Themenwoche „Start der Wallfahrtszeit“ (5) - aus Buddenbaum

Buddenbaum - wo sich Nachbarn um die Pilger und die Kapelle kümmern

  • Die Kapelle in Buddenbaum (Stadt Warendorf) ist seit Jahrhunderten Ziel von Pilgerinnen und Pilgern.
  • Erstmals wurde die Kapelle im Jahr 1550 erwähnt.
  • Der Höhepunkt der Wallfahrtssaison ist die Buddenbaum-Woche ab 2. Juli.

Anzeige

Mit der Lindenblüte beginnt jedes Jahr der Hochsommer. Der süßliche Duft, den die Blüten verströmen, betört nicht nur Bienen und Hummeln. Auch Pilger, die sich im Schatten der alten Bäume an der Kapelle Buddenbaum im Warendorfer Ortsteil Hoetmar niederlassen, verweilen gerne an diesem Ort und lauschen dem Konzert der Insekten. Pfarrdechant Manfred Krampe kann manchmal bei den Open-Air-Gottesdiensten sogar sein eigenes Wort bei dem Gesumme der Insekten nicht verstehen, verrät er lächelnd.

Über allem wacht seit Jahrzehnten das Gnadenbild der Mutter vom guten Rat, das aus der Zeit um 1440 stammt und in einer westfälischen Bilderhauerwerkstatt aus Baumberger Sandstein geschaffen wurde, berichtet Heiner Ruthmann, seit 2009 Vorsitzender des Kapellenvereins. Seit vielen Generationen kümmert sich die Nachbarschaft in der Bauerschaft Buddenbaum und angrenzender Bauerschaften um den schlichten, rechteckigen Backsteinbau. Das ging in der Vergangenheit sogar so weit, dass vor Beginn der jährlichen Wallfahrtswoche Nachtwache in der Kapelle gehalten wurde. Zum Schutz vor Diebstahl der ausgestellten und aus dankbarer Verehrung gespendeten Votivgaben schliefen nachts Nachbarn in der Kapelle. Die Zeiten sind jedoch längst vorbei.

Seit 1550 Kapelle beurkundet

Die Kapelle wurde 1735 von dem Ennigerloher Rechtsanwalt Georg Struick errichtet. Laut Überlieferung soll dieser auf einer Wallfahrt nach Telgte aufgrund eines körperlichen Leidens an der Pieta gebetet und danach geheilt worden sein. Aus Dankbarkeit habe er die Kapelle gebaut. Ein Gedenkstein an der Westseite mit dem Wappen des Anwalts erinnert an den Erbauer.

Sicher sei, dass es schon vor 1735 an diesem Ort eine Marienkapelle gegeben habe, erzählt Ruthmann. Um 1550 wird eine Kapelle, wahrscheinlich eine Stiftung des Klosters Freckenhorst, beurkundet. Die älteste Beurkundung wundertätiger Hilfe ist auf den 20. Mai 1651 datiert und wird im bischöflichen Archiv in Münster aufbewahrt. Der Altar gehört der Spätstufe des Barock, dem Regence-Stil, an. Er gibt mit seinen schönen Schnitzereien einen würdigen Rahmen für die Pieta, dem „Herzstück“, wie Heiner Ruthmann sagt, das das ganze Jahr über Pilger mit ihren Anliegen anzieht. Vor allem in der großen Buddenbaum-Woche, die jedes Jahr um den 2. Juli, dem Fest Maria Heimsuchung, stattfindet.

Zwei Gottesdienste pro Tag

Heiner Ruthmann
Die Nachbarschaft in der Bauerschaft Buddenbaum, zu der auch Heiner Ruthmann gehört, kümmert sich seit Jahrzehnten um die 1735 errichtete Wallfahrtskapelle, die täglich für Pilger geöffnet ist. | Foto: Maria Kessing

In diesem Jahr beginnt sie genau am 2. Juli, einem Sonntag. Täglich werden zwei Gottesdienste, morgens und abends, angeboten. Verschiedene Gruppen, ob Kolpingsfamilien oder Frauengemeinschaften, nicht nur aus dem Kreis Warendorf, machen sich in dieser Wallfahrtswoche auf den Weg nach Buddenbaum. Ein Höhepunkt ist immer die Frauen-Frieden-Fahrradtour. Bis zu 400 Frauen machten sich in Vor-Corona-Zeiten auf den Weg und gestalten einen gemeinsamen Wortgottesdienst, weiß Heiner Ruthmann. In der Pilgertreff-Scheune neben der Kapelle werden sie mit Kaffee, Kuchen und Frühstück bewirtet. „Das ist ein Großkampftag“, sagt Ruthmann. Dieser und die anderen Gottesdienste werden draußen auf dem Kapellenplatz im Schatten der Linden, wo sich Himmel und Erde berühren, gefeiert, da der Platz im Kapellenraum nicht ausreicht.

Krankensalbung, Rosenkranzgebet, Prozessionen, Jugend- und Kindermesse, musikalische Begleitung durch Kirchenchöre und Orchester: Die Veranstaltungen sind sehr abwechslungsreich, berichtet Pfarrer Manfred Krampe. Außerhalb der Wallfahrtswoche finden regelmäßig samstagabends um 18.30 Uhr Gottesdienste in der Kapelle statt, ausgenommen sind einige wenige Termine. Trauungen und Taufen sind ebenfalls dort möglich. Tagsüber ist die Kapelle, solange es hell ist, täglich geöffnet. Die benachbarte Familie Löckmann hat dafür den Schließdienst übernommen.

Innenraum soll renoviert werden

Da der Zahn der Zeit an dem denkmalgeschützten Kleinod genagt hat, wurde das Gebäude im vergangenen Jahr komplett neu ausgefugt. Auch die Fenster wurden renoviert. In diesem Jahr soll die Kapelle unter Einbeziehung des Denkmalamtes auch von innen renoviert werden, berichtet Pastor Krampe. Wunschtermin sei in den Sommerferien nach der Wallfahrtswoche.

Pilger wird es derweil in Freud und Leid immerfort zur Kapelle Buddenbaum ziehen, um dort im Schatten der Lindenbäume und mit dem Gesang der Insekten so manchen süßen Traum zu träumen und Ruhe zu finden, so wie es im gleichnamigen Volkslied vom Lindenbaum vor dem Tore besungen wird.

Anzeige