Pastor Hubertus Krampe: Auch queere Menschen sollen sich bei uns zu Hause fühlen

Was macht die Regenbogenfahne an Münsters Heilig-Geist-Kirche?

Eine acht Meter lange Regenbogen-Fahne hängt zurzeit an der Heilig-Geist-Kirche in Münster. Was es mit diesem Zeichen der queeren Comunity an einer katholischen Kirche auf sich hat, erklärt Pastor Hubertus Krampe im Interview.

Anzeige

Eine acht Meter lange Regenbogen-Fahne hängt zurzeit an der Heilig-Geist-Kirche in Münster. Was es mit diesem Zeichen der queeren Comunity an einer katholischen Kirche auf sich hat, erklärt Hubertus Krampe, der als Pastor der St.-Joseph-Pfarrei in Münsters Südviertel für das Gotteshaus zuständig ist.

Pfarrer Krampe, seit gestern hängt eine acht Meter lange Regenbogenfahne, das Zeichen der LGBTIQ*-Comunity an der Heilig-Geist-Kirche in Münster – also der lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, intersexuellen und diversen Menschen. Warum?

Weil in unserer Gemeinde die Queergemeinde Münster zu Hause ist. Immer am 2. Sonntag im Monat feiert diese katholische, ökumenisch ausgerichtete Gemeinde Gottesdienst in der Krypta der Antoniuskirche, wegen Corona zurzeit im Chorraum von St. Joseph. Bunt gemischt, bunt wie das Leben. Im Mittelpunkt steht natürlich Jesus Christus – und auf dem Boden liegt dabei als Zeichen die Regenbogenfahne. 

Was ist der konkrete Anlass und wofür steht die Flagge?

Am 29. August wird in Münster der Christopher-Street-Day und davor die „Prideweeks“ gefeiert – und da ist die Kirche ökumenisch mit an Bord. Die Regenbogenfahne ist ein dreifaches Zeichen: Zum einen ist der Regenbogen Zeichen der unverbrüchlichen Bundestreue Gottes, die allen Menschen gilt – egal welchen Alters, welcher Lebensform, welchen biologischen oder sozialen Geschlechts, welcher Kultur … Zum anderen ist sie Flagge der LGBTIQ*-Comunity in ihrer bunten Vielfalt. Und zum dritten steht sie jetzt an unserem Kirchturm dafür, dass auch die katholische Kirche Flagge zeigt. So wie der Kirchturm ein menschengemachter Fingerzeig Gottes ist: Wir müssen viel größer von Gott denken – dann können wir auch größer vom Menschen denken.

Wofür soll die Kirche Flagge zeigen?

Uns war es als Gemeinde wichtig, dass die queeren Menschen, die in Münster und Umgebung wohnen, auch bei uns in der Kirche zu Hause sein können. Wir gehen bewusst diesen Weg der Offenheit, der vom Pfarreirat ausdrücklich mitgetragen wird. Schon beim Katholikentag 2018 in Münster war die Heilig-Geist-Gemeinde Gastgeberin des Regenbogen-Zentrums mit Angeboten für die queeren Gäste des Katholikentags. Darauf sind wir stolz – das war eine wunderbare Erfahrung.

Welche Veranstaltungen sind geplant?

Heute wird es ganz spontan um 18 Uhr einen kleinen Gottesdienst der Queergemeinde auf dem Vorplatz der Heilig-Geist-Kirche (Metzer Straße 19-35) geben, in dem wir uns selbst unter den Segen Gottes stellen. Dazu ist natürlich jeder und jede herzlich willkommen. Und am 30. August feiern wir einen weiteren Gottesdienst um 18 Uhr auf dem Kirchplatz der Geistkirche. Und doch wünschte ich mir eine so offene Kirche, dass solche Gottesdienste für bestimmte Gruppen in unserer Gemeinschaft nicht mehr nötig wären.