Journalistin Claudia Möllers fordert eine theologische Rückbesinnung

Weihnachten in Krisenzeiten - Kirchen sind gerade jetzt gefordert

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Weihnachten steht vor der Tür. Anstatt Besinnung ist Krise angesagt, wohin man nur schaut. Obwohl die Kirchen selbst in einer Krise stecken, könnten sie tröstende und hilfreiche Begleiterinnen in schwerer Zeit sein, meint Journalistin Claudia Möllers in ihrem Gast-Kommentar.

Echte Feierstimmung mag in der katholischen Kirche in dieser Weihnachtszeit eigentlich kaum aufkommen. Sowohl die Weltlage mit dem Nahost-Konflikt, der zusätzlich zum Ukraine-Krieg die Sorge vor internationalen Verwerfungen steigen lässt, als auch politische Krisen in Deutschland und die Klima-Debatte haben die Verunsicherung der Menschen verstärkt. Schon jetzt fürchten sich viele vor der Bundestagswahl 2025 und einem deutlichen Stimmenzuwachs der rechtsextremen AfD.

Die christlichen Kirchen als Hoffnungsträger spielen für immer weniger Menschen noch eine Rolle. Ihre gesellschaftliche und politische Bedeutung bricht in erschreckender Weise zusammen. Gerade jetzt, wo Solidarität, Hilfsbereitschaft und Menschenwürde mehr denn je gelebt und eingefordert werden müssen. Während die katholische Kirche mitten im Sumpf ihrer Missbrauchs-Aufarbeitung steckt, steht der evangelischen Kirche der moralische Absturz erst noch bevor: Wenn Wissenschaftler am 25. Januar 2024 die EKD-Studie nach dreijähriger Untersuchung vorlegen, wird das Ausmaß sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche auf dem Tisch liegen. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass in Folge die Austritte aus beiden christlichen Kirchen erneut steigen werden. Die Aussichten aus kirchlicher Sicht sind vor Weihnachten alles andere als frohlockend.

„Wie würde Jesus das sehen?“

Die Autorin
Claudia Möllers stammt aus Münster und wuchs im Münsterland auf. Ihre journalistische Ausbildung absolvierte sie in den Achtzigerjahren bei „Kirche+Leben“. Im Anschluss arbeitete sie in der Bischöflichen Pressestelle Münster. Seit 33 Jahren gehört sie zur Redaktion des „Münchner Merkur“, wo sie Autorin in der Politik-Redaktion ist und auch Kirchenthemen bearbeitet.

Alles Lamentieren hilft nichts: Seelsorger müssen der bitteren Realität ins Auge schauen, runter vom hohen Ross steigen und den Menschen in schweren Zeiten ein tröstender, hilfreicher und aufrichtender Begleiter sein. Es gibt evangelische und katholische Theologen – Bischöfinnen und Bischöfe wie Pfarrerinnen und Pfarrer -, die das schon immer so leben. Für die es ein Glaubenszeugnis ist. Das macht sie und ihre Botschaft glaubwürdig.

Anstatt sich das Katholisch-Sein abzusprechen, wie es etwa gegen den Synodalen Weg peinlicherweise geschehen ist, sollten sich alle an der banalen Formel orientieren: „Wie würde Jesus das sehen?“ Wie erschreckend, dass man das Theologen in Erinnerung rufen muss. Zu Weihnachten darf man sich ja etwas wünschen: Ein wenig mehr Rückbesinnung auf die Ursprünge wäre schon ein guter Anfang. Und dem wohnt ja bekanntlich ein ganz besonderer Zauber inne.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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