Pfarrer Mertens: Keine Konkurrenz zur Telefonseelsorge

St. Antonius Herten schaltet „Einfach-mal-reden“-Nummer

Täglich ist ein Mitglied aus dem Seelsorgeteam St. Antonius Herten von 8 bis 20 Uhr telefonisch erreichbar. Pfarrer Norbert Mertens betont im Interview: „Wir wollen keine Konkurrenz zur Telefonseelsorge sein.“

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Gleich zu Beginn der Corona-Ausgangsbeschränkungen schaltete die Pfarrei St. Antonius Herten eine Telefonnummer frei. Täglich ist ein Mitglied aus dem Seelsorgeteam von 8 bis 20 Uhr erreichbar. Pfarrer Norbert Mertens betont im Interview: „Wir wollen keine Konkurrenz zur Telefonseelsorge sein.“

Pfarrer Mertens, wie sind Ihre Erfahrungen mit Ihrer Hotline?

Wir hatten gleich zu Beginn des Lockdown überlegt: Wie können wir für die Menschen trotzdem da sein? Gar nicht unbedingt nur für diejenigen, denen der soziale Kontakt zu Hause fehlt. Wir wollten eine Leitung unabhängig vom Pfarrbüro einrichten um über einen möglichst großen Zeitraum für die Menschen erreichbar zu sein, die einfach mal reden wollen. Wir sehen unser Angebot da auch nicht als Konkurrenz für die Telefonseelsorge. Mit einer modernen Rufumleitung ist das ja alles kein Thema. Wir haben uns tageweise aufgeteilt. Der Andrang war allerdings nicht so hoch wie erwartet.

Worauf führen Sie das zurück?

Ich glaube, dass es nach wie vor eine Hemmschwelle ist, anzurufen und sich ein Stück weit eizugestehen: Ich habe sonst keinen zum Reden. Die Menschen die angerufen haben, hatten auch nicht unbedingt Sorgen, die mit Corona zusammenhängen. Einer junge Frau, mit der ich gesprochen habe, war einfach nur langweilig und sie wollte sich gern unterhalten. Ein anderer rief an um über seine Schwierigkeiten mit der Kirche zu sprechen. Die Kollegen berichten aber auch von Gemeindemitgliedern, die tatsächlich unter sozialer Isolation gelitten haben. Sie waren froh über unser Angebot.

Was gäbe es da für Alternativen, offensiver auf diese Menschen zuzugehen?

Vor Ostern haben wir den Personen, von denen wir wussten, einen Überraschungsbesuch abgestattet. Natürlich mit Abstand, aber wir waren vor Ort. Die Menschen waren total überrascht und haben sich gefreut: „Wie schön, dass sie an mich gedacht haben!“ Für ältere Menschen könnte das eine Hilfe sein, wenn wir sie einfach anrufen könnten. Nicht jeder ist auf Social Media unterwegs. Von daher wäre das schön, wenn wir von unseren Gemeindemitgliedern die Telefonnummer hätten. Aber wenn wir solche Daten speichern würden, bekämen wir Probleme mit dem Datenschutz.

Wollen Sie die Hotline auch nach Corona beibehalten?

Ja, die Nummer bleibt freigeschaltet.

Die „Einfach-mal-reden“-Nummer ist hier zu finden.
 

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