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Das Erzbistum Paderborn erhält erstmals seit gut 130 Jahren einen neuen Bischof von außerhalb: Udo Markus Bentz. Die Amtseinführung wird groß gefeiert. Groß sind aber auch die Aufgaben, die warten.
Wenn am 10. März der neue Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz ins Amt eingeführt wird, zieht die katholische Kirche alle Register, über die sie fürs Feiern verfügt. Zweieinhalb Stunden vor dem Festgottesdienst im Dom beginnt im gesamten Dekanat Paderborn ein Glockenkonzert. Vom manuellen Anschlagen einzelner Glocken, dem Beiern, bis zum vollen Geläut soll alles geboten werden.
Abordnungen diözesaner Gruppen und Verbände ziehen mit Fahnen ins Gotteshaus ein, wo um 14.30 Uhr der Gottesdienst beginnt. Zum festen Ritual bei der Einführung gehört, dass der Botschafter des Papstes, Erzbischof Nikola Eterovic, dem Neuen die päpstliche Ernennungsurkunde überreicht. Der Ernannte zeigt sie dem Metropolitankapitel, das ihn gewählt hat. Und damit auch die Gläubigen wissen, dass alles seine Ordnung hat, verliest Dompropst Joachim Göbel die Urkunde.
67. Bischof in Paderborn
Dann erst darf Bentz, der am 3. März 57 Jahre alt geworden ist, unter Fanfarenklängen auf dem Bischofsstuhl, der Kathedra, Platz nehmen. Sein Vorgänger Hans-Josef Becker überreicht ihm den Hirtenstab und mahnt den Neuen, verantwortungsvoll für die Kirche von Paderborn zu sorgen. Die Bischofsweihe empfing Bentz bereits 2015 als Weihbischof in Mainz.
Seit mehr als eineinhalb Jahren warten die Paderborner auf diesen Moment. Entsprechend groß wird der Andrang sein, weswegen der Gottesdienst live in die benachbarte Kaiserpfalz, die Gaukirche, in den TV-Programmen von WDR und HR sowie online übertragen wird.
Udo Markus Bentz, am 9. Dezember vom Papst ernannt, ist der 67. Bischof des 799 gegründeten Bistums Paderborn. 1930 war die Diözese zum Erzbistum erhoben worden, weswegen Bentz der 5. Erzbischof an der Pader ist – und seit über 130 Jahren der erste auswärtige Bischof.
Laien an Bischofswahl zunächst beteiligt
Ob er als gebürtiger Pfälzer mit den Westfalen zurechtkomme, fragte er selbst bei seiner Vorstellung Anfang Dezember im Paderborner Dom. „Pälzer könne' mit de' Leut“, sagte er von sich und suchte dies im leicht singenden Akzent seiner Landsleute gleich unter Beweis zu stellen – mit Witz, aber auch nachdenklich-ernsthaften Sätzen.
Bemerkenswert klar damals sein Dank an das Vertrauen des Domkapitels, das ihn aus einer Dreier-Liste des Papstes gewählt hatte. Ebenso an jene 14 Frauen und Männer, mit denen sich das Domkapitel bei der Suche nach geeigneten Kandidaten beraten hatte. Ein viel beachteter neuer Schritt, den das Erzbistum nach dem Rücktritt Beckers und angeregt durch den Reformprozess Synodaler Weg getan hatte. Mit Blick auf diesen Reformprozess betont Bentz immer wieder: „Wir müssen unsere Wege so gehen, dass wir beieinander bleiben.“ Das münzt er sowohl auf die Kirche in Deutschland wie weltweit.
Lange Jahre Lehmann-Sekretär
Geboren 1967 im pfälzischen Rülzheim, absolvierte Bentz nach dem Abitur eine Lehre zum Bankkaufmann, bevor er ab 1988 Philosophie und Theologie in Mainz und Innsbruck studierte. 1995 empfing er die Priesterweihe. Drei Jahre später machte ihn der langjährige Mainzer Bischof Karl Lehmann zu seinem Sekretär.
Damit war Bentz in kirchenpolitisch wichtigen Zeiten Vertrauter Lehmanns, der von 1987 bis 2008 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war und 2001 von Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt wurde. Nach der Vorstellung der Missbrauchsstudie für das Bistum Mainz, die Bentz maßgeblich mit angestoßen hatte, distanzierte er sich im März 2023 von ihm; auch sein Bild von Lehmann sei zerbrochen.
Bentz will glaubwürdigere Kirche
Unter Lehmanns Nachfolger Peter Kohlgraf wurde Bentz 2017 Generalvikar und erhielt 2022 durch die Theologin Stephanie Rieth eine eigenverantwortliche „Bevollmächtigte des Generalvikars“, ein neuartiges Amt. Damit zeigte sich Bentz offen für Strukturveränderungen auch in der Kirchenleitung. Die allein genügten aber nicht, erklärte er. Es brauche auch einen Kulturwandel bei der Leitungsvollmacht, damit die Kirche ihre Aufgabe glaubwürdiger erfüllen könne.
Um eine glaubwürdigere Kirche wird es bei einem der ersten größeren Termine des neuen Erzbischofs gehen. Ein Zukunftskonvent am 27. April im Wallfahrtsort Werl soll, so Bentz in seiner Einladung an die Teilnehmer, „grundlegende Themen und Haltungen der synodalen Prozesse“ zusammenbringen. Basis ist ein unter Becker erarbeitetes „Zukunftsbild 2030+“. Beim Treffen in Werl gehe es um Trauer und Frust ebenso wie um „Lust an Veränderung und Gestaltung“, so Bentz.
Kooperation von Kirche und Staat
Dass er dabei nicht nur die Kirche im Blick hat, betonte er bei seiner Vereidigung am 7. Februar durch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Mehrfach sprach er vom Willen zu „verlässlicher, fruchtbarer Kooperation“ von Kirche und Staat. Angesichts von wachsendem Hass und Populismus werde man einstehen für Demokratie, Rechtsstaat und Menschenwürde.
In diesem Sinn versteht der Geistliche seinen neuen Wahlspruch als Erzbischof: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen (Gloria in excelsis Deo et pax hominibus). Bentz: „Wann und wodurch auch immer wir dem Frieden dienen, geben wir Gott die Ehre.“