Jugendverband wählt neuen Bundesvorsitzenden und Bundespräses

BDKJ warnt vor „Rolle rückwärts“ in der katholischen Kirche

Gegen eine „Rolle rückwärts“ in der katholischen Kirche wendet sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Bei seiner Hauptversammlung wurden zudem Gregor Podschun zum neuen Bundesvorsitzenden und Stefan Ottersbach zum Präses gewählt.

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Gegen eine „Rolle rückwärts“ in der katholischen Kirche wendet sich die Dachorganisation der kirchlichen Jugendverbände, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Die Hauptversammlung äußerte am Sonntag heftige Kritik an der Vatikan-Instruktion zu Gemeindereformen und appellierte an die deutschen Bischöfe, für die Weiterentwicklung der katholischen Kirche einzutreten.

„Als katholische Jugendverbände sprechen wir uns klar gegen eine Rolle rückwärts aus und möchten gerade nach dem Schreiben aus Rom die positiven Erfahrungen der geteilten Leitung zwischen Laien und Priester in unseren Jugendverbänden entgegenstellen“, sagte die BDKJ-Bundesvorsitzende Katharina Norpoth. „Uns ärgert, dass die Anweisungen aus dem Vatikan die Bemühungen der Ortskirchen und die Realitäten vor Ort ignorieren. Genau dieser Klerikalismus demotiviert viele Engagierte.“

 

Klerikalismus ist Risikofaktor

 

Die Hauptversammlung betonte, die katholische Kirche brauche Leitungsmodelle, die die Taufberufung und die Kompetenzen aller Gläubigen ernst nähmen. Die 2018 veröffentliche Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz zeige deutlich, dass eine klerikale Kirchenstruktur ein entscheidender Risikofaktor für Machtmissbrauch bis hin zu geistlicher und sexualisierter Gewalt sei.

Gleichzeitig appellierte der BDKJ an die engagierten Katholiken, den innerkirchlichen Reformprozess Synodalen Weg weiterhin gemeinsam auf Augenhöhe zu gehen und zielstrebig für die Weiterentwicklung der katholischen Kirche einzutreten.

 

Podschun und Ottersbach neu im BDKJ-Vorstand

 

Zudem wählte der den Berliner Gregor Podschun (30) zum neuen Bundesvorsitzenden und Stefan Ottersbach aus dem Bistum Essen zum neuen Bundespräses. Die Bundesvorsitzende Lisi Maier setzt ihre Amtszeit fort. Der BDKJ ist Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden mit rund 660.000 Mitgliedern.

Podschun ist seit 2015 ehrenamtlicher Diözesanvorsitzender des BDKJ Berlin und seit diesem Jahr außerdem Delegierter der Jugend beim Synodalen Weg, dem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland. Der 30-Jährige stammt aus Königs Wusterhausen, hat Soziale Arbeit und Sozialmanagement studiert und zuletzt hat als Referent für Freiwilligendienste bei dem katholischen Verband IN VIA in Berlin gearbeitet.

 

Keine ehrenamtliche Bundesvorsitzende

 

Der gebürtige Duisburger Ottersbach ist mit 14 Jahren in die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) eingetreten und war auch als Priester immer wieder für die katholische Jugendverbandsarbeit aktiv. So füllte er von 2006 bis 2010 das Amt des DPSG-Diözesankuraten aus und arbeitete als Diözesanjugendseelsorger im Bistum Essen von 2010 bis 2015 eng mit dem BDKJ zusammen.

Podschun folgt als BDKJ-Bundesvorsitzender auf Thomas Andonie. Ottersbach übernimmt das Amt des Bundespräses von Dirk Bingener, der im Oktober in die Leitung des Kindermissionswerkes und des Hilfswerks missio Aachen wechselte. Das Amt des ehrenamtlichen Bundesvorsitzenden bleibt nach dem Ausscheiden von Katharina Norpoth unbesetzt.

 

Neue Kommission zur Missbrauchs-Aufarbeitung

 

Die Dachorganisation der katholischen Jugendverbände beschloss auch eine Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. „Mit einer Aufarbeitungskommission stellt der BDKJ sicher, dass mögliche in der Vergangenheit begangene Taten sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen in den katholischen Jugendverbänden ans Licht kommen und das Leid der Betroffenen entsprechend anerkannt wird“, erklärte die BDKJ-Hauptversammlung am Samstagabend.

Der Verband habe sich in den vergangenen Jahren intensiv mit Fragen von Prävention und Intervention auseinandergesetzt. „Zu einem gerechten Umgang mit sexualisierter Gewalt im Sinne der Betroffenen zählt aber auch ein Konzept zur Aufarbeitung in der Vergangenheit begangenen Unrechts“, sagte Maier.

Die Kommission besteht aus acht gewählten Experten, von denen mindestens vier kein aktuelles Mandat in einem Jugend- oder Diözesanverband des BDKJ haben, einem Mitglied des BDKJ-Bundesvorstand und einem Referenten in der BDKJ-Bundesstelle. Experten aus Betroffenenorganisationen und weiteren Fachstellen sollen zur Beratung hinzugezogen werden.

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