Veranstaltung am 27. Januar im Xantener Dom

Wie Schülerinnen das Gedenken an den Holocaust wachhalten

  • 21 Schülerinnen erinnern am 27. Januar im Xantener Dom an die Befreiung von Auschwitz.
  • Der Holocaust dürfe niemals in Vergessenheit geraten, sagen sie.
  • Die Schülerinnen berichten über ihre Begegnung mit der Gedenkstätte Auschwitz.

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Am 27. Januar werden Schülerinnen der Xantener Marienschule mit der Propsteigemeinde St. Viktor in Xanten an den Terror im Vernichtungslager Auschwitz erinnern. Mit „Auschwitz mit eigenen Augen erleben“ ist die Veranstaltung überschrieben. Seit 2016 bietet die katholische Mädchenrealschule den Schülerinnen der Abschlussklasse an, Auschwitz im Rahmen einer Gedenkfahrt mit eigenen Augen zu erfahren.

„Der Holocaust darf nicht vergessen werden“, sagt die 16-jährige Jana Tepaß. Die Rheinberger Schülerin ist grundsätzlich an Geschichte interessiert. Der Zeit des Nationalsozialismus und seiner Terrorherrschaft widmet sie sich in besonderer Weise. So geht es auch Celine Krieg. Die 16-Jährige aus Uedem hat viel von der Zeit des Dritten Reiches von den Großeltern erfahren. In den Medien werde über das Thema nicht ausreichend informiert, findet sie.

Auschwitz gehört zur deutschen Geschichte

Sie möchte genau wissen, was damals geschah. Es gehöre doch zur deutschen Geschichte, meint Krieg. Nach der Ansicht von Krieg sind die Gedenkstättenfahrten sehr gut geeignet, das Erinnern wachzuhalten. Vor Ort werde man konkret mit dem konfrontiert, was sich ereignet hat. Es sei anschaulicher als in den Geschichtsbüchern.

Lee Somberg aus Xanten-Vynen konnte durch die Beschäftigung mit dem Thema Holocaust mehr Wertschätzung für ihr eigenes Leben gewinnen. „Heute muss man keine Angst mehr haben, zum Beispiel mitten in der Nacht geweckt und abgeführt zu werden“, sagt die 15-Jährige. Es sei egal, wie man aussehe oder welche Religion man habe, zumindest in Deutschland.

Aussehen und Religion dürfen keine Rolle mehr spielen

In anderen Ländern wie in Afghanistan spielen Kriterien wie Religion eine wichtige Rolle, ergänzt Celine Krieg. Wenn man anders aussehe als die Mehrheit oder einem anderen Glauben angehöre, werde man schneller ausgegrenzt. In der Gruppe sei am vergangenen Jahr viel Gemeinsamkeit gewachsen, sagt Jana Tepaß. Zu Lee habe sich eine intensive Freundschaft entwickelt. Diese Freundschaft stärke einen, die gemeinsam gewonnenen Überzeugungen auch im Alltag durchzuboxen.

„Ja“, sagt Lee Somberg. „Gemeinsamkeit in der Gruppe ist wichtig. Aber wenn man etwas verändern will, muss die eigene Überzeugung Ansporn sein, Haltung zu zeigen.“ Sie erzählt ein Beispiel: In einem Kaufhaus hat sie mit ihrem Vater erlebt, wie eine Frau wegen ihres Kopftuchs von einem anderen Kunden belästigt und beleidigt wurde. Mit ihrem Vater ging sie dazwischen und hat der Frau geholfen. Die Kraft für dieses Handeln hat sie auf der Gedenkstättenfahrt bekommen. „Wir haben mehr Wertschätzung für das Leben gewonnen“, wiederholt sie.

Trauer, Angst und Schrecken in der Gedenkstätte erlebt

In Auschwitz haben sich bei den drei Mädchen Trauer, Angst und Schrecken vor dem eingestellt, was sie sehen würden. Sie sei sauer gewesen, weil Menschen so etwas anderen angetan haben, erinnert sich Celine Krieg. Und Jana Tepaß ergänzt: Sie habe unendlich traurig und verängstigt vor den Gaskammern gestanden.

Am 27. Januar werden sie um 19 Uhr im Dom mit Texten und Musik an die Befreiung des Konzentrationslagers erinnern. „Wir wollen den Anwesenden vermitteln, wie es für uns gewesen ist, in Auschwitz gewesen zu sein, das Lager gesehen zu haben, die Gleise und den berühmten Torbogen von Birkenau.“ Ein Filmausschnitt aus dem Leben der Anne Frank und ein Soundtrack aus dem Film „Schindlers Liste“ sollen den Teilnehmern im Kreuzgang Einblicke in die Zeit und den Ort vermitteln. „Wir möchten den Juden die Ehre zurückgeben, die ihnen im Dritten Reich genommen wurde“, sagt Jana Tepaß.

Auschwitz konkret erfahrbar machen

Die 21 Schülerinnen haben im vergangenen Jahr in der ersten Woche nach den Herbstferien an der Fahrt teilgenommen. Vorbereitet wurden sie im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft von Schülerinnen, die im Jahr davor das Vernichtungslager in Polen besucht hatten. Ins Leben gerufen hat Geschichtslehrer Jörg Heinemann diese Fahrt 2014. Er wollte den Holocaust für die Schülerinnen konkreter erfahrbar machen als lediglich durch Schulbücher.

Schulleiter Michael Lemkens unterstützt diese Initiative. Er freut sich, dass das Thema Holocaust wieder breiter in der Gesellschaft aufgenommen wird, bis in die Lehrerausbildung hinein. „Angesichts der wachsenden Kräfte, die die deutsche Vergangenheit in Zweifel ziehen, ist das mehr als notwendig.“

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