Ab dem 13. August In St. Joseph in Münster

Ausstellung zu Homosexuellen-Verfolgung erstmals in einer Kirche

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Wie queere Menschen weltweit unter Staat und Kirche leiden, zeigt eine Ausstellung – in einer Kirche. Genauer: in St. Joseph südlich der Innenstadt von Münster. Pfarrer Karsten Weidisch sagt, was es damit auf sich hat.

Pfarrer Weidisch, was erwartet die Menschen in der Ausstellung?

Sie lernen ein Dutzend Katholikinnen und Katholiken aus Ländern kennen, in denen Homosexualität unter Strafe steht. In mehr als 70 Staaten weltweit sind gleichgeschlechtliche Handlungen oder Lebensweisen derzeit strafbar. Das reicht von Geldstrafen über mehrjährige Haftstrafen bis zur Todesstrafe. Auf Plakataufstellern wird zu lesen sein, was das Queersein unter diesen Umständen in den Heimatländern der Menschen bedeutet und welche Rolle der Glaube für sie spielt. Sie berichten nämlich aus Ländern, in denen die katholische Kirche großen Einfluss hat – und oft eine Nähe zur Haltung des Staates.

In Münster wird die Ausstellung, die in Recklinghausen bereits in einem Einkaufszentrum zu sehen war, erstmals im Bistum Münster in einer Kirche gezeigt. Warum?

Weil die St.-Joseph-Kirche zentral gelegen ist, weil sie am Tag die längste Zeit geöffnet hat, weil sie also mehr Besuche möglich macht, als wenn wir die Ausstellung in einem Pfarrheim zeigen. Die Queergemeinde hat uns gefragt. Wir haben uns auch entschieden, in der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd rund um den „Christopher Street Day“ in Münster mehrere Orte einzubeziehen. Die Queergemeinde ist seit fast 25 Jahren mit unserer Pfarrei verbunden. Immer am Abend des zweiten Sonntags im Monat feiert sie Gottesdienst in der Krypta der Antonius-Kirche. Der Gottesdienst aus Anlass des CSD wird am 27. August wieder in der Heilig-Geist-Kirche sein, wo schon in den Wochen zuvor die Regenbogenflagge gehisst wird. Mit der Ausstellung kommt die Josephs-Kirche dazu.

Auch in Deutschland und in der katholischen Kirche hierzulande erleben homosexuelle Menschen Diskriminierung. Warum ist das nicht auch Thema der Ausstellung?

Der Fokus liegt bewusst auf Ländern, in denen Homosexualität unter Strafe steht. Darauf will die Ausstellung aufmerksam machen – und auf die Haltung der Kirche in den Ländern dazu. Es stimmt, dass es auch in Deutschland Diskriminierung gibt. Aber ich denke, in der katholischen Kirche hierzulande ist in den vergangenen Jahren bereits gut für das Thema sensibilisiert worden – zum Beispiel mit der Aktion #OutInChurch.

Die Ausstellung „Verschaff mir Recht – Kriminalisierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und die katholische Kirche“ ist vom 13. bis 27. August täglich von 8 bis 18 Uhr in der St.-Joseph-Kirche in Münster, Hammer Straße, zu sehen. Am Dienstag, 15. August, um 19 Uhr, wird die Ausstellung offiziell eröffnet. Es sprechen nach Angaben der Queergemeinde Thomas Pöschl, Vorstandsmitglied der Ökumenischen Arbeitsgruppe „Homosexuelle und Kirche“ und Initiator der Ausstellung, Iris Horstmann, Referentin für Diversität im Bistum Münster, und Pfarrer Karsten Weidisch von St. Joseph. | jjo.

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