15 Demenzbegleiterinnen des Malteser Hilfsdiensts

So entlasten ehrenamtliche Helferinnen Familien von Demenzkranken

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Demenzerkrankungen bringen große Herausforderungen für die Familien der Betroffenen. Im Bistum Münster sind 15 ehrenamtliche Demenzbegleiterinnen der Malteser im Einsatz, um sie zu entlasten.

Wenn Eva Leistra vom Malteser Hilfsdienst im Bistum Münster ehrenamtliche Demenzbegleiterinnen und Familien von Betroffenen zusammenbringt, dann müssen die Profile passen, sagt sie. Denn bei allen rechtlichen, organisatorischen und medizinischen Informationen, die ihnen in einem 55-stündigen Vorbereitungskurs vermittelt werden, ist eine Voraussetzung die entscheidende, sagt die Koordinatorin für Unterstützungsdienste der Malteser: „Es muss eine gemeinsame Grundlage geben – etwas Verbindendes, das HelferInnen und Erkrankte eint.“

In den Gesprächen mit Silke Dettki wurde schnell klar, was sie in die Begegnung mit den Menschen mit Demenz einbringen können würde. Als sich die gelernte Krankenpflegerin vor drei Jahren bei Leistra vorstellte, waren es vor allem zwei Dinge, die sie neben ihrer Hilfsbereitschaft in die Aufgabe mitnehmen konnte. „Sie hat einen tief religiösen Hintergrund und ist sehr musikalisch.“ Derzeit absolviert Dettki die Ausbildung zu C-Kirchenmusikerin im Bistum Münster.

Musik und Glaube verbinden

Leistra musste nicht lange suchen. Auch weil die Liste der Familien, die Unterstützung suchen, immer länger ist als die der Helfenden. Es waren ein älterer Herr mit Vorliebe für das Saxofon-Spiel und ein bereits in jungen Jahren erkrankter Mann, für den der Glaube eine wichtige Stütze in seiner Situation geworden ist. Seither besucht Dettki beide regelmäßig. Für ihren Einsatz vor Ort erhält die 54-Jährige aus Telgte eine Aufwandsentschädigung.

Und so steht sie mit dem ehemaligen Jazzband-Mitglied am Saxofon auch mal im Wohnzimmer der Familie, hat ihr E-Piano angeschlossen und lässt ihn zu ihrer Musik improvisieren. Der kubanische Song „Guantanamera“ war der erste, den sie gemeinsam spielten. „Ich kann mich noch genau daran erinnern“, sagt Dettki. „Das brachte sofort viel Fröhlichkeit in unsere Beziehung.“ Humor, weiß sie, ist dafür ohnehin wichtige Basis. „Und davon haben er und ich jede Menge.“

Momente, die guttun

Es sind keine medizinischen oder therapeutischen Hilfen, die sie einbringt. Es ist vor allem eine wichtige Atmosphäre, die sie mit ihren Besuchen ermöglicht. Denn die Familien erleben eine wachsende Belastung, wenn die kognitiven und motorischen Fähigkeiten der Erkrankten nachlassen. „Die Emotion leidet darunter – es gibt nicht selten große Stress-Situationen.“ Dettki sagt, dass sie mit der Zeit ein Teil der Familie wird, der Freiräume ermöglicht, Entlastung schafft und Aufgaben übernehmen kann. Das alles wirkt positiv auf die Stimmung aller Beteiligten.

Nicht anders ist das bei dem jüngeren Erkrankten. Bei den Ausflügen, die sie mit ihm unternimmt, steht immer auch ein Kirchenbesuch an. „Wenn ich das nicht mit eingeplant habe, beschwert er sich.“ Dann zünden sie Kerzen an, die sie mit in die Kirchenbank nehmen. Stille Momente, Gebete oder auch ein leises Lied folgen. „Er hat mir schon oft gesagt, wie gut ihm diese Augenblicke tun.“

Hilferufe werden mehr

Weitere Informationen beim Malteser Hilfsdienst:
Eva Leistra
Mail: eva.leistra(at)malteser.org
Mobil: 0176-31798083
www.malteser-muenster.de

Neben dieser emotionalen Ausstrahlung ist auch die praktische Hilfe für die Familie wichtig. „Denn die sind es, die auch mal rausmüssen aus dem fordernden Alltag.“ Wenn Dettki mit den Erkrankten einkaufen oder zum Arzt geht, können die Partner oder Kinder etwas für sich tun. „Zeit für eigene Bedürfnisse ist in dieser Situation enorm wichtig.“

Die Nachfrage nach dieser Form der Unterstützung steigt stetig, sagt Eva Leistra. „Es sind oft Hilferufe, mit denen die Angehörigen zu mir kommen.“ Denn über die Möglichkeiten der Erleichterungen sind viele kaum informiert. Über die Krankenkassen kann sie die Aufwandsentschädigung der Ehrenamtlichen finanzieren. „Wenn ich Arbeitskräfte dafür fest anstellen würde, wäre das nicht möglich.“ Mit ihrer Unterstützung sind im Augenblick 15 Demenzbegleiterinnen im Einsatz. „Wir freuen uns über jeden, der neu dazukommt.“ Auch weil die Chance auf das Verbindende zwischen Helfenden und Erkrankten damit wächst.

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