Vor allem Kinder- und Jugendchöre betroffen

Studie: Corona lässt Chöre schrumpfen und schlechter werden

  • Die Pandemie hat den Chören im deutschsprachigen Raum erheblich geschadet. Das sagt eine Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
  • Nur weniger als ein Drittel der rund 4.300 befragten Chöre aus Deutschland, Österreich und der Schweiz habe die Mitgliederzahl halten können.
  • Diese Ergebnisse seien insofern besonders beunruhigend, als sie noch vor der dritten Welle im März ermittelt worden seien, hieß es.

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Die Pandemie hat den Chören im deutschsprachigen Raum erheblich geschadet. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Chormusik in Coronazeiten" unter Leitung von Kathrin Schlemmer, Professorin für Musikwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU).

Laut KU-Mitteilung vom Montag hat die Zahl der aktiven Sängerinnen und Sänger stark abgenommen. Nur weniger als ein Drittel der rund 4.300 befragten Chöre aus Deutschland, Österreich und der Schweiz habe die Mitgliederzahl halten können.

 

Mehr als die Hälfte glaubt: Wir werden schlechter

 

Besonders ausgeprägt ist der Verlust bei den über 580 befragten Nachwuchschören, wie es hieß. Von diesen existiere de facto fast jeder achte Kinder- und Jugendchor nicht mehr. "Fast 60 Prozent aller befragten Ensembles erwarten, dass sie auch in der Zeit nach der Pandemie nicht mehr in früherer Besetzungsstärke weiterarbeiten werden", hieß es.

Ferner sinke mit dem Minus bei Mitgliederzahlen, Proben- und Auftrittsmöglichkeiten auch die Qualität der Ensembles. Die Frage nach der aktuellen musikalischen Verfassung werde für mehr als die Hälfte der Chöre im negativen Bereich beantwortet.

 

Sorge um Finanzierung der Leitungen

 

Die finanzielle Situation beurteilt laut Mitteilung jeder dritte befragte Chor als eher oder sehr unsicher, da gängige Einnahmen wie etwa Erlöse aus Konzerten fehlen. Weitere gut 20 Prozent der Chöre erwarteten finanzielle Probleme für die Zukunft. In der Konsequenz könnten viele Chöre beispielsweise ihre oft freiberuflichen Leiterinnen und Leiter nicht mehr (voll) finanzieren.

Diese Ergebnisse seien insofern besonders beunruhigend, als sie noch vor der dritten Welle im März ermittelt worden seien, hieß es. "Zu diesem Zeitpunkt rechneten viele Chore vermutlich noch damit, bald wieder proben zu können."

 

Vielfältige Unterstützung nötig

 

Ziel der Studie sei nicht nur eine Bestandsaufnahme, sondern auch das Aufzeigen von Förderbedarfen. "Die teilnehmenden Chöre wünschen Hilfe bei der Finanzierung von Schnelltests, gefolgt von der Unterstützung bei den Honoraren für die Dirigenten, Zuschüsse für Notenmaterial sowie eine Ausfallversicherung bei Konzerten in der aktuell unsicheren Pandemielage, um den Chorbetrieb sicher wieder aufnehmen zu können."

Der Studie zufolge zählt Chormusik zu den wesentlichen Säulen des Laienmusizierens. Allein in Deutschland gebe es über vier Millionen aktive Sängerinnen und Sänger.

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