Münsteraner Wissenschaftler spricht von sehr schwieriger Lage

Soziologe Pollack: Wohl nur die Gläubigen können Kirche aus Krise holen

  • Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack sieht die katholische Kirche in einer sehr schwierigen Lage.
  • „Möglicherweise können nur die Gläubigen die Kirche noch aus ihrem Tief holen“, erklärte der Wissenschaftler.
  • Menschen müssten über die guten Erfahrungen mit der Kirche berichten, so Pollack.

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Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack sieht die katholische Kirche angesichts von Säkularisierung, Kirchenaustritten und Missbrauchsskandalen in einer sehr schwierigen Lage. Die Handlungsmöglichkeiten von Bischöfen und Kirchenspitze seien gering, sagte Pollack am Dienstag im Interview der „Südwest Presse“ in Ulm. „Möglicherweise können nur die Gläubigen die Kirche noch aus ihrem Tief holen.“

Vor dem Hintergrund von sexualisierter Gewalt und deren Vertuschung seien „Heilung und Aussöhnung“ nur möglich, wenn „Menschen, denen der Glaube etwas bedeutet, von ihren guten Erfahrungen mit der Kirche erzählen“, etwa von seelsorglicher Begleitung oder Angeboten der Jugendarbeit, sagte Pollack.

Kirche soll nahe bei den Menschen sein

Aus seiner Sicht ist es für die Kirche schwierig, dass in öffentlichen Debatten viele Menschen „über die Kirchen urteilen, sie aber gar nicht kennen“. Denn die Kirchen seien in den vergangenen Jahrzehnten „weltzugewandter, menschenfreundlicher, dialogischer“ geworden.

Pollack argumentierte, die Kirchen sollten sich aber keinesfalls „in Selbstrechtfertigungen ergehen“. Viel entscheidender sei es, wie Kinder und Jugendliche religiös sozialisiert werden. „Da müssen die Kirchen ansetzen. Und schließlich: Kirche sollte nahe bei den Menschen sein und mehr Seelsorge betreiben.“

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