„Schweigen und tabuisieren führt nicht weiter“

Bischof Bode für neue Debatte über Segnung homosexueller Paare

Der Osnabrücker Bischof Franz Josef Bode, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hat eine Debatte über die Segnung homosexueller Paare in der katholischen Kirche angeregt.

 

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In der katholischen Kirche in Deutschland zeichnet sich offenbar eine vorsichtige Öffnung für die Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften ab. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode regt als erster katholischer Bischof des Landes eine Diskussion über die Segnung dieser Paare an. „Man kann zum Beispiel über eine Segnung nachdenken - die nicht zu verwechseln ist mit einer Trauung“, sagte er in einem Interview der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch): „Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren. Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert.“

Auch wenn sich die „Ehe für alle“ vom Eheverständnis der Kirche unterscheide, sei diese nun politische Realität, so Bode weiter: „Wir müssen uns daher fragen, wie wir denjenigen begegnen, die diese Verbindung eingehen und die sich ja zum Teil auch in der Kirche engagieren. Wie begleiten wir sie pastoral und liturgisch? Wie werden wir ihnen gerecht?“

Bode gab zu bedenken, dass homosexuelle Beziehungen in der Kirche oft zuerst als schwere Sünde eingeordnet würden: „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir eine Beziehung zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Menschen differenziert bewerten“, forderte der Bischof, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist: „Ist da nicht so viel Positives, Gutes und Richtiges, dass wir dem gerechter werden müssen?“

 

Geerlings: Wertvoll und schätzenswert

 

Auch der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings aus Münster hatte sich für die Segnung homosexueller Paare ausgesprochen. In einem Interview mit der „Recklinghäuser Zeitung“ sagte Geerlings Anfang Dezember 2017: „Ich bin nicht für die Ehe für alle, aber wenn zwei Homosexuelle eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft eingehen, wenn sie Verantwortung füreinander übernehmen wollen, dann kann ich diese Verantwortung füreinander segnen.“ Dies sei „wertvoll und schätzenswert“, auch wenn die Verbindung nicht voll in Übereinstimmung mit der Kirche stehe. Es gelte, Urteile zu vermeiden, die die Vielgestaltigkeit der verschiedenen Situationen nicht berücksichtigen.

Nach katholischer Lehre kann es das Sakrament der Ehe nur zwischen Mann und Frau geben. Um das unmissverständlich deutlich zu machen, lehnen die katholischen Bischöfe bisher nicht nur Trauungen, sondern auch gemeinsame Segnungen gleichgeschlechtlicher Lebenspartner ab. Das oberste repräsentative Laien-Gremium, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), plädiert dagegen für die kirchliche Segnung homosexueller Paare.

(Aktualisierung am 11. Januar: Passage mit Äußerungen des emeritierten Weihbischofs Dieter Geerlings eingefügt.)