Pilgertag in Nordkirchen-Capelle

„Wir bleiben“: Darum stärken KFD-Frauen der Kirche den Rücken

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Unter dem Leitwort „Ich gehe stiften, ich gehe anstiften, ich bleibe“ haben sich Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) in der Region Lüdinghausen auf die Spuren einer mittelalterlichen Kirchenstifterin begeben. Ihr Beispiel könne Menschen ermutigen, trotz Krisen in der Kirche zu bleiben.

Sie wollen sich von der Kirchenkrise und den hohen Kirchenaustrittszahlen nicht entmutigen lassen: Mehr als 80 Frauen der Katholischen Frauengemeinschaften (KFD) in der Region Lüdinghausen wollen im Verband bleiben und der Kirchen den Rücken stärken.

„Alle, die bleiben, haben die Möglichkeit, das Leben in den Gemeinden mitzugestalten. Wenn wir Frauen bleiben und mit anderen Gruppen kooperieren, ermöglichen sie, dass die Kirche im Dorf bleibt und dass sich Christen weiter im Ort versammeln zum Gebet, Gottesdienst und zur Feier der Feier“, sagte Dorothea Tappe aus Lüdinghausen in einem Predigtgespräch während des Pilgertags der KFD-Region Lüdinghausen.

KFD als Ort für Suchende

Tappe hatte mit den örtlichen KFD-Teams zu einem solchen Tag in das Dorf Capelle bei Nordkirchen eingeladen. Das Treffen stand unter dem Thema „Ich gehe stiften, ich gehe anstiften, ich bleibe“ und erinnerte an das Dorf- und Kirchenjubiläum „1.000 Jahre Capelle“.

Die KFD sieht sich, wie im Predigtgespräch zur Sprache kam, als „starke Partnerin in Kirche und Gesellschaft“. Die KFD sei ein „Frauenort in der Kirche und offen für Suchende und Fragende“, sagte Tappe.

Kirchen-Situation nicht schönreden

In der Kirche St. Dionysius in Nordkirchen-Capelle bezogen Frauen der KFD-Region Lüdinghausen Stellung für einen Verbleib in der Kirche. | Foto: Johannes Bernard
In der Kirche St. Dionysius in Nordkirchen-Capelle bezogen Frauen der KFD-Region Lüdinghausen Stellung für einen Verbleib in der Kirche. | Foto: Johannes Bernard

Unter dem Applaus der Teilnehmerinnen ermutigte die frühere Pastoralreferentin, in der Gemeinschaft der Glaubenden zu bleiben, ohne sich die Situation schönzureden: „Kirchen werden geschlossen, abgerissen, umgebaut, weil sie von Christen nicht mehr gebraucht werden. Viele sind ausgetreten. Gemeinden werden zusammengelegt.“

Der Pilgertag begab sich auf die Spuren der Stifterin Reimond in Capelle. Im Rahmen der Vorbereitungen für die Feiern zum 1.000-jährigen Bestehen der Kirche in Capelle wurde festgestellt, dass die Kirche auf die Stiftung einer Frau, eben dieser Reimond, zurückzuführen ist. „Sie wollte Orte schaffen, an denen Witwen in Ruhe für das Seelenheil ihrer verstorbenen Ehemänner beten konnten“, informierte Eva Möllenkamp von der KFD St. Dionysius in Capelle.

Adlige Frau stiftete sieben Gotteshäuser

Reimond (oder Richmodis) und ihre Tochter Vrederuna waren Frauen von Adel und gründeten sieben Gotteshäuser im Münsterland: neben Capelle bei Nordkirchen in Varlar, Appelhülsen, Bentlage bei Rheine, Coerde bei Münster, Handorf und Hamm-Uentrop an der Lippe.

„Diese bemerkenswerte Unterstützung einflussreicher Frauen im kirchlichen Bereich ist kein Einzelfall und verdeutlicht, wo letztendlich auch das finanzielle Fundament vieler Kirchen und Klöster begründet liegt“, sagte Möllenkamp.

Frauen stellen unbequeme Fragen

Im Nachdenken über Schlüsselworte sollten die KFD-Frauen überlegen, mit welchem Wort sie Erfahrungen gemacht haben. | Foto: Johannes Bernard
Im Nachdenken über Schlüsselworte sollten die KFD-Frauen überlegen, mit welchem Wort sie Erfahrungen gemacht haben. | Foto: Johannes Bernard

Für Dorothea Tappe ließ der Blick in die Kirchengeschichte unbequeme Fragen aufkommen wie: „Was würden wohl all diese mutigen und christlichen Stifterinnen sagen, wenn sie sehen könnten, welchen niedrigen Stellenwert wir Frauen uns heute in der Kirche auferlegen lassen? Was würden sie sagen, wenn sie wüssten, welche Gräueltaten in ihren Stiftungen vorgenommen wurden, die sie für das Wort Christi und damit für die Menschlichkeit und Nächstenliebe erbauen ließen?“

Dass Frauen auch im Jahr 2023 Stifterinnen werden, zeigte beim Pilgertag das Beispiel der beiden Schwestern Christiane und Hildegard Kuhlmann aus dem Kreis Coesfeld. Die beiden Frauen haben eine Stiftung zur Förderung von Kindern und Jugendlichen in Notsituationen gegründet und berichteten, dass Gebende immer auch Beschenkte seien.

Sinnsprüche und Agape-Feier

Mutmachende Worte erhielten die Teilnehmerinnen bei einem Rundgang durch ein Parkgelände, in dem viele mit Sinnsprüchen beschriftete Tücher aufgehängt waren, und bei einer abschließenden Agape-Feier mit Wein und Brot.

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