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Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck fordert, dass die katholische Kirche ihre Sicht auf Homosexualität verändert und Vorurteile überwindet. In der „Herder Korrespondenz“ wendet er sich gegen die Stigmatisierung schwuler Priester.
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck fordert, dass die katholische Kirche ihre Sicht auf Homosexualität verändert und Vorurteile überwindet. „Eines steht fest: Jeder Mensch kann äußerst respekt- und liebevolle zwischenmenschliche Beziehungen eingehen“, schreibt er in einem Gastkommentar für die „Herder Korrespondenz“ (Februar). „Bestimmte Gruppen davon auszuschließen, ist Ausdruck eines Vorurteils, das für Betroffene schwer zu ertragen ist und letztlich zu ihrer Diskriminierung oder gar Kriminalisierung beiträgt.“
Mit seiner Forderung wendet sich Overbeck vor allem gegen die Stigmatisierung homosexueller Priester im Zuge des Missbrauchskandals in der katholischen Kirche. „Weder die hetero- noch die homosexuelle Orientierung eines Menschen als solche kann und darf als Ursache für sexuellen Missbrauch betrachtet werden“, schreibt Overbeck in dem Beitrag. Darum wäre es geradezu abwegig zu behaupten, das Problem sexuellen Missbrauchs ließe sich etwa dadurch lösen, den Zugang zum Priestertum nur auf heterosexuell empfindende Männer zu beschränken.
Nicht auf biblischen Vorurteilen verharren
Mit einer solchen Forderung werde die gefährliche Illusion genährt, für die Lösung eines „so komplexen Problems“ wie des sexuellen Missbrauchs ein Patentrezept zu besitzen. Viele Gespräche mit einzelnen Betroffenen in den vergangenen Jahren hätten ihn nachdenklich gemacht und berührt.
Der Essener Bischof setzt sich auch dafür ein, nicht auf biblischen Vorurteilen gegenüber Homosexuellen zu beharren. Man müsse der „fundamentalistischen Versuchung“ der vermeintlich einfachen Antworten widerstehen. Gleichzeitig sei die „sensible Frage“ nach dem kirchlichen Status gleichgeschlechtlicher Beziehungen von der Debatte über die katholische Sexualmoral ausgenommen.
Unterschiedliche Aussagen in der katholischen Kirche
Homosexualität ist in der katholischen Kirche immer wieder Gegenstand theologischer Auseinandersetzungen. Der Papst hat sich in der Vergangenheit unterschiedlich geäußert. 2016 hatte sich Papst Franziskus in seiner Schrift „Amoris laetitia“ für die Anerkennung homosexueller Lebensweisen ausgesprochen. Im Dezember 2018 hatte er Homosexualität jedoch als Modeerscheinung bezeichnet und davon gesprochen, Kinder mit homosexuellen Neigungen psychiatrisch behandeln zu lassen. Diese Aussage relativierte er aber später.
Im vergangenen Herbst sorgten schwulenfreundliche Äußerungen des Jesuitenpaters Ansgar Wucherpfenning dafür, dass der Vatikan die Zustimmung zu seiner erneuten Ernennung als Leiter der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main zunächst verweigerte.