Sommerkirche am Wasser: Auch Touristen schauen am Küstenkanal vorbei

Priestermangel - na und? So hilft sich eine Dorfgemeinde selbst

  • Die „Kamper Sommerkirche“ (Kreis Cloppenburg) ist fester Bestandteil im Gemeindeleben.
  • Ein Team von Ehrenamtlichen bereitet regelmäßig „Wort-Gottes-Feiern“ vor.
  • Für die Verantwortliche seien diese Gottesdienste wichtig, um die Gemeinde lebendig zu halten.

Anzeige

Sie wollen im September einen Neuanfang wagen: das Team der „Kamper Sommerkirche“. Die von Ehrenamtlichen gestalteten Wortgottesdienste in der Kirche St. Josef Kampe (Kreis Cloppenburg) wollen sie nun wieder beginnen. Nachdem die Gottesdienste auch wegen der Corona-Pandemie in eine Krise geraten waren.

Die Geschichte dieser besonderen Gottesdienste beginnt an einem Mittwochabend: Die Messe in der Dreifaltigkeitskirche Altenoythe sollte einfach ausfallen. Weil der Priester an diesem Abend nicht kommen konnte. Für Marlene Sprock, lange Pfarrsekretärin im Ort, ein Grund zum Nachdenken. Und für die Idee: „Wir springen da ein.“ 2012 war das.

 

Ehrenamtliche tragen Gottesdienste

 

St. Josef Kampe
Die kleine Kirche am Küstenkanal: In St. Josef Kampe feiern Ehrenamtliche wieder ihren besondere Wort-Gottes-Feier „Kamper Sommerkirche“. | Foto: Willi Rolfes (BMO)

Sie setzte sich mit Pastoralreferent Martin Kröger zusammen, er brachte sie auf den Gedanken einer selbst gestalteten „Wort-Gottes-Feier“, statt die Abendmesse ausfallen zu lassen.

Über die Jahre hat sich ein neunköpfiges Team von Ehrenamtlichen zusammengefunden, das diese Feiern regelmäßig organisiert: als „Kamper Sommerkirche“ in der Kirche von Kampe, am Küstenkanal zwischen Hunte und Ems. In zwei Staffeln von sechs Gottesdiensten zwischen Ostern und Pfingsten sowie im September und Oktober.

Gottesdienste, die einer festen liturgischen Form folgen (Gotteslob Nr. 668), die aber auch einmal unter einem bestimmten Thema stehen, etwa „Geschwister in der Bibel“. Pastoralreferent Martin Kröger schulte und begleitete das Team. Sein Tod im Frühjahr belastete das Team zusätzlich.

 

Fusion legt Gottesdienstplan fest

 

Dass die Messe in Altenoythe damals überhaupt ausfallen musste, liegt an einer Gemeindefusion. Die Kirche in Kampe gehört zur Pfarrgemeinde St. Marien Friesoythe, zu der neben ihr und der Friesoyther Pfarrkirche noch vier weitere Kirchorte gehören. Sie alle wurden 2008 zu einer großen Gemeinde zusammengelegt. Für jeden Ort gab es einen festen Gottesdienstplan: für Altenoythe eine Sonntags- und eine Werktagsmesse.

Weil in Altenoythe ein Ruhestandspriester wohnte, konnte ein zweiter Werktagsgottesdienst am Mittwochabend gefeiert werden. Als dieser Priester verhindert war, zeigte sich das erste Mal das Problem: Die Messe einfach ausfallen lassen? Damals begann mit dem Widerspruch der Menschen um Marlene Sprock die Erfolgsgeschichte der „Kamper Sommerkirche“.

 

Auch Touristen halten gelegentlich an

 

Die war bald aus der Dreifaltigkeitskirche Altenoythe nach St. Josef Kampe gewechselt. Die Gottesdienste am neuen Ort, donnerstags um 19.15 Uhr, entwickelten sich zu einem echten Anziehungspunkt, berichtet Marlene Sprock stolz. Das Team verstehe die Gottesdienste auch bewusst als „Angebot für die ganze Gemeinde“, deshalb habe man kein Problem mit dem neuen Ort gehabt. Die kleine Kirche in Kampe am Küstenkanal sei für den besonderen Charakter dieser Gottesdienste einfach besser geeignet gewesen.

Überraschend für das Team: Der Radweg am Kanal, beliebtes Ausflugsziel in der Region, habe gelegentlich auch Touristen in die abendlichen Gottesdienste geführt.

 

Besondere Stimmung

 

Marlene Sprock schwärmt: „Es liegt aber auch an dem besonderen Charakter unserer Gottesdienste.“ Außerdem treffe man sich im Anschluss immer auf dem Kirchplatz und bleibe gesellig zusammen, anders als bei vielen Sonntagsgottesdiensten. „Auch das zieht an.“

So sei der ungewöhnliche Name entstanden: „Die Atmosphäre in den Wochen vor Pfingsten, das Beisammensein in der Abendsonne – irgendwann war der Name für Team und Gottesdienste einfach da.“

 

Gemeinde lebendig halten

 

Dass die Gottesdienste über die Jahre Bestand hatten, sieht Sprock als wichtiges Signal. „Das sind nicht einfach Ersatzgottesdienste, weil kein Priester da ist“, sagt sie. „Das ist eine ganz selbständige, eigene Form.“ Die Entwicklung nach dem Fusionsprozess 2008 habe vielen klar gemacht: „Wir müssen als Gemeinde lernen, selbst tätig zu werden.“ Nur so könne man „die Gemeinde lebendig halten.“

Vor diesem Hintergrund sieht sie es als große Ermutigung, dass erst vor wenigen Wochen eine 27 Jahre junge Pädagogin Interesse zeigte und neu zum Team der „Sommerkirche“ gestoßen ist.

Anzeige