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Die Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung zeichnet ein ungeschminktes Bild, erklärt Bischof Peter Kohlgraf für die katholischen Bischöfe. Er kündigt Konsequenzen an.
Mit der neuen Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung (KMU) ist nach Ansicht von Bischof Peter Kohlgraf eine „ehrliche Bestandsaufnahme“ der Probleme der Kirche möglich. Der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz sagte vor Journalisten, die am Dienstag vorgelegte KMU zeichne ein „ungeschminktes und sehr facettenreiches Bild der aktuellen Lage von Religion und Kirche in Deutschland“.
Auf Basis der „ernüchternden Ergebnisse“ wollten die Bischöfe zu Debatten über Konsequenzen einladen, sagte der Mainzer Bischof. Bei ihrer Vollversammlung im Februar in Augsburg werden sich die Bischöfe einen halben Tag mit der Studie befassen.
„Wir müssen unseren Auftrag diskutieren“
Kohlgraf zufolge darf sich die Kirche nicht als „heiliger Rest“ verstehen, „der sich schmollend zurückzieht und abschottet“. Auch eine massiv schrumpfende Kirche müsse ein wichtiger Faktor in gesellschaftlicher und religiöser Hinsicht bleiben.
In einer Zeit, in der sich für immer mehr Menschen die Gottesfrage gar nicht mehr stelle, müsse die Kirche ihre Rolle neu bestimmen. Sie müsse ernsthaft diskutieren, was „Kern der Kirche und ihres Auftrags ist“, und was „vielleicht wegfallen kann oder muss“.
„Studie stärkt die Reformbemühungen“
Laut KMU hätten Angebote wie Erstkommunion- und Firmvorbereitung, Jugendverbände und Messdienerarbeit einen nachweisbar positiven Einfluss auf die Einstellung zu Religion und Kirche, so der Bischof: „Kirchliche Angebote sind also nicht wirkungslos. Wer an kirchlichen Angeboten teilnimmt, erlebt diese meistens als positiv und wirksam.“ Zudem habe Kirche bei der Kindererziehung und in Krisen hohe Relevanz für das Leben aller Befragten.
Es gebe große Erwartungen an die Kirche, keine Gleichgültigkeit: „Die Reformerwartungen, auch hinsichtlich der Themen des Synodalen Wegs, werden mit übergroßer Mehrheit geäußert. Reformbemühungen können sich durch die Daten gestärkt wissen.“
„Schuld noch nicht ehrlich genug bekannt“
Kohlgraf erinnerte auch an den Skandal sexualisierter Gewalt als Ausgangspunkt des Synodalen Wegs: Wenn 82 Prozent derjenigen, die einen Austritt erwägen, sagten, sie würden nicht austreten, wenn Kirche deutlicher ihre Schuld bekennen würde, habe die Kirche ihr Versagen offensichtlich nicht ehrlich genug bekannt.
Tobias Kläden von der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral in Erfurt vertrat die katholische Bischofskonferenz im Beirat der KMU. Vor Journalisten konstatierte er einen dramatischen „Vertrauensverlust besonders in die katholische Kirche“, eine drastische Erosion von Kirchenverbundenheit, Glaubensvorstellungen und Religiosität.
Zugleich verwies er darauf, dass noch immer viele Menschen Kontakt zu kirchlichen Einrichtungen und Seelsorgenden hätten. Zudem gebe es ein „hohes Maß an freiwilligem, auch außerkirchlichem Engagement von Kirchenmitgliedern“.