Ratsherr in Butjadingen hatte sie „kulturelle Schande“ genannt und Entfernung gefordert

Pfarrei steht zur Regenbogenflagge vor ihrem Gästehaus

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Die Kritik eines Ratsmitglieds der politischen Gemeinde Butjadingen an einer Regenbogenflagge vor einem katholischen Gästehaus hat einen Eklat ausgelöst. Nach Presseberichten hatte der Ratsherr die Flagge als „kulturelle Schande“ bezeichnet und dazu aufgefordert, sie abhängen zu lassen. Die katholische Pfarrei hat eine Erklärung mitunterschrieben, die die Äußerung „aufs Schärfste“ verurteilt.

Die Regenbogenflagge flattert weiterhin vor dem Rat-Schincke-Haus, zumindest noch ein paar Tage. „Mit Beginn der Karwoche nehmen wir sie und die anderen Flaggen vor unseren Kirchen aber herunter“, kündigt Diakon Christoph Richter an. Zu Ostern werde die Pfarrei vor dem Gästehaus der katholischen Herz-Mariä-Kirche im Gemeindeteil Butjadingen-Burhave eine weiß-gelbe Flagge aufziehen. „Weil wir auf das Osterfest hinweisen wollen.“ Zwei mal drei Meter ist sie groß, die Nordenhamer St.-Willehad-Pfarrei hat sie gerade neu angeschafft.

Spätestens im Sommer wird die Pfarrei aber auch ihre Regenbogenflagge wieder hissen. Der Termin für Juli steht schon fest.

Dem Diakon ist der Hinweis wichtig. Weil er deutlich machen will: „Wir stehen zu der Flagge und der Aussage, die wir damit verbinden: Für uns ist der Regenbogen ein Symbol des Segens und eines dafür, dass Gott mit den Menschen einen Bund geschlossen hat.“ Deshalb sei auch der Altarraum der Herz-Mariä-Kirche seit 1990 mit dem Bild eines Regenbogens ausgemalt worden.

Ratsherr sorgt für Eklat

Dass die Pfarrei dies betont und auf ihrer Internetseite eine Stellungnahme der Seelsorger veröffentlicht hat - das geht zurück auf Äußerungen eines Mitglieds des Gemeinderats der politischen Gemeinde Butjadingen. Laut Presseberichten hatte Hans Hortig von den „Unabhängigen“ die Flagge vorm Rat-Schincke-Haus in einer öffentlichen Ausschusssitzung Ende Februar als „kulturelle Schande“ bezeichnet. Er forderte, sie abhängen zu lassen – und löste damit einen Eklat in der Nordsee-Urlauberregion aus.

Zu den darauf folgenden Protesten gehört auch eine vom Verein "Christopher Street Day Wesermarsch" verfasste Erklärung. Diese haben unter anderem Parteien, Politiker sowie evangelische und katholische Kirchengemeinden unterzeichnet. Darin wird die Regenbogenfahne vor dem katholischen Gästehaus ausdrücklich begrüßt und der Entfernung eine Absage erteilt.

Fraktionskollegen distanzieren sich von Aussagen

Christoph Richter ist Diakon in der St.-Willehad-Pfarrei Nordenham, zu der auch die Gemeinde Butjadingen gehört. | Foto: privat
Christoph Richter ist Diakon in der St.-Willehad-Pfarrei Nordenham, zu der auch die Gemeinde Butjadingen gehört. | Foto: privat

Auch Butjadingens Bürgermeister Axel Linneweber hat die Erklärung unterschrieben. Genau wie der Fraktionskollege und die Fraktionskollegin Hortigs aus der dreiköpfigen Fraktion der „Unabhängigen“ im Butjadinger Rat. In der CSD-Erklärung heißt es: „Wir verurteilen, unter Respektierung des Rechts auf freie Meinungsäußerung, die Äußerung des Butjadinger Ratsherren Dr. Hortig, in der dieser die Regenbogenfahne als ,kulturelle Schande‘ bezeichnet, aufs Schärfste.“

In ihrer eigenen Erklärung zur Regenbogenflagge auf der Internetseite der Pfarrei St. Willehad schreiben Pfarrer Karl Jasbinschek und Diakon Christoph Richter: „Wir setzen daher ein sichtbares und klares Zeichen pro Mensch, nicht nur In der Kirche, sondern auch draußen bei den Menschen. Als Gemeinde in der nördlichen Wesermarsch schließen wir niemanden aus, der an unsere Türen klopft.“

Diakon Richter ist der Protest wichtig

Genau diesen Gedanken hatte Diakon Richter im Sinn, als er die Regenbogenflagge im vergangenen Sommer aus Anlass einer ökumenischen Aktion vor der Burhaver Kirche hisste. In einer gemeinsam organisierten „Nacht der Acht“ konnten sich dabei Paare in verschiedenen Kirchen segnen lassen - ausdrücklich auch solche, die nach katholischem Recht nicht heiraten dürfen. Die Herz-Mariä-Kirche war dabei eine der „Segenskirchen“.

„Da haben wir mitgemacht. Weil bei uns jeder willkommen ist, egal in welcher Facette er lebt. Das ist nichts Ungewöhnliches für uns“, sagt der Diakon. Deshalb sei es auch so wichtig, „dass das Wort von der ,kulturellen Schande‘ nicht unwidersprochen stehenbleiben darf.“

Das Rat-Schinke-Haus, ein ehemaliges Schulgebäude, ist benannt nach dem ersten Seelsorger der Gemeinde Burhave, Augustin Schincke. Er stammte aus der Erzdiözese Breslau und war von 1946 bis 1957 Priester in Burhave. Mittlerweile dient das Haus als Pfarrheim der Filialkirche Herz-Mariä und kann zudem als Selbstversorgerhaus mit 20 Betten von Gruppen gemietet werden.

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