Reportage zum Weltmissionssonntag an diesem Wochenende

Nigeria: In Corona-Zeiten helfen Missio und der Bischof

  • An diesem Wochenende werden die Katholiken in Deutschland um Spenden für das Hilfswerk Missio gebeten.
  • Es unterstützt die Kirche zum Beispiel in Nigeria.
  • Sie kümmert sich - gerade in Corona-Zeiten - um Alte, Kranke, Schulkinder und Flüchtlinge.

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Bischof Stephen Dami Mamza ist keiner, der schnell aufgibt. Nicht, als Tausende bei der Kirche Zuflucht vor den Terroristen von Boko Haram suchen. Nicht, als die Islamisten seinen Bruder ermorden. Auch jetzt nicht, in der Corona-Krise. „Die Menschen zählen auf mich“, sagt der Bischof von Yola – wissend, dass er Mitarbeiter entlassen muss.

Ende Februar registrierte Nigeria erste Corona-Fälle. Die Regierung reagierte mit Ausgangsperren, Geschäfte schlossen, Gottesdienste durften nicht mehr stattfinden. Doch die Maßnahmen konnten nicht lange gehalten werden. Denn ein Großteil der Bevölkerung lebt von der Hand in den Mund – als Straßenverkäufer, Markthändler oder von Dienstleis­tungen. Hunderttausende verloren ihre Arbeit. Preise für Lebensmittel und Transport schossen in die Höhe, nachdem die Regierung Subventionen für Benzin und Strom strich. Die Menschen hatten nichts zu essen. Das Wort vom „Hungervirus“ machte die Runde.

 

Keine Kollekte mehr

 

Sonntags in Namtari, einem Dorf am Rande von Yola. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist auf 50 beschränkt. „Eine Kollekte halten wir nicht mehr. Die Menschen haben nichts, was sie noch geben könnten. Im Gegenteil. Sie hoffen auf die Hilfe der Kirche“, sagt Pfarrer Emmanuel Gambo.

Draußen verteilen kirchliche Helfer Kleidung. Es fehlt an allem. Auch für Gambo ist die Situation schwer. Normalerweise leben er und die Gemeindehelfer von Lebensmitteln, die die Gemeinde spendet. Damit helfen sie Alten, Kranken, Witwen, die sonst niemanden haben, der sie unterstützt.

 

Flüchtlinge leben an der Kathedrale

 

„Die einzige Hilfe, die wir im Moment bekommen, erhalten wir durch den Bischof“, erzählt der Pfarrer, der in der Pandemie trotz allem auch Gutes zu erkennen vermag: „Vielleicht hat Gott entschieden, uns eine Lektion zu erteilen. Viele Menschen denken nicht an die Zukunft, nur an das Jetzt. Die Krise ist eine Gelegenheit, über das Leben nachzudenken.“

Gutes kann Abraham Bitrus (12) in der Krise nicht erkennen. Er lebt mit seinen Eltern in einem Lager für jene, die vor den Islamisten von Boko Haram fliehen mussten. Seit sechs Jahren werden sie von der Kirche auf dem Gelände der Kathedrale in Yola versorgt.

 

Wegen Schulschließung konnten Lehrer nicht mehr bezahlt werden

 

Vor Corona hatte Bischof Stephen alle Kinder aus dem Camp in Schulen untergebracht. Doch seit Monaten sind diese wegen Corona geschlossen. Unterricht per Internet gibt es für die Kinder nicht. Das Lager verlassen, um mit anderen zu spielen, sollen sie nicht. „Wir beten schon die ganze Zeit für das Ende von Corona“, erzählt Abraham. „Ich will wieder zur Schule gehen.“

Bischof Stephen musste nach der Schließung die Lehrer der kirchlichen Schulen entlassen. „Anfangs haben wir ihnen noch die Hälfte des Gehaltes zahlen können. Aber ohne Schulgebühren konnten wir das nicht lange durchhalten.“

 

Hoffnung auf Solidarität

 

Auch bei Wiederaufnahme des Schulbetriebs werde es nicht einfach, meint der 50-jährige Bischof: „Ich fürchte, viele Eltern können die Schulgebühren nicht aufbringen. Es gibt so viele Menschen ohne Arbeit.“ Für die jungen Menschen in Nigeria dürfte das Folgen haben – besonders für die Zukunft vieler Mädchen, denen es auch ohne Corona sehr viel schwerer gemacht wird, eine Schule zu besuchen.

Die Katholiken setzen auf Solidarität – auf jene aus Deutschland und auf ihre eigene. Wie vor sechs Jahren, als die vor Boko Haram Geflüchteten Hilfe suchten. Alle halfen, die Menschen zu versorgen.
Und selbst für die 86 Familien, die seither auf Kirchengrund nahe der Kathedrale ausharren, fand der Bischof mit Hilfe des deutschen Werks Missio eine Lösung. Gerade entsteht eine Siedlung, in der jede Familie eine kleine Doppelhaushälfte und ein Stück Ackerland zur Eigenversorgung bekommt.

Spenden sind - neben der Kollekte an diesem Wochenende - per Überweisung auf das Konto mit der IBAN DE23 3706 0193 0000 1221 22 bei der Pax-Bank möglich, BIC GENODED1PAX, oder im Internet unter www.missio-hilft.de/kollekte.

 

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