Update, 16.30 Uhr: Erzbistum weist Vorwürfe zurück

WDR: Woelki soll sehr spät gegen Düsseldorfer Priester vorgegangen sein

  • Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki soll zu spät disziplinarrechtlich gegen den früheren stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten Pfarrer D. vorgegangen sein.
  • Pfarrer D. wird sexueller Missbrauch vorgeworfen.
  • Bei Anzeigen, die der Staatsanwaltschaft Köln vorliegen, geht es um den Verdacht der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung in Bezug auf den Fall D.

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Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki soll nach einem WDR-Bericht zu spät disziplinarrechtlich gegen den früheren stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten Pfarrer D. vorgegangen sein, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.

Dem Sender liegt nach eigenen Angaben ein Schreiben Woelkis an den damaligen Vorsitzenden der Glaubenskongregation im Vatikan vor, in dem Woelki vor Jahren penibel verschiedene sexuelle Übergriffe des Pfarrers gegen Jugendliche aufgeführt und um Weisung zum weiteren Vorgehen gebeten habe. Offenbar sei aber erst knapp drei Jahre später Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf erstattet und der stellvertretende Stadtdechant beurlaubt worden. In dem Brief heißt es dem Bericht zufolge unter anderem, Pfarrer D. habe mit minderjährigen jugendlichen Ministranten häufig Saunabesuche unternommen und danach gemeinsam Pornofilme geschaut.

Staatsanwaltschaft liegt Anzeigen gegen Woelki vor

Der 2017 zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten ernannte Theologe war 2021 beurlaubt worden. Zudem war ein kirchenrechtliches Verfahren gegen ihn eingeleitet und der Fall an die Staatsanwaltschaft gemeldet worden. Das Erzbistum Köln äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem WDR-Bericht.

Bei der Staatsanwaltschaft Köln gingen in den vergangenen Tagen zwei Anzeigen gegen Woelki wegen des Verdachts auf Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung über seine frühere Kenntnis zu den Vorwürfen gegen Pfarrer D. ein, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Die „Welt am Sonntag“ hatte zuvor darüber berichtet.

Ermittler prüfen Anfangsverdacht gegen Kardinal

Es werde geprüft, ob ein Anfangsverdacht gegen den Kardinal vorliege, sagte der Sprecher dem epd. Dies gelte auch für die inzwischen vier vorliegenden Anzeigen gegen Woelki wegen des Verdachts auf falsche eidesstattliche Erklärung im Fall des 2019 gestorbenen langjährigen Leiters des Kindermissionswerks „Sternsinger“, Winfried Pilz. Auch hier geht es um die Frage, ob der Erzbischof wesentlich früher von mutmaßlichen Missbrauchstaten erfuhr, als er in einer eidesstattlichen Erklärung versichert hat. (epd)

Erzbistum Köln weist Vorwürfe zurück

Update, 16.30 Uhr: Das Erzbistum Köln weist neue Vorwürfe gegen Kardinal Rainer Maria Woelki zurück. Dabei geht es um die Frage, ob der Erzbischof Kenntnisse über möglichen Missbrauch eines beförderten Priesters hatte und keine disziplinarischen Konsequenzen ergriff. Der WDR bezieht sich dabei auf ein im November 2018 verfasstes Schreiben Woelkis an den Vatikan zu zahlreichen aktenkundigen Beschwerden über sexuelle Übergriffe des Geistlichen.

Die Erzdiözese erklärte am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass es sich bei der Aufstellung um unbewiesene Gerüchte handele, worauf der Erzbischof in dem Brief ausdrücklich hinweise. Woelki sei zum Zeitpunkt des Schreibens im Jahr 2018 wie bei der Beförderung des Geistlichen im Jahr 2017 allein der einvernehmliche und nicht strafbare sexuelle Kontakt mit einem Prostituierten im Jahr 2001 bekannt gewesen. Darüber hinaus habe Woelki lediglich Gerüchte gekannt. Die für die Beförderung werbenden Funktionsträger hätten ihm versichert, dass sich keines dieser Gerüchte je bestätigt habe.

Diese Position vertritt der Kardinal auch in einer eidesstattlichen Versicherung zu dem Fall. Erst mit namentlichen Aussagen potenziell Betroffener Ende 2020/Anfang 2021 änderte sich laut Erzbistum die Rechtslage. Daraufhin sei umgehend eine Meldung an die Staatsanwaltschaft erfolgt und der Pfarrer im April 2021 beurlaubt worden.

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