Forderungen zu Wohnungssanierungen, ÖPNV und Steuervorteilen

Caritas-Chef Neher: Klimaschutzmaßnahmen sozial ausgleichen

  • Der Präsident des Deutschen Caritasverbands, Peter Neher, ruft die kommende Bundesregierung zu sozial gerechter Klimaschutzpolitik auf.
  • Er macht Vorschläge zu Wohnungssanierungen, zum öffentlichen Nahverkehr und zu bisherigen Steuervorteilen.
  • Nehers Amtszeit endet; über seine Nachfolge wird kommende Woche entschieden.

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Der scheidende Präsident des Deutschen Caritasverbands, Prälat Peter Neher (66), ruft die kommende Bundesregierung zu sozial gerechter Klimaschutzpolitik auf. „Es darf nicht sein, dass Menschen, die aufgrund ihrer prekären Lebenssituation wenig zum Klimawandel beitragen, die gleiche Last bei dessen Bekämpfung tragen wie alle anderen. Da braucht es einen Ausgleich und entsprechende politische Weichenstellungen“, sagt Neher der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Konkret schlägt er vor, energetische Wohnungssanierungen nur zu bezuschussen, wenn danach nicht die Mietkosten explodieren. Statt Wohlhabende beim Kauf von Elektroautos zu fördern, brauche es den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und kostenlose ÖPNV-Tickets für finanziell schwächer Gestellte. Enden müssten die Steuervorteile für Dienstwagen, Flugbenzin und Diesel.

 

Lob für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe

 

Zur anstehenden gesetzlichen Neuregelung der Suizidbeihilfe sagt Neher, er sehe die Gefahr, dass Menschen unter Druck geraten könnten, ihr Leben zu beenden. „Es darf nicht dazu kommen, dass sich Menschen verteidigen müssen, die trotz Krankheit, Alter, Einschränkungen und Begrenzungen leben wollen, statt sich endlich den Tod zu wünschen – und so nebenbei auch das Gesundheitssystem von Kosten zu entlasten.“ In einer solchen Gesellschaft wolle er nicht leben, sagt Neher.

Dankbar zeigt er sich für das breite Engagement zur Integration von Flüchtlingen. „Ich sehe es als großen Erfolg, dass viele Menschen, die ab 2015 zu uns geflohen sind, inzwischen auch wirklich angekommen sind – nicht zuletzt in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.“ Es sei „viel wirklich Beeindruckendes“ gelungen, vor allem durch den „gigantischen Einsatz von Ehrenamtlichen“.

 

Wer auf Neher folgen könnte

 

Über die Nachfolge Nehers als Caritas-Präsident entscheidet die Delegiertenversammlung am 13. Oktober. Drei Menschen kandidieren: der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes (51), der Vorstandsvorsitzende der Trierer Caritas, Markus Leineweber (53), und Eva Maria Welskop-Deffaa (62), die bereits dem Vorstand des Deutschen Caritasverbands angehört. Hermes ist einziger Priester unter den Bewerbern.

Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitenden – 80 Prozent sind Frauen – ist die Caritas der größte private Arbeitgeber in Deutschland und der größte Sozialverband Europas.

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