St. Marien Oldenburg will weißen Turm ungewöhnlich einsetzen

Der Kirchturm wird zur Leinwand

  • Ein neu gestrichener weißer Kirchturm ragt über die Dächer von St. Marien Oldenburg.
  • Die Gemeinde will ihn zur Verkündigung nutzen und kam auf eine ungewöhnliche Idee.
  • Nach drei Jahren Spendensammeln will die Gemeinde nun einen Laser-Projektor für wechselnde Bilder auf dem Turm in Betrieb nehmen.

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Genau 60 Jahre alt und reichlich verwittert – so sah der Kirchturm von St. Marien Oldenburg im Herbst 2018 aus. Zum Jubiläum beschloss die Gemeinde, das frei stehende Bauwerk neu anstreichen zu lassen.

Zugleich kam im Kirchenausschuss die Idee auf, den neu in Weiß strahlenden, 25 Meter hohen Turm auch neu zu nutzen. „Zur Verkündigung unseres Glaubens“, sagt Maria Bösenberg, die damals mit entschieden hat. „Das kann doch auch anders geschehen als durch das Läuten von Glocken.“ Dafür sei „gerade dieser auffallend schlichte Bau“ doch „wie geschaffen“.

 

Die Idee „Laserprojekt“ setzte sich durch

 

Beim Jubiläums-Pfarrfest im selben Jahr rief die Gemeinde zu einem Ideenwettbewerb auf. Maria Bösenberg und ihr Mann Holger brachten mit anderen die Idee eines Laserprojekts mit wechselnden Bildern auf einer Wand des Turms ins Gespräch. Übertragen von einem Projektor neben dem Pfarrheim. Bibeltexte, Bilder, Filme – alles sei möglich.

„Ich war von der Möglichkeit von Anfang an begeistert“, erinnert sich Maria Bösenberg. „Weil es nun möglich ist, unseren wunderbaren christlichen Glauben aus den Kirchenmauern hinauszutragen, ihm Strahlkraft zu geben, zum Gespräch darüber anzuregen.“

 

Beispiele für Laser-Lichtprojekte

 

Maria Bösenberg kennt Beispiele. Sie erinnert an die Kathedrale von Chartres in Frankreich, die ähnlich angestrahlt werde. Oder an die Leuchtbuchstaben am Turm der Heilig-Kreuz-Kirche in Münster. „Die sind allerdings fest installiert“, sagt sie. „Das wollten wir nicht.“ Das Besondere am Kirchturm von St Marien soll der wöchentliche Wechsel sein, von Bildern und Sprüchen.

Die Idee setzte sich nach dem Pfarrfest durch. Aber die Gemeinde brauchte Geld, um sie zu verwirklichen. Vor allem für den Laserprojektor, der Bilder und Texte an die Turmwand übertragen sollte. Gut 25.000 Euro Kosten, so schätzte man damals.

 

Drei Jahre Spenden gesammelt

 

Die Gemeinde warb um Spenden, fast drei Jahre mit immer neuen Aktionen. Maria Bösenberg organisierte auch private Sammlungen und bat bei der Einweihung ihrer neuen Praxis als Allgemeinmedizinerin um Spenden.

Zudem erhielt die Gemeinde aus einem Sonderfonds des Bischöflichen Offizialats Vechta 3.000 Euro; unter dem Leitwort „Gute Idee“ unterstützt das Offizialat damit beispielhafte Projekte der Seelsorge in Gemeinden. Schließlich kamen rund 18.000 Euro zusammen. Mehr als genug, weil der Preis für den Projektor gesunken ist. Nun kann er angeschafft werden.

 

Wöchentlich kommt Neues auf den Turm

 

Was der Projektor nun übertragen soll, wird künftig eine Arbeitsgruppe beraten. Maria Bösenberg und ihr Mann wollen die letzte Verantwortung übernehmen, dass wöchentlich wirklich etwas Neues gezeigt wird.

Was den konkreten Inhalt angehe, so wolle man „völlig frei“ gestalten, betont die Verantwortliche. Sie hofft auf Ideen aus dem Seelsorgeteam, aus dem Pfarreirat, überhaupt von Menschen aus der Gemeinde. „Besonders schön wäre es, wenn Jugendliche mitmachen würden.“

 

Vielfältige Botschaft auf dem Turm

 

Jedenfalls solle die Botschaft am Turm „vielfältig“ sein, sagt die Ideengeberin. „Sie soll vor allem überraschen, manchmal auch provozieren und neugierig machen, was die katholische Kirche zu sagen hat.“ Über den Dächern einer Stadt, in der nur jeder siebte Mensch katholisch sei, könne das besonders spannend sein.

Bestimmt stehe dort demnächst auch einmal: „Herzlich willkommen, lieber Pastor“, sagt Maria Bösenberg. Denn nach dem Wechsel von Pfarrer Jan Kröger nach Rheine im vorigen Sommer wartet die Gemeinde St. Marien auf einen neuen Pfarrer.

Gemeinde St. Marien Oldenburg
Der Kirchturm von St. Marien ist mit 60 Jahren noch jung. Auch die Pfarrkirche selbst wurde erst 1950 errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren 40.000 Flüchtlinge und Vertriebene in die Stadt geströmt und stellten das katholische Leben dort mit zuvor nur zwei Kirchen vor neue Herausforderungen. St. Marien war die erste Kirche, die damals neu gebaut wurde, mit viel Eigenarbeit der neuen Katholiken.

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