Wirbel um den Münchner Promi-Priester und seinen Umgang mit Homosexuellen

Pfarrer Schießler und ein Segen für Patrick Lindner und seinen Partner

Anzeige

Zum 60. Geburtstag ist der Münchner Pfarrer Schießler gerade mit einem TV-Porträt gewürdigt worden. Mit seiner unkonventionellen Art eckt er an – wie jetzt nach dem Segen für Schlagerstar Patrick Lindner und dessen Partner.

„Patrick Lindner und sein Peter – Heimliche Hochzeit nach 10 Jahren!“ titelte die „Bild“-Zeitung zu Beginn der Woche. Weil die Feierlichkeiten coronabedingt nicht in Australien hätten stattfinden können, sei das Paar in München geblieben. Im „Rahmen einer Kommunionfeier“ hätten beide die Ringe in der katholischen Kirche St. Maximilian getauscht. Und Pfarrer Rainer Maria Schießler habe eine bewegende Rede gehalten.

Die Aufregung in konservativen katholischen Kreisen ließ nicht auf sich warten. Schießler sei ein zunehmendes Ärgernis für die Kirche, so der Tenor sinngemäß. Vor allem aber sei unerträglich, dass Homosexuellen die zivile Trauung nicht mehr reiche – „nein, sie wollen auch noch den kirchlichen Segen für ihr sündhaftes Tun“, hieß es auf einem Portal.

 

„Das können wir aushalten“

 

Mit solchen Reaktionen hatte der mittlerweile bundesweit bekannte Pfarrer gerechnet, wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch sagt. Auch dem Musiker Lindner als Person des öffentlichen Lebens sei das bewusst gewesen. Gemeinsam kamen sie zu dem Schluss: „Das können wir aushalten.“ Aber entscheidend sei, was in der Kirche gelaufen sei – und was nicht.

Eine kirchliche „Quasi-Trauung“ fand auch bei Lindner und seinem Partner nicht statt, wie der Pfarrer betont. Die Betroffenen wollten das ohnehin nicht. „Die wissen genau, dass sie anders sind und nichts kopieren müssen.“ Sakramental trauen kann er diese Paare nicht. Nach katholischer Lehre ist die Ehe ausschließlich möglich zwischen einem Mann und einer Frau.

 

Bischof Timmerevers: Wie kann ich Segen verweigern?

 

Auch im Rahmen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg ist der Umgang mit gelebter Homosexualität ein Thema. Aufsehen erregte die jüngste Wortmeldung des Dresdner Bischofs Heinrich Timmerevers. „Es ist mir ein Anliegen, dass wir in unseren Gemeinden wie in der ganzen Kirche für Homosexuelle Akzeptanz und Toleranz weiterentwickeln und stärken“, sagte der Bischof im KNA-Interview und sprach sich für eine Segnung homosexueller Paare aus.

„Wenn ein Mensch vor mir steht und um einen Segen bittet – wie kann ich diesen Segen verweigern? Ein Segen ist ja der Zuspruch Gottes“, so Timmerevers weiter. Was aber nicht heiße, dass er damit alles absegne und gut finde, was diese Menschen täten.

 

Der Wunsch, aufgehoben zu sein

 

„Wenn es halt nicht nur bei den Worten bliebe“, seufzt Schießler. Der Seelsorger betont, er wäre froh um offizielle Handreichungen für die Seelsorge. Wenn er diese von der Bistumsverwaltung erbitte, höre er nur: „Ihnen fällt schon was ein.“ Aber er wolle den betroffenen Menschen gerne einmal sagen: „Nicht der Schießler oder Sankt Max tut was, sondern die Kirche tut was für Euch.“

Seit fast 30 Jahren ist er Pfarrer in einem der „größten Schwulenviertel Deutschlands“, wie er 2016 in dem Buch „Himmel, Herrgott, Sakrament“ schreibt. Dabei hätten gläubige Homosexuelle nie gefordert, bei ihm zu heiraten. Was er aber immer spüre, sei der Wunsch, „gesegnet zu werden, nicht verstoßen, sondern aufgehoben zu sein“.

 

Kein Trauspruch, kein Versprechen

 

Im Fall des Schlagerstars war den Angaben zufolge alles eingebettet in eine am vergangenen Samstag angesetzte Gedenkmesse für dessen 2016 gestorbene Mutter. Am Ende des Gottesdienstes hatte Schießler neben Andachtsgegenständen auch die Ringe der beiden Männer gesegnet. Danach sei Lindner in den Chorraum gekommen, habe ein Dankeswort an die Gäste gerichtet und auch seinen Partner zu sich gebeten, berichtet Schießler.

Die beiden hätten einander die Ringe gereicht, und jeder habe sich seinen an den Finger gesteckt. Kein Trauspruch, kein Versprechen. Das Segensgebet am Schluss sei der Festgemeinde und den beiden Männern neben ihm in besondere Weise gewidmet gewesen. „Das war alles“, so der Pfarrer.

Sein Handeln liegt damit auf der von Kardinal Reinhard Marx vorgegebenen Linie. Homosexuelle könnten in der katholischen Kirche einen Segen „im Sinne einer seelsorglichen Begleitung“ bekommen, sagt dieser. Damit werde aber keine eheähnliche Beziehung gesegnet. Ob dieser theologische Unterschied aber überall nachvollzogen wird, steht auf einem anderen Blatt.

Anzeige