1. Oldenburger Zukunftsforum mit 120 Teilnehmenden

Wie sich die Kirche im Oldenburger Land fit für die Zukunft machen will

  • Beim 1. Oldenburger Zukunftsforum haben sich 120 Teilnehmende zur Kirchenentwicklung ausgetauscht.
  • Eine Botschaft war: Die Kirche ist im Wandel und dieser sollte aktiv gestaltet werden.
  • Referent Hans Hobelsberger erklärte, wie wichtig Seelsorge in der Fläche bleiben werde.

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Engagierte Christen gestalten die Zukunft der Kirche in den Gemeinden: Das war eine der Hauptbotschaften auf dem ersten Oldenburger Zukunftsforum zur Kirchenentwicklung. Etwa 120 Teilnehmende aus der katholischen Kirche im Oldenburger Land erlebten eine konstruktive Bestandsaufnahme, ungeschönte Diagnosen und vorwärtsgerichtete Impulse: Wie verändern sich Kirche und Gesellschaft in Zeiten von Individualisierung und Säkularisierung? Und wie können Christen ihrem Auftrag auch in Zukunft in einer veränderten Gesellschaft gerecht werden?

Passenderweise fand das Zukunftsforum am Hochfest von Johannes dem Täufer statt, einem „Menschen zwischen Altem und Neuem Testament, einem Zeugen des Übergangs“, wie Weihbischof Wilfried Theising nach Angaben des Offizialats in Vechta bei der Begrüßung sagte. Klar wurde auf dem Oldenburger Zukunftsforum dann auch: Kirche wandelt sich – und alle Gläubigen sind eingeladen und aufgerufen, an der Zukunft der Gemeinschaft der Christen mitzubauen. 

Loffeld liefert Kirchen-Analyse

„Nach den bekannten Parametern wird die Kirche anders“, sagte Markus Wonka, Leiter der Abteilungen Seelsorge und Seelsorge-Personal im Offizialat, zur Eröffnung. Auch wenn es künftig weniger Priester, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten geben werde und die Zahl der Kirchenmitglieder sinke: Es geht nicht um die Abwicklung von Kirche, sondern um eine Entwicklung der Gemeinschaft der Gläubigen.

Jan Loffeld war als Referent gekommen, um mit den Teilnehmenden eine Bestandsaufnahme kirchlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen vorzunehmen. Der Priester des Bistums Münster ist Professor für Praktische Theologie im niederländischen Utrecht.

Anhand gesellschaftswissenschaftlicher Untersuchungen zeigte Loffeld, dass bereits seit den 1950er Jahren die Gesellschaft weniger gläubig werde. Damit würden sich auch in jeder Generation immer mehr Menschen von der Kirche distanzieren. 

Reformen allein reichen nicht aus

Hans Hobelsberger. | Foto: Philipp Ebert
Hans Hobelsberger erklärte, wie wichtig Seelsorge in der Fläche bleibt. | Foto: Philipp Ebert (bmo)

Auch kirchliche Reformen könnten diese Trends nicht aufhalten, so Loffeld. Vielfach werde versucht, das Bestehende „zu optimieren“, statt den grundsätzlichen Umbruch – Loffeld sprach von „Transformation“ – zu akzeptieren und zu gestalten.

Der Experte warnte daher: Mit Reformen an Strukturen alleine sei die erforderliche Transformation nicht zu erreichen. Vielmehr müsse sich die Kirche auf ihren Kern konzentrieren: die „Erzählung von Hoffnung und Heil“. Schuldzuweisungen für den kirchlichen Wandel seien hingegen fehl am Platze.

Hobelsberger: Seelsorge muss präsent bleiben

Wenn Kirche sich grundlegend ändert, was bleibt dann bestehen? Die „Verwirklichung des Evangeliums“, nicht die „Stabilisierung von Kirche“ sei der Grundauftrag von Christen, betonte Hans Hobelsberger, zweiter Hauptreferent des Tages. Der Pastoraltheologe ist Rektor der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen „Katho“ mit Standorten in Münster, Paderborn, Köln und Aachen.

Die Aufgabe der Kirche sei es, Personal und Ressourcen so einzusetzen, „dass das Evangelium und die menschliche Existenz sich begegnen können“. Es bleibe wichtig, dass Seelsorge in der Fläche präsent bleibe, um Verantwortung für alle Menschen zu übernehmen. 

Engagement von enormer Bedeutung

Es gehe aber nicht darum, alle und jeden anzusprechen – sondern für alle ansprechbar zu sein. Auch „ein Bushäuschen kann daher ein Ermöglichungsraum von Kirche“ sein, spitzte Hobelsberger zu, denn: „Kirche ist dort, wo die Liebe Gottes zu den Menschen verwirklicht wird“. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dass Reformen von kirchlichen Strukturen „unserer Sendung“ dienten. 

Die Zukunft der Seelsorge stellt Hobelsberger sich so vor: Engagement für Arme und Hilfsbedürftige sei wichtiger als Events nur in den Gemeinden; „das Evangelium zu tun ist wichtiger, als über das Evangelium zu reden“ – und: wichtiger sei, sich für die Präsenz des Evangeliums in Gesellschaft und Öffentlichkeit zu engagieren als sich innerhalb der Gemeinde mit sich selbst zu beschäftigen. 

Wonka: Pastorale Räume geben Rahmen

Auf dem Abschlusspodium machte Wonka klar, dass die derzeit zu entwickelnden Pastoralen Räume lediglich „ein Rahmen“ für diese inhaltlichen Fragen der Kirchenentwicklung seien. Dass Christen bald in der Minderheit in Deutschland seien, müsse nicht problematisch sein, so Wonka: „Nicht alle müssen Christen sein, aber überall muss das Evangelium antreffbar sein!“ Jan Loffeld wiederum motivierte: „Machen wir das Stigma ‚Wir sind wenige‘ zum Charisma, zu unserer Stärke!“

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