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Der Vatikan lehnt die Reformbestrebungen der katholischen Kirche in Deutschland ab. Angesichts der Differenzen wünscht sich der Aachener Bischof Dieser eine bessere Kommunikation – „auf Augenhöhe“.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser zeigt sich besorgt über die vatikanische Kritik am Reformprojekt Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland. „Ich habe den Eindruck, dass wir in Rom nicht richtig verstanden werden“, sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Manches, was dort angemahnt wird, machen wir gar nicht. Ich wünsche mir eine andere Art der Kommunikation zwischen dem Vatikan und der deutschen Kirche. Auf Augenhöhe.“
Am Freitag empfängt der Vatikan eine Abordnung deutscher katholischer Bischöfe, um über den Synodalen Weg zu sprechen. Das Reformprojekt hat Rom wiederholt kritisiert. So lehnt der Vatikan das Vorhaben ab, einen sogenannten Synodalen Rat als gemeinsames Entscheidungsgremium aus Klerikern und Laien auf den Weg zu bringen.
Hoffnung auf mehr Verständnis nach Treffen in Rom
Bischof Dieser bekundete die Hoffnung, dass das anstehende Treffen zu mehr Verständnis führe. Einen solchen direkten Austausch hätte es schon viel früher gebraucht. Leider seien die Laien, die Co-Vorsitzende der vier Themengruppen beim Synodalen Weg sind, nicht eingeladen worden. „Das ist nicht der Stil von Leitung, wie wir ihn in Deutschland zu etablieren versuchen.“
Wie der Synodale Rat genau aufgestellt werden soll, ist laut dem Bischof noch nicht zu Ende gedacht. Das sollte noch weiter erarbeitet werden – durch den kürzlich von Rom ebenfalls untersagten Ausschuss. „Die erste Vorlage zur Ausgestaltung des Rates haben wir Bischöfe abgelehnt. Denn mit diesem Vorschlag hätte die Gefahr bestanden, dass ein Bischof in die Minderheit gerät und am Ende noch vor eine Schiedsstelle hätte ziehen müssen“, so Dieser. „'Katholisch' geht aber anders: Man kann nicht gegen den Papst oder gegen den Bischof katholisch sein, sondern nur mit dem Papst und mit dem Bischof. Dann geht viel.“
Queere Menschen werden „ignorierend zugelassen“
Mit der Vatikanerklärung, homosexuelle Paare im privaten Rahmen segnen zu können, hat der Papst laut Dieser zwar nicht die Lehre verändert. Er glaube aber, dass darin der Anfang einer Weiterentwicklung der katholischen Sexualmoral liege. Überall in der katholischen Kirche nehme man wahr, dass es in den eigenen Reihen queere Menschen gebe. „Es wird dann häufig ignorierend zugelassen, was zu einem schrecklichen Doppelmoral-Verhalten und zu Lügen führt.“ Die Kirche müsse sich hier ehrlicher machen. „Ich glaube nicht, dass wir über die Sexualität des Menschen schon alles gesagt haben“, so Dieser. Er ist Co-Vorsitzender des Synodalforums zum Themenfeld Sexualität und Partnerschaft.
Der Bischof erwartet, dass die Kirchen in Deutschland mittel- und langfristig eine Minderheit würden und gravierend an gesellschaftlicher Relevanz verlören. „Die Politik wird mit uns keine Wahlen mehr gewinnen wollen.“ Dennoch blieben die Kirchen gesellschaftlich anschlussfähig, „weil unsere Botschaft nichts an Kraft und Aktualität verloren hat.“ Zu den ersten Pflichten der Christen gehöre ihr soziales Engagement. „Und damit bleiben wir höchst wirksam für das Gemeinwohl, was allgemein auch anerkannt wird.“