„Liebeserklärung Gottes an die Menschen“

Rom, Münster, Fulda: Demutsgeste Fußwaschung prägt Gründonnerstag

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Die Fußwaschung gehört zur Liturgie des Gründonnerstags. Papst Franziskus wusch Gefängnisinsassinnen die Füße. Im hessischen Fulda gab es ein besonders niederschwelliges Zeichen der Dienstbereitschaft und Demut.

Der Ritus der Fußwaschung am Gründonnerstag erinnert an die Demutsgeste Jesu, der den biblischen Berichten zufolge seinen Jüngern vor dem Letzten Abendmahl die Füße wusch. Auch Papst Franziskus greift die Geste auf: Er hat in einem Frauengefängnis bei Rom den traditionellen Gründonnerstag-Gottesdienst gehalten und nach einer kurzen, improvisierten Predigt zum Thema Vergebung zwölf weiblichen Insassen symbolisch die Füße gewaschen.

Einige der Frauen weinten bei der Zeremonie, die der 87-Jährige im Rollstuhl verrichtete. Während seine Vorgänger das Ritual an Priestern durchführten, vollzieht Franziskus es von Beginn seines Pontifikats an meistens in Gefängnissen. 2016 besuchte er ein Wohnheim für Migranten.

In diesem Jahr hatte der Papst bei der Messfeier in Erinnerung an das Letzte Abendmahl Jesu den Vorsitz in einer improvisierten Gefängniskapelle inne. Die schlichte Feier mit Gitarrenbegleitung wurde mit Lautsprechern auf den Innenhof des Gefängnisses übertragen, wo weitere weibliche Häftlinge sowie Wärterinnen den Gottesdienst mitfeierten. In den Fürbitten wurde auch für jene gebetet, die sich in der Haft das Leben genommen haben.

350 Frauen verbüßen im Osten Roms ihre Haft

Im Frauengefängnis Rebibbia im Osten Roms verbüßen derzeit rund 350 Frauen eine Haftstrafe. Im benachbarten Männergefängnis sitzen etwa 2.000 verurteilte Straftäter ein. Berühmtester Insasse war der Papstattentäter Ali Agca, den Johannes Paul II. 1983 hier besuchte und ihm seine Tat verzieh. Im Mai 2020 sorgte der Ort landesweit für Schlagzeilen, als in der Corona-Pandemie ein Gefängnisaufstand mit harter Hand niedergeschlagen wurde.

Bischof Genn: Jesus hat es herbeigesehnt

Auch in Münster ging es um die Fußwaschung. Das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern und die Geste der Fußwaschung sind nach Aussage von Bischof Felix Genn eine einzige Liebeserklärung Gottes an die Menschen. Jesus selbst habe es herbeigesehnt, die für ihn äußerst ernsten Stunden vor Gefangennahme und Hinrichtung mit seinen Freunden zu verbringen, so Genn in seiner Predigt im Dom.

Wer heute als gläubiger Christ dieses Mahl in Erinnerung an damals mitfeiere, könne dieser Liebe Jesu wieder begegnen. Zwei Möglichkeiten, diese zu erwidern, sind nach Aussage des Bischofs zum einen konkrete Taten der Nächstenliebe im Sinn der Fußwaschung Jesu an seinen Jüngern; dafür gebe es im Alltag unendlich viele Möglichkeiten. Weil das aber nicht immer leicht sei, biete die Anbetung Jesu Gelegenheit, dafür Kraft zu schöpfen.

Ökumenische Fußwaschung in Fuldas Innenstadt

In Fulda wuschen derweil evangelische und katholische Geistliche Passanten in der Fußgängerzone die Füße, wie der katholische Stadtpfarrer Stephan Buß im Interview mit dem Kölner Domradio erklärte. „Wir wollen den Menschen dieses Zeichen der Nächstenliebe, der Zuwendung und der Dienstbereitschaft deutlich machen und über diese Form niederschwellig ins Gespräch kommen.“  

Seine evangelische Kollegin, Pfarrerin Jana Koch-Zeißig, sei mit der Idee auf ihn zugekommen. Ziel sei es, in einer ökumenischen „Citypastoral“ die Menschen zu erreichen und neu zu sensibilisieren. Vielen sei etwa gar nicht bewusst, dass eine Fußwaschung zu Gründonnerstag gehöre.

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