Pastor Eugene Suom Dery reist zu Kardinals-Erhebungen nach Rom

Papst ernennt Jugendfreund des Legdener Pfarrers zum Kardinal

  • Papst Franziskus wird am 27. August Bischof Richard Kuuia Baawobr aus der Diözese Wa in Ghana, einem Partnerbistum des Bistums Münster, zum Kardinal kreieren.
  • An der Feier im Petersdom in Rom wird Pfarrer Eugene Suom Dery aus Legden im Kreis Borken teilnehmen.
  • Der Priester ist von Kindesbeinen an mit dem ernannten Kardinal befreundet.

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Das Flugticket für die Reise nach Rom ist gebucht. Reserviert ist ein Hotelzimmer in der Nähe des Vatikans: „Es werden spannende Tage sein, wenn ich dort Ende August eine Delegation aus Ghana treffe und ich meinen Jugendfreund wiedersehen werde und mit ihm feiern kann“, sagt Pfarrer Eugene Suom Dery.

Der Pastor aus der Pfarrei St. Brigida in Legden im Kreis Borken ist von Kindesbeinen an mit dem designierten Kardinal Richard Kuuia Baawobr befreundet. Beide stammen aus einem Dorf im Bistum Wa im Norden von Ghana, einem Partnerbistum des Bistums Münster, beide ließen sich vom christlichen Glauben anstecken und wurden zur gleichen Zeit Priester.

Wiedersehen beim Heimatbesuch

Die Freundschaft zwischen dem Pastor aus Legden und dem Bischof von Wa ist bis heute eng geblieben. Bei seinem Heimatbesuch in Ghana vor wenigen Wochen war es für Pastor Dery selbstverständlich, einige Tage im Bischofshaus zu verbringen und mit seinem Freund „über alles Mögliche“ zu sprechen.

Mit der Kreierung von Bischof Kuuia Baawobr zum Kardinal am 27. August setzt Papst Franziskus ein wichtiges Zeichen für die Kirche in Afrika. Der Bischof von Wa ist seit einigen Wochen neuer Präsident der Gesamtafrikanischen Bischofskonferenz, kurz SECAM. Er wurde einstimmig gewählt.

Vorsitzender der Afrikanischen Bischofskonferenz

Der 63-jährige Präsident der SECAM ist welterfahren: Nach Studien im schweizerischen Freiburg und London, übernahm er verschiedene Aufgaben im Kongo und in Tansania. 1981 trat er der Ordensgemeinschaft der Afrika-Missionare („Weiße Väter“) bei, zu deren Generaloberen er 2010 gewählt wurde.

In den 1990er Jahren hatte er seine Studien in Rom und Frankreich fortgesetzt und im Fach Exegese (Bibelauslegung) promoviert. Seit 2016 ist er Bischof von Wa und hat in den letzten Jahren mehrmals das Bistum Münster besucht, denn mehrere Gemeinden aus dem Münsterland, dem Ruhrgebiet und dem Niederrhein unterhalten Partnerschaften mit Gemeinden in Wa.

Viele Partnerschaftsinitiativen

Bischof Richard Kuuia Baawobr, hier bei einer Gottesdienstfeier mit der Afrikanischen Gemeinde in der Kirche St. Pius in Münster, hat mehrmals sein Partnerbistum Münster besucht. | Foto: Hans-Georg Hollenhorst
Bischof Richard Kuuia Baawobr, hier bei einer Gottesdienstfeier mit der Afrikanischen Gemeinde in der Kirche St. Pius in Münster, hat mehrmals sein Partnerbistum Münster besucht. | Foto: Hans-Georg Hollenhorst

Als Bischof Kuuia Baawobr das Bistum Münster zuletzt im Herbst letzten Jahres anlässlich des „Monats der Weltmission“ besuchte, war Pastor Dery sein Begleiter, als beide mit der Afrikanischen Gemeinde in Münster Gottesdienste feierten und in Schulen über die sozialen Projekte in Afrika sprachen. Nicht zuletzt standen Besuche bei den Partnerschaftsinitiativen in Ahaus-Ottenstein, Gelsenkirchen, Dorsten-Rhade, Duisburg-Walsum, Stadtlohn, Rheinberg-Budberg und Goch-Pfalzdorf an, die sich alle im Bistum Wa engagieren.

„Wir sind dankbar für die Partnerschaftsarbeit. Sie hilft bei der Entwicklung von Nordghana, dem ärmeren Teil des Landes“, sagt Dery. Auch wenn im Norden Ghanas viele Menschen arm seien, so gebe es dort doch einen „Reichtum an menschlichen Beziehungen, an Lebensfreude, an Lebendigkeit, an Liturgie und Spiritualität“.

Dialog mit Muslimen

Warum ausgerechnet sein Freund zum Kardinal ernannt werde, darauf könne nur der Papst eine Antwort geben, sagt Dery, fügt aber an: „Mein Freund hat viele Begabungen. Er ist ein guter Mensch, Priester und Bischof. Er ist spirituell, intellektuell und menschennah. Er verbindet Spiritualität und Glauben, Theologie und Leben. Er führt Menschen zusammen und setzt seine ihm von Gott gegebenen Gaben ein. Ich denke, der Papst hat ein Auge auf ihn.“

Wichtig sei dem neuen Kardinal ein Dialog mit den Muslimen: „Im Norden von Ghana leben Christen und Muslime sowie die Naturreligiösen friedlich zusammen. Wenn die islamischen Feste anstehen, besucht Bischof Richard die islamischen Gemeinden. Und gelegentlich kommen auch die Muslime wie auch die Anhänger der Naturreligionen zu den katholischen Gottesdiensten“, erläutert Dery das Zusammenleben der Religionen in seinem Heimatland.

Seit 30 Jahren im Bistum Münster

Er selbst lebt seit fast 30 Jahren in Deutschland, nachdem er zuvor in Ghana eine Pfarrei geleitet und am Priesterseminar als Dozent gewirkt hatte. Nach einem Sprachunterricht in der Akademie Klausenhof in Hamminkeln-Dingden absolvierte er von 1994 bis 2000 ein Promotionsstudium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster. Seine Doktorarbeit beim Moraltheologen Antonio Autiero beschäftigte sich mit Erziehungsfragen im afrikanischen Kontext.

Mehrere Jahre war Eugene Suom Dery Seelsorger in der Pfarrei St. Maria Magdalena im niederrheinischen Geldern. Seit fünf Jahren arbeitet er im Seelsorgeteam in Legden mit. „Die deutsche Kirche ist natürlich anders als die Kirche in Ghana. Aber wir lernen immer voneinander. Wir sind eine Weltkirche“, sagt der im Münsterland heimisch gewordene Priester.

21 neue Kardinäle
Papst Franziskus wird am 27. August 2022 in Rom 21 neue Kardinäle kreieren. Das Kardinalskollegium besteht aktuell aus 208 Kardinälen, von denen 117 Papst-Wähler und 91 Nichtwähler sind, so die Angaben des Nachrichten-Magazins „Vatican News“. Am 27. August wird dann die Anzahl der Kardinäle auf insgesamt 229 steigen, von denen 132 den künftigen Papst wählen können, während die übrigen die Altersgrenze von 80 Jahren überschritten haben werden. Geografisch werden die Kardinäle ab dem 27. August wie folgt verteilt sein: Europa: 107 Kardinäle, davon 54 Wähler, Amerika: 60 Kardinäle, davon 38 Wähler, Asien: 30 Kardinäle, davon 20 Wähler, Afrika: 27 Kardinäle, davon 17 Wähler, Ozeanien: fünf Kardinäle, davon drei Wähler.

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