Lüdinghauser Franziskanerin zu Gast in Ahlen

Synodaler Weg: Schwester Katharina spricht über Frust, Hoffnung und Genn

  • Schwester Katharina Kluitmann zieht eine gemischte Bilanz des Synodalen Weges.
  • Die Lüdinghauser Franziskanerin war zu Gast in Ahlen.
  • Ihre Hoffnung setzt sie auf die Weltsynode und den Synodalen Ausschuss.

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Beim Synodalen Weg mit dem Heiligen Geist vor die Wand gefahren? Schwester Katharina Kluitmann beantwortet diese Frage am Montagabend in Ahlen weder mit einem Ja noch mit einem Nein. Es sei vielmehr so, dass häufig im Leben mit dem Heiligen Geist vor die Wand gefahren werden müsse. Auch in der katholischen Kirche. „Denn dann öffnet sich manchmal eine Wand.“

Die Teilnehmerin des Synodalen Wegs appelliert auf Einladung des Kirchortteams an die rund 100 Teilnehmer, die Hoffnung weiterzutragen und sich gegenseitig zu ermutigen. Denn: „Hinterm Horizont geht’s weiter.“ Die Lüdinghauser Franziskanerin räumt allerdings ein, dass sie sich gewünscht hätte, dass manches auf dem Weg der Erneuerung und Umkehr schneller gegangen und mehr passiert wäre.

Volles Pfarrheim für Schwester Katharina

„So gut besucht ist das Pfarrheim sonst nur an Karneval“, freut sich Maria Dückinghaus vom Kirchortteam St. Elisabeth über die Resonanz am Montagabend. Zumeist sind es Frauen und nur einige wenige Männer, die von dem „Kind der ersten Stunde“, wie sich die Referentin selbst bezeichnet, erfahren wollen, ob bei dem vierjährigen – nicht immer vergnügungssteuerpflichtigen – Gesprächsprozess Bewegung in das Schiff Kirche gekommen ist.

Gleich zu Beginn resümiert die in Münster lebende Theologin: „So eine Erfahrung vom Heiligen Geist habe ich noch nicht gemacht.“ Ausgangspunkt sei die Studie über den sexuellen Missbrauch in der Kirche von 2018 gewesen. „Es geht nicht nur um ein paar schwarze Schafe, aber auch nicht um ganz viele“, stellt sie klar. Aber es gehe um systemische und männerbündische Faktoren, die den Missbrauch ermöglicht hätten. Und an diesem Machtmissbrauch müsse gearbeitet werden, formulierte sie das Ziel für Reformen.

Viele „dicke Brocken“ beim Synodalen Weg

Vier Themenschwerpunkte wurden für den Gesprächsprozess verankert: Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag, Priesterliche Existenz heute, Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche, Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft.

Als der Text zur Sexualethik nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe erreicht hatte, habe dies zu großer Enttäuschung unter Laien geführt. „Manche waren drauf und dran, die Brocken hinzuschmeißen“, berichtet die promovierte Psychologin von dem Frust vor allem bei queeren Teilnehmern, die dann aber doch weitergemacht haben. „Unsere Aufgabe ist es nicht, uns dem Zeitgeist anzubiedern, aber wir müssen berücksichtigen, wie Menschen heute ticken“, so Schwester Katharina. Von daher spreche nichts gegen den Zölibat, aber: „Wie wäre es, wenn er freiwillig wäre.“ Ein „dicker Brocken“ sei auch die Diskussion um eine Priesterweihe von Frauen gewesen.

Kluitmann überrascht über Bischof Genn

Rund 100 Interessierte, überwiegend Frauen, verfolgen im Ahlener Pfarrheim St. Elisabeth mit großem Interesse, den Vortrag von Schwester Katharina Kluitmann. | Foto: Maria Kessing
Rund 100 Interessierte, überwiegend Frauen, verfolgen im Ahlener Pfarrheim St. Elisabeth mit großem Interesse, den Vortrag von Schwester Katharina Kluitmann. | Foto: Maria Kessing

Mit Anekdoten über persönliche Begegnungen und Beiträge vor allem junger Menschen, „die haben einfach gesagt, was sie gedacht haben“, gelingt es Schwester Katharina in ihrem Vortrag, die großen und kleinen Veränderungen im Miteinander auf dem sehr demokratischen Weg zu veranschaulichen. Selbst ein sonst eher „vorsichtig-ängstlichen und bremsenden Bischof Felix Genn“ habe sich offen für einen weiteren Lernprozess der Kirche ausgesprochen.

Auch der Aachener Bischof Helmut Dieser, Leiter des Forums zu Sexualität und Partnerschaft, habe in puncto Sexualmoral „dazu gelernt“ und sich auf die Seite queerer Menschen gestellt. „Wir haben alle dazu gelernt und verstanden, dass Bischöfe auch nur Menschen sind“, sagt die Referentin. Begegnungen mit Transmenschen hätten auch bei ihr etwas verändert, berichtet die Ordensfrau. Nämlich, dass die Unterdrückung von Gefühlen „hochgefährlich“ sei.

Kluitmann hofft auf Weltsynode

„Themen, die bei uns in Deutschland brennen, brennen überall“, deshalb brauche es alle Stimmen auf einem synodalen Weltweg, macht Schwester Katharina deutlich, dass „unsere Stimme nicht die Entscheidende ist, aber auch nicht unter den Tisch fallen sollte“. Und Rom sei auch nicht die Weltkirche, sondern nur ein spezieller Ausschnitt. Sie bezeichnet es als „gemein“, dass Papst Franziskus nicht bereit sei, sich mit dem Präsidium des Synodalen Wegs an einen Tisch zu setzen.

Was nun? Hoffnung setzt die Franziskanerin in die Weltbischofssynode, die im Oktober in Rom über ein neues Miteinander in der katholischen Kirche berät. Die Theologin ermutigt ihre Zuhörer in Ahlen dazu, Texte des Synodalen Wegs zu lesen, sich auszutauschen, Erfahrungen zu hören und weiterzutragen, sowie in eine vertiefte Reflexion einzusteigen. „Wir müssen die Hoffnung weitertragen und uns gegenseitig ermutigen“, schließt sie ihren sehr persönlichen und erfrischen Rückblick auf den Synodalen Weg, der mit dem Synodalen Ausschuss im November fortgesetzt wird. Mit dabei: Schwester Katharina Kluitmann.

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