Chefredakteur Markus Nolte zur KMU-Studie über Erwartungen an die Kirche

Mehr Reich Gottes wagen, statt sich an reformlahmer Kirche abzuarbeiten

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Die Kirche braucht Reformen – und zwar dringend. Das zeigt die neue „Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung“ (KMU) der Kirchen ganz deutlich. Doch gibt es auch Grund zur Hoffnung, erklärt „Kirche-und-Leben.de“-Chefredakteur Markus Nolte in seinem Kommentar.

Wenn das keine gute Nachricht ist! Wo die Kirche nicht sich selbst feiert, ihre Regeln, ihre Strukturen, ihre Selbstgewissheit – da trauen ihr die Menschen nach wie vor und selbst heute erstaunlich viel zu, finden sie richtig gut und richtig wichtig. Wenn sie ein auch gesellschaftlich bedeutsamer Garant und Anwalt für Gerechtigkeit ist. Wenn sie sich für Arme, Kranke, Bedürftige und Flüchtlinge einsetzt. Sogar immer noch, wenn ihre Kirchenräume, ihre Musik, ihre Predigten in Menschen etwas Wesentliches ansprechen und zum Strahlen bringen. Und auch dies, ganz und gar nicht zuletzt: Wenn sie verdammt gute Leute an der Basis hat – Seelsorgende und Ehrenamtliche in Gemeinden und Verbänden.

Großartig! Ein echtes Pfund! Das strahlt in die Gesellschaft, das braucht die Gesellschaft, weil es den Zusammenhalt stärkt, weil es sogar die Demokratie stärkt! So steht es in der neuen KMU-Studie.

Grundlegende Reformen sind zwingend notwendig

Überall da also, wo es – fromm und grundsätzlich gesprochen – ums Reich Gottes geht, da ist die Kirche nach wie vor glaubwürdig. Das sehen nicht zuletzt die Kirchenmitglieder selbst so. Und das ist der Grund, warum sie selbst weiter Kirche sein wollen. So sehr, dass sie bereit sind, an ihr zu leiden.

Allerdings nicht bedingungslos, auch das zeigt die Studie: Wenn es keine Reformen gibt, und zwar jene der grundsätzlichen Art – Stichwort Demokratie, Stichwort Frauen, Stichwort Umgang mit Schuld –, dann werden wir diese Kirche schon in 15 Jahren nicht mehr wiedererkennen. Weil sie dann nur noch die Hälfte von dem ist, was sie heute ist.

Um die Basis kümmern

Doch der Drama-Verstärker sitzt in Rom. All diese überlebensnotwendigen Reformen werden nicht in Deutschland entschieden. „Weltkirchlich“, lautet das Alibi-Mantra. Heißt: Es wird sich bei diesen Themen nichts ändern. Nicht in 15 Jahren. Es scheint Rom gleichgültig, dass das über Gehen oder Bleiben entscheidet. Diese ignorante Arroganz der Macht treibt die Gläubigen aus der Kirche, dann umso stärker, umso mehr, umso schneller, umso verheerender.

Umso wichtiger, sich nicht an einer reformlahmen Kirche abzuarbeiten oder um mehr „Spiritualität“ zu kümmern, sondern um die Basis, ums Reich Gottes. Um die Menschen. In radikaler Offenheit und Liebe. Dann und da ersteht, ist und bleibt Kirche.

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