbehinderte Menschen in das Projekt einzubeziehen, die zu Hause leben. „Die können sich auch gerne melden“, sagt er. An ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern mangele es derzeit jedenfalls nicht. Gerade erst hat er wieder drei junge Frauen mit den Fahrzeugen vertraut gemacht.
Interessierte aus anderen Städte können sich melden
Gründer Möller-Reemts sieht sein Projekt auch als Vorbild für andere Städte. Warum sollten die nicht ähnliche Aktionen starten? Gerne gibt er ihnen seine Erfahrungen weiter. Erste Interessenten dafür hat er schon. Weitere können sich unter 0 44 71-8 27 75 bei ihm melden.