Priester verlässt St. Marien – Zum Pfarrer von St. Antonius Rheine ernannt

Jan Kröger – Pfarrer für 64 Nationen in Oldenburg

Im November wird Jan Kröger Pfarrer in Rheine. Er hat jetzt neun Jahre in Oldenburg gearbeitet. Wenige Katholiken, überhaupt wenige Christen, aber viele Fremde. Wie prägt das einen Pfarrer?

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Manche Kirchenbesucher würden bei diesem Gottesdienst in St. Marien Oldenburg kein Wort verstehen. Wenn sie nicht sicher in Fremdsprachen wären. Zu Beginn heißt es etwa: „In the name of the Father, and of the Son and of the Holy Spirit“. Und am Ende: „Go forth, the mass ist ended.“ Eine Messe auf Englisch. Sie gehört zum festen Angebot an Gottesdiensten in St. Marien, einer völlig normalen Pfarrkirche in der zweitgrößten Stadt des Bistums.

Aber sie steht in einer Gemeinde, die vielleicht doch nicht so normal ist, wie Pfarrer Jan Kröger zu bedenken gibt. Denn diese hat Menschen angezogen, die sich Oldenburg nie als Heimat vorgestellt hatten.

 

Englische Messe für die Fremden

 

In den letzten Jahren waren es vor allem Menschen von den Philippinen. Dort ist Englisch eine offizielle Landessprache, neben vielen Regionalsprachen. Vor allem sie besuchen diese Messe auf Englisch.

„Ein solches Angebot spricht sich natürlich herum in der Stadt“, sagt Pfarrer Kröger. Inzwischen sieht er afrikanische Flüchtlinge dort und US-amerikanische Studenten. Einmal im Monat bietet St. Marien diese Messe an, gefeiert von Pater Biju, einem indischer Priester.

 

„Doppelte Diaspora“

 

Oldenburg sei immer schon anders gewesen, sagt Pfarrer Kröger. Zum Beispiel als klassische Diasporastadt mit wenigen Katholiken etwa, 15 Prozent sind es in St. Marien. In einem Umfeld, das ohnehin wenig christlich geprägt ist: Mehr als die Hälfte der Menschen in Oldenburg haben überhaupt kein Bekenntnis. „Doppelte Diaspora“ nennt Kröger das.

Und die Stadt ist bunt. Pfarrer Kröger hat einmal die Nationen gezählt, die in seiner Gemeinde leben; auf 64 ist er gekommen.

 

Aus Vietnam und Äthiopien

 

Neben den Menschen von den Philippinen gehören etwa Flüchtlinge aus Äthiopien dazu, eritreisch-orthodoxe Christen, denen die Gemeinde eine Filialkirche für Wortgottesdienste zur Verfügung stellt. Auch Vietnamesen leben hier, Flüchtlinge, die schon vor 35 Jahren nach Oldenburg kamen und jetzt ein fester Teil der Gemeinde sind.

„Die fremden Menschen sind für unsere Gemeinde ein belebendes Element“, betont Pfarrer Kröger. Auch in der Art, wie sie die Kirche sehen. „Wir Deutschen trennen gerne zwischen Amtskirche und Gemeinde. Wenn nur die Gemeinschaft in der Gemeinde stimmt – dann bleiben wir.“ Ganz anders bei den Fremden. „Zwischen ihnen war immer der Glaube die Brücke, nicht die Pfarrei. Und den leben sie sehr intensiv.“

Beispielhaft, findet Pfarrer Kröger. Denn eine Gemeinde sei ja schließlich nicht einfach nur Gemeinschaft „wie ein Sportverein“.

 

Neues Zentrum für Familien

 

„Internationale Gemeinde“ – so steht es auch im Pastoralplan von St. Marien. Da steht aber auch „familienfreundliche Gemeinde“. Mit Grund. Denn Oldenburg wächst, viele junge Familien ziehen in die Stadt, wollen dort neu anfangen. Zum Beispiel auf dem ehemaligen Flughafen der Luftwaffe im Ortsteil Alexandersfeld. Dort entsteht ein Neubaugebiet mit 600 Wohnungen.

Das gehört zu St. Marien, und die Gemeinde reagiert mit einem eigenen Immobilienkonzept. Sie baut dort einen zweiten Kindergarten mit drei Gruppen und ein neues Pfarrheim, neben der Filialkirche St. Christophorus. „Eine Art Familienzentrum“ nennt der Pfarrer das.

 

Zwei Millionen investiert

 

Mehr als zwei Millionen Euro investiert die Kirche dort; bis zum Jahresende soll alles fertig sein. „Wir wollen da sein, bevor die ersten Schornsteine rauchen“, das hatte Kröger als Ziel ausgegeben. „Das schaffen wir wahrscheinlich so gerade.“

Natürlich bleibe die Frage, für die Gemeinde: „Wie holt man Leben in so ein Haus?“ Das gibt Kröger zu. Denkbar seien offene Angebote für Familien: Treffpunkte zum Kaffeetrinken oder Krabbelgruppen etwa. Da sei eben Kreativität gefragt, das Konzept müsse noch weiter entwickelt werden.

Seine eigenen Ideen kann der dort nicht mehr verwirklichen. Denn am 3. Oktober verabschiedet er sich von St. Marien. Bischof Felix Genn hat ihn zum Pfarrer von St. Antonius Rheine ernannt. Dort wird er am 29. November eingeführt.

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