Bundesvorsitzende Lena Bloemacher im Interview

BDKJ: Wir wollen Priesterinnen und das Ende aller Diskriminierungen

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Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) feiert seinen 75. Geburtstag. Heute wie damals mischt sich der Verband ein, setzt sich für eine gerechte Welt, für die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen in der katholischen Kirche und alle Belange der Jugend ein. Warum die aktuellen Beschlussvorlagen des Synodalen Weg noch nicht weit genug gehen, erklärt Bundesvorsitzende Lena Bloemacher im Interview mit „Kirche-und-Leben.de“.

Der BDKJ feiert sein 75-jähriges Bestehen. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage des Verbands ein?

Die Themen, die katholischen Jugendverbänden wichtig sind, haben sich gar nicht so sehr verändert. Der Einsatz für eine gerechte Welt spielt seit der Gründung bis heute eine wichtige Rolle. Auch für die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen in der katholischen Kirche engagieren sich die Jugendverbände schon seit Jahrzehnten. Dazugekommen sind Themen wie Digitalpolitik oder auch die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche.

Nach zwei Corona-Jahren müssen sich natürlich auch die katholischen Jugendverbände neu sortieren und einiges nachholen. Gerade haben wir mit der BDKJ-Hauptversammlung erstmals wieder in Präsenz getagt und viele neue Gesichter gesehen, die sich jetzt voller Elan einbringen. Auf Ortsebene werden zurzeit viele Freizeitangebote organisiert, die gerade jetzt unglaublich wichtig für das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen sind.

Die Kirchenkrise ist allgegenwärtig. Wie schaffen es der BDKJ und seine Mitgliedsverbände, die Jugend dennoch zu begeistern?

Natürlich nehmen wir die aktuelle Kirchenkrise auch wahr und vertreten deutlich die Sicht der Kinder und Jugendlichen auf die aktuelle Lage. Wir merken aber auch, dass die Krise der Institution Kirche nicht zur Folge hat, dass junge Menschen sich keine Sinnfragen mehr stellen. Die katholischen Jugendverbände geben vielen Jugendlichen eine spirituelle Heimat, auch weil wir in den Jugendverbänden Kinder und Jugendliche dazu motivieren, ihren individuellen Weg im Glauben zu finden. Die Jugendverbände sind ein Teil der Kirche, der schon heute demokratisch strukturiert ist. Sie bilden eine Kirche ab, die den Menschen gerecht wird. Das schätzen Kinder und Jugendliche.

Neben den christlichen Freizeitangeboten gibt es immer mehr außerkirchliche Angebote für Jugendliche. Was macht die christliche Jugendarbeit so besonders?

In unseren Jugendverbänden können sich Kinder und Jugendliche selbst organisieren und Ferienfreizeiten, Projekte oder Aktionen auf die Beine stellen. Der BDKJ ist auch ein Lernort für eine demokratische Gesellschaft. Als katholische Jugendverbände können junge Menschen bei uns auch Glaube und Spiritualität abseits der Amtskirche erleben. Teilweise lassen sich junge Menschen auch im Verband taufen und firmen. Unser Handeln gründet auf das Evangelium und geschieht aus einem christlichen Werteverständnis heraus.

Der BDKJ gilt als ein starker Befürworter des Synodalen Weges. Was erhoffen Sie sich vom Reformprozess?

Der Synodale Weg muss das Ziel umsetzen, Leid und Gewalt in der katholischen Kirche mit allen Mitteln zu verhindern, diese können in einer Kirche Jesu keinen Platz haben. Dafür braucht es umfangreiche systemische und strukturelle Veränderungen. Aktuell finden wir die Beschlüsse des Synodalen Weges noch nicht ambitioniert genug. Zugleich nehmen wir eine Veränderungsbereitschaft der meisten Bischöfe und Lai*innen im Synodalen Weg wahr. Wir erwarten, dass sich die katholische Kirche in den kommenden beiden Synodalversammlungen ihrem schweren Versagen stellt und eine angemessene Antwort darauf gibt. Außerdem erwarten wir, dass die Beschlüsse unverzüglich in den Diözesen umgesetzt werden, sich die Bischöfe in Rom für die Umsetzung einsetzen. Zugleich muss eine Lösung entwickelt werden, wie Leid und Gewalt notfalls auch ohne die Zustimmung aus Rom verhindert werden können.

Auch die Initiative #OutInChurch wird unterstützt. Was erwarten Sie von den Bischöfen?

Wir erwarten, dass die Bischöfe die Rechte der Menschen achten. Dies bedeutet, dass unverzüglich alle Diskriminierungen, die im Extremfall zu Leid und Gewalt führen, gegenüber homosexuellen Menschen, Trans-Personen, nonbinären Personen, Frauen* beendet werden – einschließlich der Weihe zu Priester*innen und das Ehesakrament.

Ein Blick in die Zukunft. In welche Richtung will sich der BDKJ mit seinen Mitgliedsverbänden entwickeln?

Wir wollen weiterhin ein Ort in der Kirche sein, an dem Kinder und Jugendliche eine Heimat finden, sich entfalten und für sich Räume gestalten können. Wir verstehen es als unseren Auftrag, die Anliegen von Kindern und Jugendlichen weiterhin aufzugreifen und ihnen politisch Nachdruck zu verleihen. Damit Kinder und Jugendliche eine lebenswerte Zukunft haben, ist es nötig, die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz, aber auch Fragen der Jugendsozialarbeit, Kinderrechte und Beteiligungsmöglichkeiten von jungen Menschen noch stärker in den Fokus zu rücken.

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