Themenwoche Pastorale Räume (2): Der Klever Kreisdechant sieht auch noch offene Fragen

Pastorale Räume: Wie lief es am Niederrhein, Kreisdechant Mecking?

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In wenigen Wochen soll eine wichtige Etappe im Prozess der Entwicklung Pastoraler Räume im Bistum Münster abgeschlossen sein: der Zuschnitt eben dieser Seelsorgebereiche. Wie ist die Lage am Niederrhein? Wir haben den Klever Kreisdechanten, Propst Johannes Mecking, gefragt. Er verrät auch, was er bei einem Besuch im Bistum Dresden-Meißen gelernt hat.

Herr Mecking, wie verliefen die Gespräche über die Bildung Pastoraler Räume im Kreisdekanat Kleve?

Soweit ich anwesend sein konnte und so wie ich gehört habe, verliefen die Gespräche in einer guten Atmosphäre. Gleichwohl wurde seitens der Teilnehmenden deutlich, dass man sich eine intensivere Auseinandersetzung mit den Inhalten mit Blick auf die Pastoralen Räume gewünscht hätte. Für den Raum des Dekanats Kleve, bei dem ich als leitender Pfarrer eingebunden bin, war zunächst die Perspektive, den vom Bistum Münster vorgeschlagenen Pastoralen Raum zu übernehmen. Weitere Überlegungen führten dazu, nochmals in größeren Dimensionen zu denken. Da sind aber in der nächsten Zeit noch Gespräche notwendig.

Die Pastoralen Räume sollen zum 1. Januar 2024 errichtet werden. Wo sehen Sie noch Klärungsbedarf?

Grundsätzlich müssen die Inhalte insgesamt nochmals geklärt werden. Zum Beispiel: Soll es neben den Gremien von Pfarreirat und Kirchenvorstand ein übergeordnetes Gremium geben? Wenn die Pfarrei eigenständig bleibt, wie ist es mit der rechtlichen Situation hinsichtlich der Arbeitsverträge? Wer entscheidet, wer die Leitung des Pastoralen Raumes übernimmt, zumal, wenn laut Kirchenrecht ein Pfarrer innerhalb der Leitung gesetzt ist? Was bedeutet der Pastorale Raum für die Nutzung der Immobilien? Muss es ein gemeinsames Konzept für den Pastoralen Raum geben?

Von den Seelsorgenden wird mehr Flexibilität und Mobilität erwartet, von den Ehrenamtlichen mehr Übernahme von Verantwortung und ein gesteigertes Engagement erhofft. Wie schätzen Sie die Bereitschaft dazu ein?

Wer die Situation realistisch im Blick hat, wird sicher wahrnehmen, dass es auf Dauer eine engere Kooperation geben muss. Die Bereitschaft zur Flexibilität und Mobilität, wird – wie bei Neuerungen grundsätzlich – unterschiedlich sein: Die einen werden die Segel setzen, die anderen machen ihr Boot fest und sichern ihren Hafen.

Es wird gern über neue Leitungsformen gesprochen. Wie könnte eine experimentelle Leitungsform aussehen?

Hier am Niederrhein werden schon verschiedene Leitungsformen ausprobiert. Die Erfahrungen werden zeigen, inwiefern diese Formen auf Dauer tragfähig sind. Auf jeden Fall muss es ein verantwortungsvolles Engagement von Gemeindemitgliedern geben, die sich zur Leitung bereit erklären und dann auch mit Kompetenz und Eigenverantwortung ernst genommen werden. Laut Kirchenrecht muss aktuell immer noch ein Pfarrer die letzte Verantwortung übernehmen. Aber da soll man realistisch bleiben: So viele fähige und zur Leitung bereite Pfarrer werden wir in Zukunft nicht mehr haben. Da muss unbedingt ein Umdenken stattfinden!

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Was kommt nach den Pastoralen Räumen?

Eine sichere Antwort kann ich da nicht geben, aber vielleicht ist eine Antwort diese: Im vergangenen Jahr habe ich Bischof Heinrich Timmerevers im Bistum Dresden-Meißen besucht. Unter anderem haben wir uns auch über die Strukturen im dortigen Bistum unterhalten. Ein Beispiel: Dort gibt es eine Pfarrei mit etwa 90 Kilometer Radius, in der noch drei Kirchen regelmäßig betreut werden. Die Erfahrung: Menschen machen sich auf den Weg, auch junge Menschen, um miteinander Gottesdienst zu feiern. Kirche wird in Zukunft nicht mehr in der Fläche wirken können, sondern wird an besonderen Orten Angebote machen müssen.

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