Heribert Hölz kämpft um jeden Spender für das arme Land

Bosnienhilfe sammelt seit 30 Jahren Spenden - doch es wird schwerer

  • Die Bosnienhilfe am Niederrhein gibt es seit 30 Jahren.
  • Nach Flutkatastrophe und den Bildern aus Afghanistan ist das Land in den Hintergrund geraten.
  • Heribert Hölz wirbt unermüdlich um Spenden, um zum Beispiel Suppenküchen betreiben zu können.

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„Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass es jemanden gibt, der dir in schweren Zeiten hilft.“ Oder: „Sie haben für mich und meine Familie so viel Gutes getan. Ihre Unterstützung und Hilfe hat uns gerettet.“ Briefe wie diese lassen Heribert Hölz nicht zur Ruhe kommen. Der 79 Jahre alte Rentner aus Neukirchen-Vluyn, Gesicht und Motor der Bosnienhilfe, lässt nicht locker.

Noch heute fährt der ehemalige Caritas-Mitarbeiter am ganzen Niederrhein umher, geht unermüdlich in Schulen und Kindertagesstätten und berichtet über die Situation des Landes und die Projekte der Bosnienhilfe. Und das seit 30 Jahren. So lange gibt es die Hilfsaktion schon. Im Oktober 1991 sah Hölz zum ersten Mal die Bilder vom Krieg in Bosnien. Ein Eindruck, der ihn nicht mehr losgelassen hat. Seit dieser Zeit sammelt Hölz für die Menschen in Bosnien und betreibt Öffentlichkeitsarbeit. „Armut ist schlimm“, sagt er. „Doch vergessen werden, ist das allerschlimmste.“

 

Große Armut herrscht im Land

 

Er ist sich bewusst: Neue Nachrichten hat er kaum mitzuteilen. In Bosnien, nach dem Bosnienkrieg in drei Teile zwischen den Serben, den Muslimen und den Kroaten geteilt, gibt es keine neuen guten Entwicklungen. „Es gibt keine Perspektive für die Menschen. Der Eintritt in die EU ist unwahrscheinlich. In Politik und Verwaltung herrschen Korruption. Hilfe ist nicht in Sicht“, sagt er. Hölz weiß, dass er mit einem Hilferuf auf verlorenem Posten steht. Andere Themen stehen im Vordergrund. Die Corona-Pandemie, Afghanistan und vor allem die Flutkatastrophe im Frühjahr.

Er weiß, dass es auch in anderen Erdteilen große Not gibt; in Afrika, in Südamerika, in Indien. Die Liste lässt sich nach seinen Worten beliebig verlängern. Doch Hölz ist unermüdlich. „Auch in Bosnien herrscht große Armut. Da kümmert sich keiner drum. Da gibt es keine Fernsehsendung. Kein Politiker besichtigt die zerstörten Orte. Aus dem Westen nicht. Aus Bosnien nicht. Ganze Dörfer sind immer noch zerstört. Und das seit 30 Jahren.“ Hölz ist in Sorge. „Wer kann, verlässt das Land. Es bleiben die Alten. Wenn ich durch das Land reise, erlebe ich, wie einsam und verlassen die Menschen dort sind“, sagt er.

 

Bosnienhilfe unterstützt Suppenküchen

 

Heribert Hölz bekommt Verdienstorden
Heribert Hölz (Mitte) bekam von Ex-NRW-Ministerpräsident Armin Laschet den Verdienstorden verliehen. Mit dabei war Ehefrau Ursula Hölz. | Foto: Günther Ortmann (Land NRW)

Im Sommer hat er den Spendern einen Brief geschrieben. Es hat um Verständnis dafür geworben, dass die Arbeit für Bosnien angesichts der verheerenden Flutkatastrophe, dem furchtbaren Erdbeben in Haiti und den ungeheuerlichen Nachrichten aus Afghanistan zurückstehen muss, dass „er kleine Brötchen backen musste“. Er hat die Gelegenheit genutzt, für die Unterstützung der ehrenamtlichen Bosnienhilfe einmal Dank zu sagen. Er spürt immer wieder: „Wir sind nicht allein!“

Durch diese Unterstützung kommen pro Monat 10.000 Euro zusammen. Seit 30 Jahren hat die Bosnienhilfe 1,5 Millionen Euro gesammelt. Damit können sie die Suppenküche in Zenica erhalten. In der 130.000 Einwohner großen Stadt, in der 50 Prozent Arbeitslosigkeit herrscht, kochen zwei Frauen täglich 121 Mahlzeiten. Die Suppenküche unterstützt die Bosnienhilfe jährlich mit 15.000 Euro. Eine weitere Suppenküche ist in Budzk bei Banja Luka errichtet worden. Durch die Unterstützung bei dem Kauf von Tieren helfen sie den Bauern, ihre Selbstversorgung zu sichern. Die Familienpatenschaften helfen den notleidenden Familien dort, den Alltag zu überstehen. Nur drei Beispiele von vielen. Für sein Engagement haben Heribert und Ursula Hölz den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen bekommen.

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