Mehrere hundert Tote befürchtet – Verantwortung unklar

Entsetzen nach Raketentreffer auf christliches Hospital in Gaza

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Eine Rakete hat das einzige christliche Krankenhaus in Gaza getroffen, mehrere hundert Tote werden befürchtet. Wer die Rakete abfeuerte, ist noch unklar. Kirchenvertreter und Politiker weltweit äußerten sich entsetzt.

Nach einem Raketeneinschlag in das einzige christliche Krankenhaus im Gazastreifen, das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza, spricht die anglikanische Kirche in Jerusalem von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. „Krankenhäuser sind nach den Grundsätzen des humanitären Völkerrechts Heiligtümer, doch dieser Angriff hat diese heiligen Grenzen überschritten“, heißt es in einer Stellungnahme des anglikanischen Bistums Jerusalem, des Trägers der Klinik.

Nach Angaben des Menschenrechtsbeauftragten der Vereinten Nationen, Volker Türk, wurden bei der durch Beschuss ausgelösten Explosion mehrere hundert Menschen getötet. Israel und die radikalislamische Hamas geben sich gegenseitig die Schuld für den Angriff.

Anglikaner: Grausamer Angriff

Die Anglikaner verurteilten „diesen grausamen Angriff, der sich im Herzen des Gazastreifens" ereignet habe, wo es weiter keine sicheren Zufluchtsorte gebe. Die Kirche riefen die internationale Gemeinschaft dringend auf, „ihrer Pflicht zum Schutz der Zivilbevölkerung nachzukommen und dafür zu sorgen, dass sich solche unmenschlichen und schrecklichen Taten nicht wiederholen“.

Das Oberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby, sprach auf X von einem „entsetzlichen und verheerenden Verlust unschuldiger Menschenleben“. Die Zivilbevölkerung müsse geschützt werden, so der Erzbischof von Canterbury. „Ich trauere mit unseren Brüdern und Schwestern – bitte beten Sie für sie.“

UN und Scholz entsetzt – „Den Vorfall aufklären“

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem sprach der anglikanischen Schwesterkirche Solidarität aus. Es kündigte an, am Mittwoch in Trauer um die unschuldigen Getöteten im Gazastreifen allgemein und besonders im Al-Ahli-Krankenhaus seine Büros geschlossen zu lassen. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas kündigte nach Angaben der Nachrichtenagentur Wafa eine dreitägige Staatstrauer an.

UN-Menschenrechtsbeauftragter Türk zeigte sich entsetzt über den Tod von Patienten, medizinischem Personal und Familien, die im Krankenhaus Zuflucht gesucht hatten. „Wieder einmal die Schwächsten. Das ist völlig inakzeptabel“, sagte er. Krankenhäuser seien unantastbar und müssten um jeden Preis geschützt werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich bei X entsetzt über den Vorfall. Es sei wichtig, dass er „sehr genau aufgeklärt wird“.

Verantwortung für Rakete unklar

Die Zeitung „Haaretz“ hatte Dienstagnacht unter Berufung auf die radikalislamische Hamas und den anglikanischen Erzbischof von Jerusalem, Husam Elias Naoum, von einem israelischen Luftangriff gesprochen. Die israelische Regierung hingegen erklärte auf X, es habe sich um eine fehlgeleitete Rakete gehandelt, die die Terrororganisation Islamischer Jihad auf Israel habe abfeuern wollen.

Israels Armee bekräftigte dies am Mittwoch: „Nach einer zusätzlichen Überprüfung und einem Kreuzverhör der operativen und nachrichtendienstlichen Systeme“ sei klar, dass die israelische Armee das Krankenhaus in Gaza nicht getroffen habe.

Das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus war bereits am Samstag bei einem Luftangriff beschädigt worden. Dabei wurden nach Angaben der anglikanischen Kirche vier Menschen verletzt.

Erklärung der Bischöfe
Die katholischen deutschen Bischöfe fordern mehr Schutz für Zivilisten im Nahost-Konflikt. "Die Schwächsten - Alte, Kranke und Kinder - dürfen nicht zu Opfern werden", mahnte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, auf der Die katholischen deutschen Bischöfe haben mehr Schutz für Zivilisten im Nahost-Konflikt gefordert. "Die Schwächsten - Alte, Kranke und Kinder - dürfen nicht zu Opfern werden", mahnte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, auf der Plattform X. Er äußerte sich vor dem Hintergrund einer Explosion in einem Krankenhaus in Gaza. | KNA

Update 15 Uhr: Deutsche Bischöfe, Erklärung im Kasten.

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