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Erst im letzten Moment merkte Norbert Wübbelt kürzlich: „Da ist ja noch jemand unter der Dusche.“ Der Küster wollte gerade die Delmenhorster St. Marienkirche abschließen und hatte den letzten Besucher zunächst nicht bemerkt, der noch im Vorraum hinter dem Duschvorhang stand.
Norbert Wübbelt lächelt. Die Geschichte sei aber nur eine der Anekdoten, die er rund um die diesjährige Sommer-Aktion seiner Gemeinde erzählen kann: die „Segensdusche“ in der Pfarrkirche. Als weitere Anekdote fällt ihm zum Beispiel die Frage ein, die manche in der Pfarrei anfangs augenzwinkernd gestellt hätten: „Muss man da etwa jetzt vor jedem Gottesdienst erst einmal drunter zum Duschen?“
Stilecht mit Duschvorhang und Quietscheente
Man muss nicht duschen, aber man kann und darf, erklärt dazu Pastoralreferentin Sabine Ciomber-Günther, die zum Seelsorgeteam gehört, dass mit der „Segensdusche“ eine Idee ihrer Kollegin Marianne Etrich weiterentwickelt hatte. Die hatte von einer Methode im Grundschulunterricht berichtet, die sich „Warme Dusche“ nennt. Bei der werden Kindern lauter freundliche Dinge gesagt: Was man an ihm mag oder schätzt, zum Beispiel. Damit es den kleinen Schülerinnen und Schülern „warm ums Herz“ wird.
Ähnliches soll seit einigen Wochen auch in einem als „Dusche“ eingerichtete Nische im Vorraum der Delmenhorster Kirche geschehen. Dort kann sich jede und jeder von einem oder mehreren Segenswünschen aus einem kleinen Lautsprecher berieseln lassen kann. Alles in stilechter Kulisse: mit Duschvorhang, Brausegarnitur, Seifenschälchen und Quietscheente. Sogar ein roter Bademantel hängt am Haken – nur Wasser kommt nirgends heraus.
Ein Bewegungsmelder aktiviert die „Segensdusche“
Sätze wie „Der gute Gott gebe dir im Segen Kraft für alle Aufgaben, die du erledigen musst“ oder „Geh hinaus zu den Menschen mit der Gewissheit, dass Gott dir Kraft gibt zur Liebe. Geh hinaus in deinen Alltag mit dem Glauben, dass Gott zu dir steht und dich begleitet.“ klingen aus dem Lautsprecher, der über einen Bewegungsmelder aktiviert wird. Der Küster hat auch die Brausegarnitur aus einem nicht mehr benötigten Pfarrhaus aus- und in die Segensdusche eingebaut.
Die wohlgemeinten Worte aus dem Lautsprecher sollen gut tun. Menschen Zuspruch, Wohltat, Ermutigung schenken - das ist die Grundidee der Aktion „Segensdusche“ in diesem Sommer. „So eine Dusche ist eine prima Sache: Nicht nur, dass sie uns sauber macht. Bei großer Hitze schätzen wir ihre kühle Erfrischung, bei kaltem Wetter die wärmende Entspannung. Eine Dusche rieselt angenehm auf uns nieder“, heißt es dazu auf der Internetseite der Pfarrei. Diese Erfahrung greife die Aktion auf. „Gott möchte uns auch so eine 'warme Dusche' schenken mit Segensworten, die uns ermutigen, trösten und stärken.“
Internationale Segenssprüche
Die Seelsorgerinnen haben die Sprüche dafür aufgenommen, nicht nur auf Deutsch, sondern und zum Beispiel auch auf Englisch und auf Polnisch. Grund ist die internationale Zusammensetzung der Pfarrei der 80.000-Einwohner-Stadt.
Noch bis zum Pfarrfest der St.-Marien-Pfarrei am 10. September haben Besucher Gelegenheit, das Ganze selbst auszuprobieren. Eine Möglichkeit, die schon viele genutzt hätten, wie Küster Wübbelt sagt. Und von denen er einen fast versehentlich in der Kirche eingeschlossen hätte.
Stichwort: Segensdusche
Ähnlich wie die Delmenhorster St.-Marien-Pfarrei haben auch schon andere Gruppen und Pfarreien die Idee einer „Segensdusche“ umgesetzt. In Köln etwa konnten 2019 Interessierte bei einer Installation auf dem Roncalliplatz neben dem Dom in Lichtstrahlen eintauchen. Auf dem Boden wurden dabei leuchtende Segenssprüche eingeblendet. Die Aktion sollte Zuspruch in dinkler Zeit spenden. Bei einer ökumenischen Aktion in Stuttgart in diesem Jahr steht eine „Segensdusche“ auf dem Schlossplatz gegenüber dem Kunstmuseum und lässt aus einem Zufallsgenerator auf Menschen regnen.
