Kunstprojekt der Pfarrei in Münster zeichnet Videos auf

Was macht die „Corona-Box” auf dem St.-Lamberti-Kirchplatz?

Von außen ähnelt sie einer Telefonzelle, von innen einem Badezimmer. Mitten auf dem Kirchplatz vor der St.-Lamberti-Kirche haben Passanten die Möglichkeit, in der „Corona-Box” über ihren eigenen Umgang mit der Corona-Krise nachzudenken.

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Von außen ähnelt sie einer Telefonzelle, von innen einem Badezimmer. Mitten auf dem Kirchplatz vor der St.-Lamberti-Kirche haben Passanten und Touristen in den kommenden Wochen die Möglichkeit, über ihren eigenen Umgang mit der Corona-Krise nachzudenken. „Inmitten des Trubels der Stadt möchten wir die Menschen im Sommer dazu einladen, kurz innezuhalten, einen Blick zurück und nach vorne zu werfen“, kündigt Andrea Bailoni an. Der pastorale Mitarbeiter der Pfarrei St. Lamberti und ein Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen haben in den vergangenen Wochen eine begehbare „Corona-Box“, so der Arbeitstitel, entworfen. „Die Idee hatte Pfarrer Hans-Bernd Köppen, geplant und umgesetzt haben wir sie dann mit dem Pastoralteam und einigen Ehrenamtlichen.“

Die ein Quadratmeter große und rund zwei Meter hohe Box hat Bailoni zusammen mit der Studentin Amelie Hirsch entworfen. Sie studiert Bildhauerei im öffentlichen Raum an der Kunstakademie Münster und hat tagelang an der Holzkonstruktion gebaut. „Es ist ein Konstrukt aus Holz und Plexiglas, damit die Box auch hell und einladend wirkt“, erklärt Amelie Hirsch. Ergänzt wird das Ganze durch eine Montage, die die Künstlerin und Studentin Marie Schubert für die Außenseite gestaltet hat.

 

Videos sollen Mut machen

 

Wer die Box betritt, steht vor einem Waschbecken – eine Attrappe. „Damit soll schon der erste Bezug zur Corona-Krise im Sinne von Hygiene hergestellt werden“, erklärt Bailoni. Herzstück aber sei der „Spiegel-Ersatz“ über dem Waschbecken in Form eines Monitors. Über den wird der Nutzer mit drei Fragen konfrontiert: „Was ist dir in der Corona-Zeit besonders schwer gefallen?“, „Wie erlebst Du diese Zeit aktuell?“ und „Welche Erfahrung aus dieser Zeit bleibt für dich besonders wertvoll?“ Über eine Videokamera sieht sich der Nutzer selbst auf dem Bildschirm – oder im übertragenen Sinne im Spiegel. In jeweils 60 Sekunden bekommt er die Möglichkeit, auf die Fragen zu antworten. Möchte er eine überspringen, kann er direkt zur nächsten Frage weiterklicken.

Hat derjenige zu Beginn eine Datenschutzerklärung unterschrieben, gibt er der Pfarrei die Möglichkeit, die Videos auf ihren Social-Media-Kanälen zu veröffentlichen und auf diesem Wege andere Menschen zu ermutigen, sich mit der Corona-Zeit auseinandersetzen. Zudem kann er sich seine Videos an die eigene Mailadresse schicken lassen. „Wer das nicht möchte, kann sicher sein, dass die Videos unmittelbar danach gelöscht werden“, versichert Bailoni.

 

Aktion soll Ausdruck von Nähe sein

 

Bewusst hat er die drei Fragen so formuliert, dass sie einen Blick in die Vergangenheit, in die Gegenwart und in die Zukunft werfen. „Die zurückliegende Zeit war für uns alle eine Ausnahmesituation, egal, in welcher Form und wie stark jeder Einzelne davon betroffen war“, erklärt der pastorale Mitarbeiter. „Wir als katholische Kirche möchten einen Raum eröffnen, diese Zeit bewusst zu reflektieren.“ Gleichzeitig sei die Aktion ein Ausdruck von Nähe: „So lange konnten wir den Menschen physisch nicht nahe sein, weil öffentliche Gottesdienste nicht stattfinden durften. Jetzt gehen wir raus auf die Straße, in die Stadt, öffnen mit der Box eine Tür, die Vieles ermöglicht.“

Die „Corona-Box“ steht in Verbindung mit der Sommerlounge, bei der die Pfarrei St. Lamberti bei gutem Wetter Sitzmöglichkeiten auf dem Kirchplatz zur Verfügung stellt. „An diesen Tagen steht dann auch die Box von 10 bis 19 Uhr auf dem Kirchplatz“, sagt Bailoni. Ein Haupt- oder Ehrenamtlicher wird in dieser Zeit präsent und ansprechbar sein.

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