Bernd Mönkebüscher: Bischof Overbeck gab den Impuls

Homosexuell: Katholischer Pfarrer in Hamm outet sich

Der katholische Priester Bernd Mönkebüscher (52) aus Hamm hat sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Dem „Westfälischen Anzeiger“ sagte er, Äußerungen des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck hätten ihn dazu ermutigt.

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Der katholische Priester Bernd Mönkebüscher (52) aus Hamm hat sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt – zunächst auf seiner Facebookseite, jetzt in einem ganzseitigen Interview mit dem „Westfälischen Anzeiger“ aus Hamm. „Ich habe mindestens 40 Jahre darunter gelitten, kaum darüber reden zu können“, sagt der Pfarrer des Pastoralverbunds Hamm-Mitte-Osten im Erzbistum Paderborn.

Zu seinem Outing hätten ihn nicht zuletzt Äußerungen des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck ermutigt. Dieser hatte in einem Gastkommentar für die „Herder Korrespondenz“ gefordert, die katholische Kirche müsse ihre Sicht auf Homosexualität ändern und Vorurteile überwinden. Zudem hatte sich Overbeck gegen die Stigmatisierung homosexueller Priester im Zuge des Missbrauchsskandals gewandt. Sexueller Missbrauch ließe sich nicht dadurch lösen, den Zugang zum Priestertum nur auf heterosexuell empfindende Männer zu beschränken, wie es bislang in der katholischen Kirche vorgesehen ist.

 

Denunziation und Einsamkeit

 

Bernd MönkebüscherBernd Mönkebüscher wurde 1992 zum Priester geweiht. Seit 2007 ist er Pfarrer in Hamm und leitet den Pastoralverbund Hamm-Mitte-Ost. | Foto: privat.

Mönkebüscher begründet seinen Schritt in die Öffentlichkeit damit, dass das Thema „homosexuelle Priester“ auch „Gesichter in der Kirche braucht“. Seriösen Schätzungen zufolge seien rund 20 bis 50 Prozent der Priester so veranlagt, meint Mönkebüscher. „Wie sollen immer noch bestehende Vorurteile sonst aus der Welt geschafft werden, wenn wir nicht darüber sprechen?“ Es sei zudem „überfällig“, theologische und humanwissenschaftliche Erkenntnisse über Homosexualität in lehramtliche Aussagen einzuarbeiten.

Im „Westfälischen Anzeiger“ beklagt Mönkebüscher rückblickend, Sexualität und Zölibat seien in seiner Priesterausbildung während der Achtziger- und Neunzigerjahre kaum Thema gewesen, „und niemand traute sich zuzugeben, wie er veranlagt ist“. Das habe einerseits zu Denunziationen, andererseits zu „extremer Einsamkeit verbunden mit der Angst geführt, irgendwie in seiner Veranlagung, für die niemand etwas kann und die sich niemand aussucht, entdeckt und bloßgestellt zu werden“.

 

Warum er Priester bleibt

 

Er gehe davon aus, dass die kirchlich Verantwortlichen um die „Realität“ wissen, sagt der Pfarrer in dem Interview. Die Kirche bediene sich zudem sehr wohl homosexueller Menschen, „weil sie gut und glaubwürdig in der Seelsorge arbeiten können und spezielle Begabungen und Fähigkeiten mitbringen“.

Auf die Interview-Frage, warum er Teil jener Kirche bleibe, die ihm das Leben so schwer gemacht habe, räumt Mönkebüscher ein, es gebe Tage, an denen er sich sage: „Es reicht.“ Dennoch: „Ich bleibe, weil ich immer noch an die Erneuerung der Kirche glaube und dazu beitragen möchte. Ich bleibe, weil ich in ihr vieles finde, was ich anderswo nicht finde.“

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