Synoden-Berater Söding kritisiert Vorgehen

Papst lässt Reformthemen von Experten prüfen - Weltsynode außen vor

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Die großen Reformthemen der Kirche sollen von neuen Expertengruppen geprüft werden. So will es Papst Franziskus. Die Weltsynode soll jedoch nicht über die Themen abstimmen. Synoden-Berater Thomas Söding kritisiert das.

Papst Franziskus hat zehn Expertengruppen zur eingehenden Prüfung von teils umstrittenen Reformthemen beauftragt. Bei einer Pressekonferenz stellten Vatikan-Vertreter die zehn Fragen vor, mit denen sich die zehn neuen Studiengruppen bis Juni 2025 beschäftigen sollen. Die Gruppen sprechen etwa über die Priesterausbildung, die Rolle der Bischöfe und grundsätzliche Fragen der Ämter in der Kirche, darunter auch das Diakonat für Frauen. Zur Frage des Diakonats der Frau hatte Franziskus bereits zwei Kommissionen beraten lassen. Eine Entscheidung zum Thema fehlt bis heute.

Die zehn Fragestellungen hatte Papst Franziskus in einem Brief an Synoden-Chef Kardinal Mario Grech formuliert. Hervorgegangen sind sie aus den bisherigen Debatten der Weltsynode, einem mehrstufigen Prozess, der seit 2021 läuft. Inhaltlich geht es bei der Weltsynode um neue Beratungs- und Entscheidungswege in der Kirche der Zukunft und um mehr Miteinander. Damit eine Anbindung an die Weltsynode geschaffen wird, sollen die Studiengruppen den Stand ihrer Arbeit im Oktober beim zweiten zentralen Synodentreffen im Vatikan präsentieren. Die Mitglieder der Synode können über die Themen aber nicht abstimmen. 

Söding: Papst-Entscheidung mit ambivalenter Wirkung

Das stößt auf Kritik. Der Münsteraner Theologe Thomas Söding, beratendes Mitglied der Weltsynode, ruft den Vatikan dazu auf, Entscheidungen über Reformen nicht mehr allein zu treffen. Mittelfristig müsse es das Ziel sein, dass keine einsamen Beschlüsse gefasst würden, sondern dass das synodale Miteinander von Bischöfen und Kirchenvolk zu gemeinsamen Beratungen und Entscheidungen führe, fordert Söding, zugleich Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die Entscheidung des Papstes habe gleichwohl eine ambivalente Wirkung für die Weltsynode, sagt der Theologe. Sie habe bei ihrer ersten Tagung im Herbst 2023 eine Fülle von Themen identifiziert, bei denen Handlungsbedarf bestehe: Frauenrechte, Inklusion, Partizipation und die gesamten Hintergrundfragen zum christlichen Menschenbild, zur Verfassungsfrage in der katholischen Kirche und zur Fähigkeit, die Lehre weiterzuentwickeln. „Dies alles seriös zu bearbeiten, wäre für vier Wochen Synode zu viel. Ich sehe den Versuch des Vatikans, die Themen zu sortieren“, sagte er. Andererseits sei es aus seiner Sicht konsequent, auch alle inhaltlichen Themen, für die jetzt Studiengruppen eingesetzt worden seien, auf synodale Weise zu behandeln. „Aber diese Konsequenz ist noch nicht da“, sagte Söding.

„Das Tempo ist zu langsam“

Das ZdK werde aufmerksam analysieren, welche inhaltlichen Perspektiven sich nun öffneten. Die Kriterien dafür seien klar: „Überwindung des Klerikalismus, mehr Frauenrechte und der Anschluss an die wissenschaftliche Diskussion über das Leben von Menschen“, sagte Söding. Dabei helfe weder eine ideologische Verunglimpfung einer vermeintlichen „Genderideologie“ noch eine Verzögerungstaktik bei anstehenden Entscheidungen. Das ZdK habe Verständnis dafür, dass es nur Schritt für Schritt vorwärtsgehe. „Aber die Richtung muss stimmen, das Tempo ist zu langsam.“

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