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Der künftige Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde zeigt sich prinzipiell offen für die kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Erzbischof Victor Manuel Fernandez betont zugleich den Unterschied zur Ehe von Mann und Frau. Zudem glaubt er, dass auch die Reformdebatten in Deutschland ihr Gutes haben.
Der künftige Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde zeigt sich prinzipiell offen für die kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Dem konservativen spanischen Portal "Infovaticana" sagte Erzbischof Victor Manuel Fernandez, wenn eine solche Segnung so gestaltet sei, dass sie keine Verwirrung bezüglich des wesentlichen Unterschieds zur Ehe von Mann und Frau stifte, dann müsse man sie prüfen und bestätigen. Es gebe nichts Vergleichbares zu einer Ehe von Frau und Mann, die wegen der Differenz der Geschlechter in der Lage sei, neues Leben hervorzubringen, betonte Fernandez.
Der Argentinier, der nach dem Willen von Papst Franziskus im September die Leitung der Glaubensbehörde übernimmt, äußerte sich auch zum deutschen Reformprojekt Synodaler Weg. Er habe sich als Erzbischof von La Plata wenig mit kircheninternen Streitfragen befasst, so Fernandez. Die Deutschen zögen immer viel Aufmerksamkeit auf sich. Aber bei seiner Ausübung des Bischofsamts seien weder die Sorge um die Frauenweihe noch vergleichbare Themen wichtig gewesen.
Erzbischof erwartetet positive Aspekte von Synodalem Weg
Nun aber gehöre es zu seinen Aufgaben, sich darüber zu informieren, zuzuhören, zu sprechen, sich zu beraten. Auf den ersten Blick könne er sich nicht vorstellen, dass es an der deutschen Debatte nicht auch etwas Gutes gebe.
Der aktuelle Leiter der Glaubensbehörde, Kardinal Luis Ladaria, habe einmal gesagt: "Es wäre gut, wenn uns irgendein Häretiker mal dazu zwingen würde, unseren Glauben weiter zu vertiefen." Fernandez sagte, er selbst glaube, dass die Fragestellung "uns irgendetwas Gutes bringen wird, auch wenn es nötig sein könnte, die Dinge zu reinigen, sie genauer zu fassen und sie reifen zu lassen".
"Das Begreifen der Lehre wird sich immer verändern"
Auf die Frage, ob die kirchliche Lehre sich ändern könne, antwortete Fernandez, die Lehre an sich ändere sich nicht, sie sei definitiv das unergründliche und unveränderliche Geheimnis der in Christus ausgedrückten Dreifaltigkeit. Dem sei nichts hinzuzufügen. Etwas anderes sei das Begreifen der Lehre, das habe sich verändert und werde sich weiter verändern.
Zu seiner Arbeit als Glaubenspräfekt erklärte Fernandez, er habe den Mitgliedern der Behörde einen Brief geschrieben. Darin habe er Bewunderung für den Vorgänger Ladaria betont und zugleich angekündigt, er werde die Behörde in seinem eigenen Stil leiten. Bevor er Entscheidungen treffe, werde er erst einmal zuhören. Und er werde sich an dem orientieren, was Franziskus ihm im veröffentlichten Begleitschreiben zu seiner Ernennung mit auf den Weg gegeben habe.
Lehre kein „Felsbrocken“
Der künftige Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, Erzbischof Victor Fernandez, sagte der spanischen Zeitung ABC, er sei überzeugt, man dürfe die Lehre den Menschen nicht „wie Felsbrocken“ aufzwingen. Papst Franziskus habe betont, ein tieferes Verstehen des Glaubens sei der beste Weg, die Lehre zu bewahren – besser als die Anwendung von Kontrollmechanismen.
Die Glaubensbehörde töte und foltere zwar niemanden mehr. Aber es könne immer noch sein, dass sie in der Auseinandersetzung mit anderen Meinungen nicht den nötigen Respekt vor dem anderen zeige. Fernandez sagte, Franziskus habe ihn aufgerufen, darauf zu achten.
Über den langjährigen Glaubenspräfekten Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI., sagte Fernandez, er bewundere Qualität und Schönheit seiner theologischen Argumentation. Franziskus habe andere Fähigkeiten, Dinge zum Ausdruck zu bringen. Es sei ein Geniestreich des Heiligen Geistes, der Kirche diese beiden Päpste zu schenken. | KNA, jjo
Update 17.30 Uhr: Kasten zum zweiten Interview