Früherer Professor aus Münster sieht Grenze der Reformfähigkeit

Soziologe: Katholische Kirche würde nötige Reformen nicht überleben

  • Die katholische Kirche ist nach Ansicht des Religionssoziologen Detlef Pollack nur begrenzt reformierbar.
  • "Die Kirche würde sich selbst aufgeben, wenn sie die Reformen so weit treiben würde, wie es notwendig wäre", sagte er.
  • Die Mehrheit der Bischöfe täusche sich über die Reformierbarkeit ihrer Kirche.

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Die katholische Kirche ist nach Ansicht des Religionssoziologen Detlef Pollack nur begrenzt reformierbar. "Die Kirche würde sich selbst aufgeben, wenn sie die Reformen so weit treiben würde, wie es notwendig wäre", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Die Kirche ist laut dem früheren Professor der Universität Münster in einem Selbstwiderspruch gefangen. Der Skandal um sexualisierte Gewalt werde auf das Machtgefälle zwischen Priestern und Laien zurückgeführt. Würde dieses Machtgefälle außer Kraft gesetzt, werde das Wesen von Kirche als heilige Institution angegriffen. "Eine solche Operation überlebt die katholische Kirche nicht, oder sie ist nicht mehr die katholische Kirche."

Täuschung zur Reformierbarkeit

Pollack sagte, die Mehrheit der Bischöfe täusche sich über die Reformierbarkeit ihrer Kirche. "Die Frage ist tatsächlich: Warum passiert so wenig? Und ich sage: Weil nichts passieren kann." Die katholische Kirche sei inzwischen "in der Situation, dass sie machen kann, was sie will - sie hat keine Chance". Das liege auch an den Medien, die ihr keine Chance gäben.

Mit Blick auf die Kirchenaustrittszahlen 2022 der deutschen Bistümer spricht Pollack von einem Abriss infolge enttäuschter Erwartungen. Die Kirchenbindung der Katholiken sei inzwischen auf "protestantisches Niveau" gesunken.

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