Kommentar zu einer möglichen Lockerung der Corona-Regeln

Corona, Gottesdienst und gesunder Menschenverstand

Bischofskonferenz und Bundesregierung haben eine Lockerung des Gottesdienst-Verbots in Aussicht gestellt. Nun kommt es darauf an, die Gesundheit der Risikogruppen nicht zu gefährden. Womöglich weiß eben die es ohnehin besser, sagt Markus Nolte im Kommentar.

 

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Bischofskonferenz und Bundesregierung haben eine Lockerung des Gottesdienst-Verbots in Aussicht gestellt. Nun kommt es darauf an, die Gesundheit der Risikogruppen nicht zu gefährden. Womöglich weiß eben die es ohnehin besser, sagt Markus Nolte, stellvertretender Chefredakteur von "Kirche-und-Leben.de", im Kommentar.

Was ist wichtiger: Gottesdienst feiern, die Kommunion empfangen, Gemeinschaft erleben – oder noch einige Wochen Kontaktsperre? Wer das entscheiden muss, ist wahrlich nicht zu beneiden, ganz gleich, ob es um die Verantwortlichen im Bund, im Land oder eben in der Kirche geht. Eines aber ist sicher: Die Corona-Krise geht an die Substanz – was die wirtschaftlichen, die emotionalen und auch die geistlichen Folgen angeht. Wie lange kann diese Durststrecke noch zugemutet werden? Wann sind die Folgen der Kontaktsperre ähnlich bedrohlich wie das Virus?

Daher ist es gut, dass sich Bischöfe dafür eingesetzt haben, allmählich auch wieder zu öffentlichen Gottesdiensten zurückzukehren. Ob es dazu gleich des ganz großen Bestecks bedurfte, um mit Verweis auf das Grundrecht der Religionsfreiheit mit ziemlichem Nachdruck Lockerungen zu erzwingen, darf bezweifelt werden. Zum einen ist weiterhin auch das Grundrecht der Versammlungsfreiheit eingeschränkt – was keineswegs Ausdruck willfährigen oder lässigen Umgangs mit dem Grundgesetz ist, sondern in historischer Krise als sehr ernste, verantwortungsbewusste Maßnahme um eines höheren Guts willen geschah: der Gesundheit der Bevölkerung.

 

Auch Priester gehören zur Risikogruppe

 

Der muss nun akribisch auch jede einzelne Maßnahme gerecht werden, die für Gottesdienste mit mehr Öffentlichkeit gelten soll. Eine begrenzte Zahl an Teilnehmern ist gut – aber wer schickt den nach Hause, der die Nummer eins jenseits dieser Grenze ist? Der Verzicht auf einen körperlich ausgedrückten Friedensgruß ist klar – aber wie soll ein hygienisch unbedenklicher Empfang der heiligen Kommunion gelingen?

Der Verzicht auf Altersbeschränkungen ist eine Selbstverständlichkeit – aber ist der Hinweis überhaupt nötig? Denn zum einen gehört der Großteil der Gottesdienstteilnehmer ohnehin zu den höheren Altersgruppen, damit aber auch zur Risikogruppe, was im Übrigen auch für viele Priester gilt, die diesen Gottesdiensten vorstehen. Zum anderen zeigt der aktuelle Deutschlandtrend der ARD, dass gerade Ältere mehr Verständnis für die Corona-Einschränkungen haben. Es ist sehr zu hoffen, dass auch alle anderen mit gesundem Menschenverstand handeln. Im Namen der Nächstenliebe.

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