Irme Stetter-Karp: Verschärfung wegen der Münchner Missbrauchsstudie denkbar

ZdK-Präsidentin: Krise im Erzbistum Köln trifft alle Katholiken

  • Die Vertrauenskrise der Kirche wegen der Ereignisse im Erzbistum Köln trifft nach Ansicht von Irme Stetter-Karp alle Katholiken.
  • „Wenn an einem Punkt der Institution ein Führungsversagen auftritt, trifft das all jene mit gleichem Namen“, sagte die ZdK-Präsidentin der „Rheinischen Post“.
  • Skeptisch äußerte sie sich zur Rolle einiger Bischöfe beim Synodalen Weg.

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Die Vertrauenskrise der Kirche wegen der Ereignisse im Erzbistum Köln trifft nach Ansicht von Irme Stetter-Karp alle Katholiken: „Köln wirft einen großen Schatten über die Kirche. Der Volksmund sagt: Mitgefangen, mitgehangen. Wenn an einem Punkt der Institution ein Führungsversagen auftritt, trifft das all jene mit gleichem Namen“, sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) der „Rheinischen Post“. Die „Grenzen des Erträglichen“ seien insbesondere für die Katholiken der Erzdiözese erreicht.

Ähnlich hatte sich jüngst Münsters Bischof Felix Genn geäußert. „Klar ist, dass die Ereignisse in Köln im Laufe dieses Jahres viele Menschen deutlich kirchenkritischer gemacht haben“, sagte er kurz vor Weihnachten 2021. Auch für den erwarteten Rekord bei Kirchenaustritten wird Köln eine Mitschuld zugesprochen.

„Gehen alle Bischöfe den Reformweg mit?“

Stetter-Karp sagte der „Rheinischen Post“, nicht nachvollziehen könne sie die Entscheidung des Vatikans, Rücktrittsangebote von Bischöfen abzulehnen. Mit Blick auf die Vorstellung des Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum München am kommenden Donnerstag hält die ZdK-Präsidentin eine Verschärfung der Kirchen-Krise für nicht ausgeschlossen: „Obwohl wir schon längst in einer schweren institutionellen Krise sind, halte ich weitere Erschütterungen für möglich.“

Zweifel äußerte Stetter-Karp, ob beim Reformprozess Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland „Reformen mit allen Bischöfen möglich werden“. Sie setze aber auf jene, die bereit seien, mitzugehen.

„Kirche hat Rolle in der Gegenwart noch nicht gefunden“

Insgesamt habe die katholische Kirche ihre Rolle in der Gegenwart noch nicht gefunden. „Es gibt in der Kirche immer noch ein gewisses Misstrauen der Moderne gegenüber. So ist es doch beispielsweise eine erhebliche Frage, ob Zugänge zu Ämtern weiterhin per geschlechtlicher Zuordnung definiert werden können“, so Stetter-Karp. Der Synodale Weg wird Anfang Februar mit der dritten Synodalversammlung fortgesetzt.

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