Heiner Zumdohme lässt keine Narrensitzung aus

Warum der Pfarrer in Damme beim Karnevals-Umzug mitgeht

Für Heiner Zumdohme hat der Karneval auch eine religiöse Dimension. Aber nicht nur deshalb ist er mit ganzem Herzen dabei.

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Sich dem Karneval entziehen? Das konnte der neue Pfarrer von Damme gar nicht, als er vor drei Jahren ins Pfarrhaus einzog. „Aber warum auch?“ Heiner Zumdohme schüttelt den Kopf. „Das wollte ich ja auch gar nicht!“ Denn einerseits lebe er nach dem Grundsatz: „Damme ist jetzt meine Heimat, und ich möchte dazu gehören.“ Andererseits habe er selbst immer Spaß am Karneval gehabt.

Heiner Zumdohme, der Gastwirtssohn aus dem oldenburgischen Lastrup, der dort als Steppke selbst schon Kinderprinz war und lange zum Elferrat zählte. Deshalb sagte er auch sofort zu, als die Pfarrhausnachbarn in Damme ihn vor drei Jahren fragten, ob er an Karneval bei ihnen mitmachen wolle.

 

Das Kostüm wird ins Pfarrhaus geliefert

 

Seither zieht er jedes Jahr in einer Gruppe bei den Umzügen mit, die sich „Das zauberhafte Doppeldutzend“ nennt. Immer am Sonntag und Montag vor dem eigentlichen Rosenmontag. So ist es in Damme seit Beginn des 19. Jahrhunderts Tradition.

Ums Kostüm musst er sich nicht kümmern. „Diejenigen, die das vorbereiten, haben meine Maße“, sagt der baumlange 43-Jährige lächelnd. Die Verkleidung werde stets rechtzeitig ins Pfarrhaus geliefert.

 

Karneval als Ideal der Gesellschaft

 

Zumdohme staunt immer noch, wie selbstverständlich man in Damme in die Karnevalstradition hineinwächst. Wenn er hört, wie schon die Kleinsten alle Strophen der Dammer Karnevalslieder heruntersingen können. Die Kindergärten veranstalten einen eigenen Umzug, begleitet vom „Narrenblech“, dem Musikzug des Karnevalsvereins. Mit Bonbonregen vorm Pfarrhaus.

Darin, dass die Leute ihn als Neuling sofort mitten hineingenommen haben, sieht Zumdohme eine der großen Stärken des Festes: „Karneval hat etwas Integrierendes. Er verbindet Menschen, egal ob jung und alt, arm oder reich. Und er zeigt uns ein bisschen, wie eine ideale Gesellschaft funktionieren könnte.“

 

Die religiöse Dimension von Karneval

 

Der Pfarrer geht zu allen Sitzungen in seiner Gemeinde: Seniorenkarneval, KAB-Karneval, Frauenkarneval. Zu Sitzungen in allen Gemeindeteilen, in Damme, Osterfeine, Rüschendorf und Neuenkirchen. „Ich lasse mich überall blicken. Weil ich Spaß habe, aber auch, weil es eine Art von Wertschätzung bedeutet.“

Da mischen sich Freude und Dienst. „Ich möchte das Leben der Menschen teilen.“ Außerdem, so ergänzt er: „Die Kultur, die sich in einem Ort ausprägt, ist auch ein Ort für die Kirche.“ Und schließlich habe Karneval auch eine religiöse Dimension. „Ich glaube, es liegt in der Natur der Menschen, die Sorgen des Alltags auch mal zu vergessen, alles hinter sich zu lassen, loszulassen, mal jemand ganz anderes zu sein, zu feiern und sich zu freuen. Deshalb ist es für mich etwas zutiefst Menschliches.“

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