"Gottes starke Töchter" in Leipzig: 500 internationale Theologinnen diskutieren

Knop: Benachteiligung von Frauen in Kirche ist weltweites Ärgernis

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"Gottes starke Töchter": Unter diesem Motto diskutieren in Leipzig derzeit 500 internationale Theologinnen über die Situation von Frauen in der Kirche. Ein Bischof ist auch dabei, und der sieht darin ein zentrales Thema.

Die Benachteiligung von Frauen in der katholischen Kirche ist laut der Theologin Julia Knop zu einem weltweiten Ärgernis geworden. "Für Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche und Gesellschaft einzutreten, ist kein Luxus westlicher Gesellschaften, kein Neo-Kolonialismus gegenüber Kulturen, denen die Gleichstellung der Frau nicht zugemutet werden dürfte", sagte sie am Montag zum Auftakt einer internationalen Tagung unter dem Titel "Gottes starke Töchter" in Leipzig. Die Rückmeldungen zur Weltsynode seien eindeutig: Katholikinnen und Katholiken auf der ganzen Welt erwarteten von der Kirche Geschlechtergerechtigkeit.

Die Hybrid-Tagung mit rund 500 Teilnehmenden weltweit wird von der katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen organisiert und findet bis Dienstag statt.

"Einzig und allein, weil sie Frauen sind"

"Die römisch-katholische Antwort auf die Frauenfrage überzeugt nicht nur nicht mehr. Sie treibt Frauen aus der Kirche - und zwar weltweit", betonte die in Erfurt lehrende Dogmatik-Professorin. Die kirchlichen Beharrungskräfte seien immens. "Auch im 21. Jahrhundert noch sind Frauen von wesentlichen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. In der Pastoral treffen sie auf große Widerstände. Viele machen Gewalterfahrungen. Ihre Berufungen werden nicht anerkannt. Leitungsämter werden ihnen verwehrt. Einzig und allein, weil sie Frauen sind."

Kohlgraf: Thema gehört ins Zentrum des Glaubens

"Für Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft einzutreten, bedeutet, für ein humanes Gut einzutreten, wo immer es gefährdet ist", betonte Knop. "Es bedeutet, die gottgeschenkte Würde aller Menschen zu verteidigen. Auch innerhalb der eigenen religiösen Tradition. Auch gegenüber religiösen Autoritäten."

Auch für den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ist die Frauenfrage in der katholischen Kirche nicht nur in Deutschland ein zentrales Thema. "Die Vorbereitungen auf die Weltsynode zeigen das: Die Frage nach der Rolle der Frau auch in Diensten und Ämtern der Kirche ist weltweit in vielen Teilen hochgekommen und wird intensiv diskutiert", sagte er in einem Video-Grußwort zum Auftakt der Tagung. Es sei "wirklich kein nebensächliches Thema, sondern gehört in das Zentrum des Glaubens".

Gleichberechtigung: Viel geredet, wenig gelebt

Wenn die Kirche in dieser Frage nicht weiterkomme, verhindere das in Teilen auch Möglichkeiten der Evangelisierung, erklärte der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Es sei wichtig wahrzunehmen, dass nicht nur Frauen den Eindruck hätten, in der katholischen Kirche werde zwar viel von Menschenwürde und Gleichberechtigung geredet, gelebt werde sie aber am Ende nicht. Die Kirche müsse sich der legitimen Frage stellen, ob es am Geschlecht hänge, wer Christus repräsentieren kann und darf.

"Menschen empfinden die kirchliche Praxis als Ungerechtigkeit und als Hindernis für eine glaubwürdige Verkündigung und einen glaubwürdigen Einsatz für Menschenrechte in anderen Bereichen", sagte Kohlgraf. "Natürlich merke ich als Bischof, dass dieses Thema auch spaltet." Das Beispiel der anglikanischen Kirche zeige, dass es sogar zu einer Kirchenspaltung führen könne. "Aber ich kenne auch den Hinweis, dass wir jetzt schon in einem Zwiespalt, einer Spaltung leben, insofern wir keine zufriedenstellenden Antworten auf diese Frage finden."

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