Warum Kindstaufe? Wie hat sich die Taufe in der Kirchengeschichte entwickelt?

Säuglingstaufe oder Erwachsenentaufe?

  • Immer noch werden mehrheitlich Säuglinge christlich getauft.
  • Warum und seit wann ist das eigentlich so?
  • Und was hat sich im Lauf der Kirchengeschichte verändert?

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Bereits im vierten Jahrhundert begründete der Kirchenlehrer Aurelius Augustinus die Verpflichtung zur Kindertaufe, da bei der Geburt jeder Mensch mit Schuld belastet sei und nur die Taufe von der Erbsünde befreien könne. Ohne Taufe könne niemand ins Reich Gottes gelangen.

Diese Auffassung prägte und belastete jahrhundertelang den Glauben von Generationen von Christen. So wurden noch bis in die 1970er Jahre Säuglinge möglichst rasch ans Taufbecken verbracht, selbst wenn die Mütter noch im Krankenhaus weilten, damit nur ja sichergestellt wurde, daß ein Kind im Todesfall nicht „in die Hölle käme“. Ängste trieben bei der Taufe einst zur Eile.

 

Zeitpunkt heute als freie Entscheidung

 

Die Angst vor einer möglichen ewigen Verdammnis und Ausgrenzung aus dem Gottesreich bei Nichttaufe gehört zum Glück der Vergangenheit an. Heute entscheiden Eltern frei darüber, ob sie ihr Kind als Säugling zum Taufbecken tragen oder ob sie es auf eigenen Füßen dorthin gehen lassen.

Was Sie schon immer über die Taufe wissen wollten - 18 Fragen und Antworten.

Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Kindertaufe in Frage gestellt, doch auch die Reformatoren wie Martin Luther, Johannes Calvin und Ulrich Zwingli sprachen sich weiterhin für sie aus. Gruppierungen wie die Wiedertäufer erhoben die bewusste, eigenständige Entscheidung, wie sie nur ein Erwachsener fällen kann, für die Taufe zum Prinzip.

 

Weniger selbstverständlich, mehr bewusste Entscheidung

 

Die Taufe war früher die Regel bei katholischen wie evangelischen Christen. Da sich jedoch seit gut einem halben Jahrhundert die Glaubenspraxis drastisch verändert, werden Kinder aus christlichen Familien nicht mehr automatisch zur Taufe gebracht. Es wird ihnen vielmehr immer häufiger selbst überlassen, sich irgendwann für oder gegen den Glauben und die Taufe zu entscheiden.

Die frühere Selbstverständlichkeit ist wie der gefühlte Zwang in den Hintergrund getreten, sodass heute mehr Erwachsene als früher eigenständig die Taufe anstreben, wenn sie denn zum Glauben gefunden haben. Die Motivationen für eine Taufe sind ganz unterschiedlich: Manche kommen über den Lebenspartner oder die Taufe der eigenen Kinder zum Glauben, andere durch besondere Schicksalsschläge, ihre Arbeit in kirchlichen Einrichtungen oder ihren Kontakt mit überzeugenden Christen.

 

Zahl der Täuflinge sinkt

 

1960 wurden dreimal so viele Taufen vollzogen wie 2019. Durch die Kirchenkrisen und -skandale hat die Zahl der Taufen von Kindern wie Erwachsenen deutlich abgenommen. Da wird es höchste Zeit, den Grundauftrag Jesu wieder in Vordergrund zu rücken: Sein Leben von früh auf unter den Schutz und Segen Gottes zu stellen. Der Kirche als „GmbH“ beizutreten, als Gemeinschaft mit berechtigter Hoffnung. Trotz allem.

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