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Die katholische Kirche im Oldenburger Land werde bei sozialen Problemen in der Region sich weiter zu Wort melden. Bei Ungerechtigkeiten in der Arbeitswelt dürfe sie nicht ruhen, sondern müsse Betroffenen zur Seite stehen. Das hat Weihbischof Wilfried Theising, seit dem 1. Dezember Bischöflich Münsterscher Offizial in Vechta, am Donnerstag bei einem Treffen mit Journalisten in Vechta betont.
Der Einsatz der oldenburgischen Kirche und besonders von Prälat Peter Kossen habe verdienstvollerweise eine breite gesellschaftliche Diskussion um einen gesetzlichen Mindestlohn angestoßen. Kossen war Ständiger Vertreter des Bischöflichen Offizials und wird am 21. Januar Pfarrer in Lengerich.
„Unerträgliche“ Worte mancher Politiker
Theising bezeichnete sich als langjähriges Mitglied der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Vor diesem Hintergrund setze er darauf, dass sich die katholischen Sozialverbände unter dem Leitwort „Gutes Geld für gute Arbeit“ neben den Gewerkschaften bei diesen Themen besonders einsetzten. Er selbst habe mit diesen Fragen bisher noch keine Erfahrung; zudem müsse er sich grundsätzlich einarbeiten in die völlig neue Aufgabe als Verwaltungschef der bischöflichen Behörde im niedersächsischen Bistumsteil.
Deutlich wandte sich Theising gegen Politiker, die durch „oft unerträgliche“ Worte Flüchtlinge kritisierten. Die Kirche dürfe sich der Diskussion dort nicht verweigern und müsse ihren Standpunkt klar vertreten. Es gehe aber nicht darum, „mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen“ und einen möglichen Riss in der Gesellschaft zu verbreitern.
Absage an Obergrenze für Flüchtlinge
Theising appellierte an die Christen, Flüchtlingen „auf jeden Fall“ weiterzuhelfen. Die Kirche habe dort schon Großes geleistet und könne durch ihren Einsatz Beispiel sein. Die Forderung von konservativen Politikern, Flüchtlinge nur bis zu einer bestimmten „Obergrenze“ ins Land zu lassen, erteilte der Weihbischof eine deutliche Absage. Man könne nicht an einem bestimmten Tag Menschen in ihrer Not Aufnahme gewähren und am nächsten Tag auf einmal nicht mehr.
Vielmehr seien Gesellschaft und Politik gefordert, sich viel stärker in der Bekämpfung der Armut in den Herkunftsländern einzusetzen. In diesem Netzwerk sei die Kirche mit ihren Hilfswerken schon „gut aufgestellt“, sagte Theising.
„Ich bin immer an der Seite der Landwirte“
Eine stark landwirtschaftlich geprägte Region wie das Oldenburger Land liege ihm besonders am Herzen sagte der Weihbischof weiter. Schließlich sei er auf einem Hof groß geworden und habe ursprünglich Landwirt werden wollen. Viele Landwirte führten trotz der enormen wirtschaftlichen Entwicklung ihren Hof „voll Verantwortung“ und mit sorgfältigem Blick auf die Schöpfung. Diese Landwirte seien „mit Recht enttäuscht“, wenn ihr Handeln kritisiert werde. In diesen Fragen „bin ich immer an der Seite der Landwirte“, sagte Theising.