Das Konzept am katholischen Berufskolleg Hildegardisschule in Münster

„Oasentage“ im Homeschooling – so gelingt die digitale Auszeit

  • Digitale Oasentage der Hildegardisschule in Münster sollen die Schüler im tristen Corona-Schulalltag auf andere Gedanken bringen.
  • Videos, Texte und Aufgaben fernab von jedem Unterrichtsstoff geben aktuellen Fragen und Gefühlen der Jugendlichen Raum.
  • Auch für die Lehrer ergeben sich wichtige Kontakte und Einblicke.

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Der Anstoß kam von den Lehrern der Hildegardis-Schule in Münster. Wie fast überall in Deutschland waren sie seit geraumer Zeit auf Distanzunterricht angewiesen. Immer wieder aber blieben dabei die Bildschirme einiger Schülern vom Berufskolleg des Bistums zeitweise schwarz, weil die Kameras ausgeschaltet worden waren. Denn je länger das Homeschooling andauerte, desto mehr sank die die Motivation der Jugendlichen.

„Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt für eine gemeinsame Auszeit“, sagt Sabrina Schulte-Lüke. Die Religionslehrerin und Schulseelsorgerin entwickelte in Zeiten ohne Corona immer wieder entsprechende Angebote. Diese klassischen „Oasentage“ aber sind geprägt von Begegnung, von direktem Austausch und von der Gruppenarbeit. Das geht derzeit nicht. Die Lösung war die Digitalisierung auch dieser Tage.

 

Es geht um Gefühle

 

Religionslehrerin und Schulseelsorgerin Sabrina Schulte-Lüke hat das Konzept der digitalen Oasentage entwickelt. | privat
Religionslehrerin und Schulseelsorgerin Sabrina Schulte-Lüke. | privat

„Die Grundidee ist die gleiche, die Umsetzung wurde angepasst“, sagt die Lehrerin. „Es geht darum, die Schüler aus ihrem derzeit eintönigen Trott herauszuholen und ihnen Impulse für andere Gedanken zu geben.“

Auch wenn die Hilfsmittel wie Laptop, Handy oder Tablet die gleichen bleiben – die Inhalte und die Zielsetzung sind andere. „Es geht nicht um Leistung und Wissensvermittlung, sondern allein um die Fragen und Gefühle der Schüler in dieser für sie besonders schweren Zeit.“ Und die können auch per Video-Konferenz erreicht werden.

 

Filme, Bildbetrachtungen, Aufgaben vor der Tür

 

Kurzfilme, Musk-Clips und Bildbetrachtungen gehören dazu. Aber auch Aufgaben, für die die Schüler vor die Tür gehen müssen: „Nehmt euer Smartphone und geht Spazieren, macht Fotos von schönen Dingen“, werden sie aufgefordert.

Gespräche in Kleingruppen, Diskussionen im großen Forum und besinnliche Texte gehören ebenfalls dazu. Zudem werden sie auf eine Wunschreise geschickt: „Plant den perfekten Nach-Corona-Tag mit euren Lieblingsmenschen.“

 

Ein Blick hinter die Bildschirme

 

„Die Jugendlichen erfahren, wie es den anderen in ihrer Klasse geht“, nennt Schulte-Lüke einen Effekt. Der zweite ist nicht weniger wichtig: „Auch wir Lehrer bekommen einen Einblick in die Situation hinter den Bildschirmen unserer Schüler.“

Das seien wichtige Informationen für das Gelingen des Schulalltags mit den insgesamt etwa 850 Schülern, sagt sie. „Klassenfahrten oder Pausengespräche, die sonst dafür da sind, gibt es gerade aber nicht.“ Ihr Oasen-Konzept hilft, dieses Loch zu stopfen. Fast jede Klasse hat es bereits genutzt.

 

Was eine Schülerin sagt

 

Auch Jounia Volkmann hat den digitalen Oasentag mit ihrer elften Klasse für die Allgemeine Hochschulreife bereits erlebt. Für sie habe sich ein Perspektivwechsel aufgetan, sagt die Schülerin: „Ich habe erkannt, dass ich nicht allein bin mit der Situation, in der wir zurzeit stecken.“

Obwohl sie unter der Corona-Situation leide, ergäben sich darin auch Chancen. „Als persönliche Konsequenz aus der Corona-Zeit werde ich den direkten Kontakt zu Menschen in Zukunft viel mehr schätzen.“